Elisabeth Voigt, Mutter und Kind, um 1925, Öl auf Leinwand, 87 x 51 cm 4 min
Die Ausstellung "Rollenbilder" zeigt einen Bestand an Werken von Frauen in der Leipziger Kunstsammlung des MdbK. Sie setzt sich auch kritisch mit der eigenen Sammlungsgeschichte und dem Mangel an weiblichen Kunstperspektiven darin auseinander. Mehr dazu von Ulrike Thielmann. Bildrechte: Museum der bildenden Künste

Ausstellung "Rollenbilder" Leipziger Bildermuseum arbeitet fehlende weibliche Perspektive auf

07. November 2024, 13:14 Uhr

Frauen hatten in den vergangenen Jahrhunderten große Schwierigkeiten als Künstlerin zu leben und Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt nun Werke von Frauen aus der eigenen Sammlung und setzt sich kritisch mit der eigenen Sammlungsgeschichte auseinander, in der Künstlerinnen stark unterrepräsentiert sind.

"Rollenbilder" lautet der Titel einer neuen Ausstellung im Leipziger Museum der bildenden Künste (MdbK), die sich ab dem 7. November mit den Frauen in der eigenen Sammlung befasst. Die Schau widmet sich den wenigen aktiven Künstlerinnen, die vor allem in den früheren Jahrhunderten kaum Aufmerksamkeit und Unterstützung erhielten. Gezeigt werden Werke, die ab dem 16. und bis ins frühen 20. Jahrhundert entstanden sind.

Farbige Zeichnung von drei Tulpen.
Maria Sibylla Merian (1647-1717) wurde durch ihre realitätsnahen Abbildungen von Pflanzen und Tieren bekannt. Bildrechte: MdbK

Dabei untersucht die Schau, welche Rolle die Frauen zwischen gesellschaftlicher Rollenzuschreibung und eigenständiger Kunstpraxis wahrnehmen konnten – und teils selbstbewusst ausgeübt haben.

Selbstkritik des MdbK

Kritisch hinterfragt wird in der Schau auch die eigene Sammlungsgeschichte. So hingen 2022 in der ständigen Ausstellung des MdbK lediglich fünf Bilder von Malerinnen. Inzwischen hat das Museum diesen Teil der Aufarbeitung im eigenen Depot vorangetrieben, was in der aktuellen Schau zu sehen ist.

Weiße Statue einer knabenhaften jungen Frau, die vor ihrer Brust ein Schwert umarmt.
Jean-Auguste Barre nach einem Original von Marie-Christine Prinzessin von Orléans: Jeanne d’Arc, 1840, Marmor. Bildrechte: Museum der bildenden Künste

Ausgestellt werden Werke, die bislang kaum oder gar nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren – von Malerei über Handzeichnung, Druckgrafik bis zur Skulptur. Sie stammen von Künstlerinnen wie Käthe Kollwitz, Elisabetta Sirani, Susette Hauptmann, Berthe Morisot oder Renée Sintenis.

Die Texte für die Ausstellung haben Leipziger Studierende der Kunstgeschichte geschrieben. Dabei stand die Frage im Raum, ob man sie plakativer gestalten solle, sagte Kuratorin Sabine Hoffmann bei MDR KULTUR. Man entschied sich aber letztlich einhellig dagegen.

Nur als Akt im Museum?

In der Ausstellung wird auch gefragt, ob Frauen nackt abgebildet sein müssen, damit es ein Bild ins Museum schafft. Dazu werden beliebte weibliche Rollenbilder in der Kunst – die Muse, die Heilige, die Femme fatale, die Mutter – mit Werken illustriert.

Eine nackte Frau hält eine Öllampe über einen schlafenden Engel in einem Bett.
Das Ölgemälde "Amor und Psyche" von Elisabetta Sirani ist um 1660 entstanden. Bildrechte: MdbK

Sie sind teils von Frauen gemalt und gezeichnet. Mit dabei ist beispielsweise ein geerdetes Mutterbild von Elisabeth Voigt, einst erste Professorin an der Leipziger Kunsthochschule, gemalt 1925.

Im Gegensatz dazu steht ein Bild der leicht bekleideten Elsa Asenijeff, gemalt von ihrem zeitweisen Lebensgefährte Max Klinger um 1904. Es steht symptomatisch für die Leipziger Verhältnisse in der Malerei um 1900 und zeigt Klingers ambivalentes Verhältnis zum anderen Geschlecht auf.

Doch nicht nur Männer, auch andere Frauen malten mit männlich-sexualisiertem Blick, wie eine bislang unbekannte Zeichnung von Lily Herrmann-Conrady von 1918 zeigt.

Eine monochrome Zeichnung zeigt einen auf dem Boden liegenden Körper inmitten von Blumen und Pflanzen.
Käthe Kollwitz zeigt in ihrer Grafik "Vergewaltigt" eine der düstersten Erfahrungen von Frauen. Bildrechte: IMAGO / piemags

Lilla Cabot Perry - Mäzenatin von Claude Monet

Eines der gezeigten Selbstporträts stammt von der us-amerikanischen Impressionistin Lilla Cabot Perry (1848-1933). Das Gemälde ist laut MdbK ein Impulsgeber für die Ausstellung gewesen. Die Künstlerin habe Claude Monet gefördert und sich in dessen Haus im Giverny bei der Arbeit an der Staffelei gemalt.

Gemälde: Eine Frau mit großer Fliege um den Hals steht vor einer Leinwand.
Lilla Cabot Perry schaut auf ihrem 1891 entstandenen Selbstbildnis selbstbewusst zum Betrachter – oder zur Betrachterin. Bildrechte: Terra Foundation for American Art, Daniel J. Terra Collection, Chicago

Perry war zudem eine der Malerinnen, die mit ihrem Schaffen entscheidend zum Lebensunterhalt ihrer fünfköpfigen Familie beitragen konnte. Damit steht sie im Gegensatz zu vielen anderen kreativen Frauen, denen ihr künstlerisches Leben durch gesellschaftliche Konventionen oder die Verweigerung einer professionellen künstlerischen Ausbildung verwehrt wurde.

Infos zur Ausstellung

Rollenbilder. Frauen in der Sammlung des MdbK
7. November 2024 bis 11. Mai 2025

Museum der bildenden Künste Leipzig
Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig

Öffnungszeiten:
Montag geschlossen
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag - 10 bis 18 Uhr
Mittwoch - 12 bis 20 Uhr

Quelle: MDR KULTUR, Museum der bildenden Künste
Redaktionelle Bearbeitung: op, bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 07. November 2024 | 08:30 Uhr

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