Pfarrer Robert Moore, Künstlerin Shannon Maisel und Politikwissenschaftlerin Erica Larson Bautze in einer Bildcollage nebeneinander
Seit 100 Tagen ist Donald Trump wieder im Amt und sorgt mit seiner Politik für Unruhe. Drei US-Amerikaner aus Leipzig machen sich daher große Sorgen um ihre Heimat. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

US-Amerikaner in Leipzig 100 Tage Trump: "Das ist nicht mehr mein Amerika"

29. April 2025, 06:00 Uhr

Mit dem 29. April regiert der amtierende US-Präsident Donald Trump seit 100 Tagen wieder die USA. Egal ob in der Handelspolitik, im Umgang mit Forschung, Migration oder dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine - seine Politik sorgt für Unruhe weltweit. Ein in Leipzig lebender Pfarrer, eine Künstlerin und eine Politikwissenschaftlerin mit amerikanischer Staatsbürgerschaft erzählen über ihre Erfahrungen mit der Trump-Regierung und blicken mit großer Sorge auf ihre Heimat.

Künstlerin Shannon Maisel, Gastpfarrer Robert Moore und Politikwissenschaftlerin Erica Larson Bautze: Alle drei haben die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und leben schon seit vielen Jahren in Leipzig. Auch wenn alle drei aus ganz unterschiedlichen Lebenslagen kommen, zwei gemeinsame Nenner gibt es für sie: Sie sind besorgt um die Zukunft der USA und um die Beziehungen zu Deutschland. Und alle drei reden mit ihren Familien nicht mehr über Politik, denn das führe nur zu Streit. Die drei in Leipzig lebenden US-Amerikaner lehnen Trumps Politik ab, im Gegensatz zu Teilen ihrer Familien.

Eine Frau mit Brille und dunklem Pullower sitzt auf einem Stuhl. 1 min
Bildrechte: MDR/Leven Wortmann
1 min

Bald sitzt Donald Trump seit 100 Tagen wieder im Weißen Haus und sorgt mit seiner Politik oft für Unruhe. Doch wie nehmen Amerikaner, die in Sachsen leben, den Präsidenten wahr? Die Künstlerin Shannon Maisel berichtet.

MDR FERNSEHEN Fr 25.04.2025 12:49Uhr 01:07 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/video-amerikaner-trump-deutschland-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Angst vor Reaktionen der Deutschen

Seit sechseinhalb Jahren lebt Shannon Maisel mit ihrer Familie im Leipziger Norden. Die US-Künstlerin hat schon überall auf der Welt gelebt und weiß daher, wie man im Ausland auf die USA blickt: "Ich kenne das schon aus der Zeit vom 11. September und dem US-Einsatz im Irak. Ich habe noch nicht das Gefühl, dass die Menschen mich hassen, aber ich glaube, das wird kommen."

Ich habe noch nicht das Gefühl, dass die Menschen mich hassen, aber ich glaube, das wird kommen.

Shannon Maisel Leipziger Künstlerin

Für den Gastpfarrer der Leipziger Thomaskirche Robert Moore ist das keine Angst. "Ich denke, dass die Deutschen wissen, dass ich als Amerikaner nichts für diese Politik kann. Mir begegnen nur immer häufiger die Fragen: Warum haben die Amerikaner Trump gewählt?" Darauf habe er aber auch keine gute Antwort.

Gastpfarrer Robert Moore vor der Leipziger Thomaskirche.
Robert Moore ist 2016 mit seiner Frau nach Leipzig gezogen, um hier an der Thomaskirche als Pfarrer zu arbeiten. Bildrechte: Michael Bader

Sorge um die Renten

"Es ist ein absolutes Privileg hier in Leipzig leben und arbeiten zu können", sagte Moore. Den Großteil seines Lebens habe er aber in das US-Rentensystem eingezahlt. Er sorge sich daher mehr um die Wirtschaft, gerade der durch die Zoll-Politik betroffene Aktienmarkt werde für ihn zum Problem.

Ich habe Angst, dass ich wegen Trumps falscher Wirtschaftspolitik kaum noch Rente bekommen werde.

Robert Moore Gastpfarrer in der Thomaskirche

Trump habe einfach keine Ahnung von Wirtschaft: "Wegen ihm stürzt der Aktienmarkt ein und meine Rente, so wie die fast aller Amerikaner, kommt aus einem Pensionsfonds, der von den Aktienkursen abhängig ist." Er könne täglich zuschauen, wie die eigene Altersabsicherung schrumpfe.

Republikaner in Leipzig sind selten

Auf die Frage, ob sie auch Amerikaner in Sachsen kennen, die pro Trump sind, antworten alle mit nein. Und es sei schwer, welche zu finden. Moore und auch Maisel erklären es sich damit, dass Anhänger der Demokraten etwas weltoffener sind und eher ins Ausland gehen. Maisel sagt noch dazu: "Wer denkt, 'America first', der wird wahrscheinlich eher weniger gerne sein geliebtes Heimatland verlassen."

Wer denkt, 'America first', der wird wahrscheinlich eher weniger gerne sein geliebtes Heimatland verlassen.

