Flächige Ausuferrungen durch ein wieder hergestelltes Wasserregime des Burgauenbaches im Leipziger Auwald
Bildrechte: Mathias Scholz/UFZ

Renaturierung Hochwasserschutz und Wasserspender: Leipziger Auwald soll revitalisiert werden

06. Juni 2024, 05:00 Uhr

Wasser ist eines der großen Themen unserer Zeit, entweder, weil es ausbleibt und die Landschaften austrocknen. Oder weil zu viel Regen auf einmal kommt und Hochwasser für Probleme sorgt. In beiden Fällen kann die Natur helfen – wenn man sie lässt. In und um die Stadt Leipzig ist man darum dabei, den Auwald zu renaturieren. Was das bringen kann.

Er ist Leipzigs grüne Lunge – der Auwald verläuft von Süd nach Nord mitten durch die Stadt. Und so ein Auwald braucht vor allem eines: Wasser. Viel davon. Ein Auwald will und muss regelmäßig überflutet werden, damit er funktionieren kann.

Anfang der Woche steht Sachsens Unweltminister Wolfram Günther am Rande des Auwalds. Er sagt: "Unsere Auen und auch dieser Auwald hier hat mehrere Funktionen. Die eine ist tatsächlich, wenn zu viel Wasser da ist, dieses Wasser in der Landschaft zurückzuhalten. Und im anderen Fall, wenn wir lange anhaltende Trockenphasen haben, dass dieses gespeicherte Wasser dann noch vorhanden ist und langsam wieder abgegeben werden kann."

Das Problem ist: Es kommt nicht ausreichend Wasser an. Günther steht an einem Deich südlich der Stadt. Hier verläuft eine Schleuse zwischen einem Rückhaltebecken und dem Waldgebiet. Kommt ein Hochwasser, kann es an dieser Stelle ins Grün geleitet werden. Es ist der erste Abschnitt des Projekts "Dynamische Aue", welches das angrenzende Waldgebiet wieder naturnäher gestalten will.

Leipziger Auwald soll renaturiert werden

Vor Ort wird an diesem Tag eine weitergehende Vereinbarung zwischen den Städten Schkeuditz und Leipzig und dem sächsischen Umweltministerium unterschrieben. Dazu sagt Unweltminister Günther: "Wir werden einen Masterplan für das gesamte System von Elster und Luppe entwickeln. Das ist ein Raum, der von der Landesgrenze weit südlich geht – mit Zwenkau und auch der sogenannten Beton Elster – bis zur Landesgrenze wieder hinter Schkeuditz nach Sachsen-Anhalt in den Auwald."

Wesentlicher Bestandteil dieses Masterplans ist laut Günther ein angestrebtes Naturschutzgroßprojekt, an dessen Ende eine weitgehend revitalisierte Auenlandschaft stehen soll. Im Kern geht es darum, wieder mehr Wasser in den Wald zu bringen und das früher weitverzweigte Gewässernetz in den noch vorhandenen Strukturen wiederzubeleben.

Zum Projekt sagt Günther: "Das ist ein Format, das der Bund entwickelt hat. Dafür gibt der Bund ganz wesentliche Finanzmittel, da geht es um mehrere Millionen Euro. Mit diesem Geld kann man erstens eine ordentliche Planung machen und in einer zweiten Phase diese Planung dann auch umsetzen, natürlich unter einer gewissen finanziellen Beteiligung durch das Land und die Kommunen." Gute Planung ist auch nötig, denn es gilt einiges zu retten.

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung: Leipziger Auwald stark gefährdet

Im mitteleuropäischen Vergleich gebe es in der Region mitunter die größten Auenbereiche mit sehr wertvollen Hartholzwäldern, sagt der Auenexperte Mathias Scholz vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung: "Sie zählen nach der FFH Kartierung zu den besten Wäldern überhaupt."

Sie seien sehr wichtig für die Biodiversität, sagt Scholz. Hartholz-Auenwälder zählten zu den artenreichsten Waldökosystemen. Allerdings sein sie in Gefahr: "Diese zahlreichen Waldbereiche, die sehr groß sind und eine hohe Bedeutung für den Naturschutz haben – wie zum Beispiel auch der Leipziger Auwald – sind sehr stark gefährdet, weil diese Wälder zum Teil durch den Flussausbau nicht mehr vom Hochwasser erreicht werden."

Wie Auwälder bei Hochwasser helfen können

Dabei ist nicht die Rede von extremem Hochwasser wie aktuell im Süden Deutschlands. Doch auch in einem solchen Fall können Auwälder helfen. Scholz erklärt, wie: "Sie können das Wasser eben länger zurückhalten. Sie sorgen dafür, dass das Wasser besser in den Boden infiltriert und dann nach einer solchen Hochwasserwelle auch wieder in die Landschaft abgegeben werden kann."

Der Auwald funktioniere also wie ein Schwamm, sagt Scholz. Allerdings seien solche Auwälder wie der in Leipzig in Deutschland heute weitgehend verschwunden. Sie hätten in vielen Fällen dem Acker- oder Siedlungsbau weichen müssen.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 06. Juni 2024 | 06:00 Uhr

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