Shannon Maisel Leipziger Künstlerin

Die Leipziger Künstlerin Shanon Maisel.
Die Leipziger Künstlerin hat ihr Atelier im Norden der Stadt. In ihrer Kunst beschäftigt sie sich viel mit der politischen Situation in den USA. Bildrechte: MDR/Leven Wortmann

Trump-Politik ist überall

Als stellvertretende Direktorin und Politikwissenschaftlerin beim Deutsch-Amerikanischen Institut Sachsen hat Erica Larson Bautze sowohl privat, als auch beruflich mit der Trump-Politik zu tun. "Man hat das Gefühl, nie zur Ruhe zu kommen. Ich möchte und muss immer wieder die Schlagzeilen lesen oder bekomme Nachrichten von der Familie in den USA zur aktuellen Situation." Dieses Dauerfeuer an Trump-Politik macht irgendwann einfach müde, erzählt Bautze.

Erica Larson Bautze.
Erica Larson Bautze ist die stellvertretende Direktorin und Politikwissenschaftlerin beim Deutsch-Amerikanischen Institut Sachsen. Seit 20 Jahren lebt sie in Deutschland und kann sich nicht vorstellen, in die USA zurückzuziehen. Bildrechte: MDR/Leven Wortmann

Für ihre Arbeit ist Bautze auch viel in Schulen unterwegs und macht politische Bildungsarbeit. Da hört sie oft die Frage, warum die Amerikaner Trump denn nochmal gewählt hätten. Wie auch Moore, hat auch die Politikwissenschaftlerin hierfür keine Antwort. "Ansonsten habe ich das Gefühl, dass mir hier in Deutschland viele Leute mit Verständnis und auch Mitleid für die Situation in den USA begegnen," erzählt Erica Larson Bautze über ihre Erfahrungen.

Rückzug in USA ist nicht vorstellbar

Während der ersten Amtszeit von Trump 2016 hatte Erica Larson Bautze nochmal mit ihrer Familie für eine Weile in den USA gelebt. Seitdem kann sich die 36-Jährige nicht mehr vorstellen in die Staaten zurückzuziehen. Sie habe damals erlebt, welchen Einfluss Trump haben kann. "Da diese Frage für mich geklärt ist, ist die viel größere Sorge, was bei einem Besuch in den USA passieren wird."

Ich habe gesehen, welche Auswirkungen Trump auf die Universität hatte, an der ich arbeiten wollte. Damit stand ein weiteres Leben in den USA für mich und meine Familie außer Frage.

Erica Larson Bautze Politikwissenschaftlerin aus Leipzig

Nachdem bereits deutsche Touristen trotz Visum in den USA festgenommen wurden, fragt sich Bautze, wie sehr sie sich noch auf die Justiz verlassen kann, wenn sie das nächste Mal in die Staaten reist.

Sie stellt sich aber auch alltägliche Fragen, wie zum Beispiel, ob es in den Nationalparks noch genügend Hilfskräfte oder öffentliche Toiletten geben wird, nachdem die Trump-Regierung viele Mitarbeiter einfach gekündigt hat.

Ähnlich sieht es auch Shannon Maisel. Sie plant auch nicht zurückzuziehen und macht sich Sorgen um ihre Besuche in der Heimat: "Das ist nicht mehr mein Amerika. Früher hätte ich mir keine Sorgen gemacht durch das Land zu reisen. Inzwischen bin ich da als Frau vorsichtiger: Unter Trump kommen immer mehr komische Leute hervor."

Der Wunsch nach Vertrauen

"Ich wünsche mir einfach, dass das Vertrauen in die Menschen bestehen bleibt," hofft Pfarrer Robert Moore. "Es wird auch wieder eine Zeit nach Trump geben und dann ist es wichtig, dass alte Beziehungen wieder aufgelebt werden können."

Gastpfarrer Robert Moore.
Der Gastpfarrer Robert Moore macht sich aufgrund von Trumps Wirtschaftspolitik große Sorgen um seine Rente. Bildrechte: MDR/Leven Wortmann

Die Künstlerin Shannon Maisel hofft, wie sie sagt, dass sich nach Trump mehr Normalität einstellt und die USA wieder ein Land für alle werden, "und nicht nur wie unter Trump ein Land, in dem sich nur weiße Männer wohlfühlen können."

Die ersten Prognosen zeigen, dass nach 100 Tagen Trump auch viele seiner Wähler nicht mehr mit der Trump-Politik zufrieden sind.

Erica Larson Bautze Politikwissenschaftlerin aus Leipzig

Erica Larson Bautze meint, dass sie keinen so konkreten Wunsch für ihre Heimat hat. Sie erhoffe sich nur Verständnis von der Welt für die Menschen, die in den USA leben: "Es ist einfach zu sagen, dass sie selber schuld sind, da 50 Prozent ja Trump gewählt haben. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass 50 Prozent ihn nicht gewählt haben." Und die ersten Prognosen würden zeigen, dass nach 100 Tagen Trump inzwischen auch viele seiner Wähler nicht mehr zufrieden sind mit der Trump-Politik.

MDR (lwo)

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/0edddd1c-3ca4-487c-ae00-778a256a8997 was not found on this server.

Mehr aus Leipzig, dem Leipziger Land und Halle

Mehr aus Sachsen