Landkreis entscheidet Muldentalkliniken Grimma und Wurzen verkauft
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23. Oktober 2024, 15:44 Uhr
Die Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen sind seit Längerem in den roten Zahlen. Die Krankenhäuser sind nicht ausgelastet und haben mit steigenden Kosten zu kämpfen. Der Landkreis Leipzig hat den Kliniken bereits mit mehreren Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Doch nun zieht er die Reißleine.
- Der Landkreis Leipzig verkauft die Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen.
- Der neue Eigentümer Sana will die Krankenhäuser mit anderen Kliniken vernetzen.
- Die Linke kritisiert die fehlende finanzielle Unterstützung durch Land und Bund.
Der Kreistag des Landkreises Leipzig hat den Verkauf der Krankenhäuser in Wurzen und Grimma beschlossen. Nach Informationen von MDR SACHSEN fiel die Entscheidung nach langer Diskussion mit 71 Stimmen, neun Gegenstimmen und einer Enthaltung. Neuer Eigentümer werden die Sana-Kliniken, der Landkreis behält zehn Prozent der Anteile.
2023: Insolvenz mit Darlehen verhindert
Die Krankenhäuser sind finanziell angeschlagen. Der Landkreis Leipzig musste im vergangenen Jahr mit einem 10 Millionen Euro Darlehen eine Insolvenz verhindern. Anfang dieses Jahres hatte der Landkreis beschlossen, die Kliniken zu verkaufen, nachdem klar wurde, dass einer wirtschaftliche Gesundung der Kliniken aus eigener Kraft nicht mehr möglich war.
Neben den Kliniken geht es noch um zwei Medizinische Versorgungszentren und zwei Pflegeheime.
Sana will vier Klinik-Standorte vernetzen
Die Krankenhäuser in Wurzen und Grimma sollen unter dem Dach der Sana-Gruppe mit den Kliniken in Borna und Zwenkau enger zusammenarbeiten. Sana will alle vier Standorte zu einem Medizinverbund Landkreis Leipzig vernetzen.
So soll nach Angaben des Landratsamtes ein umfassendes Angebot entstehen von der Vorsorge über die ambulante und stationäre Basisversorgung bis hin zur spezialisierten Versorgung und Rehabilitation.
Was bedeutet Verkauf für Beschäftigte?
Welche konkreten Folgen der Verkauf für die Klinik-Beschäftigte hat, soll Gegenstand der Verkaufsverhandlungen sein. Nach Informationen von Landrat Henry Graichen (CDU) will Sana an allen Beschäftigten festhalten.
Die Gewerkschaft Verdi sagte MDR SACHSEN, dass die Mitarbeiter aktuell noch nach Tarifvertrag öffentlicher Dienst bezahlt wurden, da die Kliniken im kommunalen Arbeitsgeberverband organisiert sind. Ob sich an diesem Tarif etwas ändert, sei aktuell noch nicht klar. Verdi will in einer Mitgliederversammlung am 29. Oktober zusammen mit der Belegschaft ausloten, was die Mitarbeitenden wollen.
Die Sana-Kliniken hatten am Mittwochabend mitgeteilt, dass die Arbeitsverhältnisse an allen Standorten gleich bleiben sollen. Der Sana-Konzern wolle auf die Gewerkschaften zugehen.
Landkreis muss bei roten Zahlen nicht mehr aushelfen
Landrat Graichen sieht die Vorteile des Verkaufs: "Damit können wir die flächendeckende und wohnortnahe Versorgung im Landkreis sicherstellen. Zudem ist dieser Schritt strategisch bedeutsam, da er uns eine starke Position im Vergleich zu anderen großen Häusern in der Umgebung sichert."
Damit können wir die flächendeckende und wohnortnahe Versorgung im Landkreis sicherstellen.
Mit dem Verkauf müsse der Landkreis bei finanzieller Schieflage die Kliniken nicht mehr unterstützen. Der Kreis behalte aber über seine Anteile das Recht auf Informationen aus dem Innenleben der Kliniken.
BSW stimmt gegen Verkauf
Für den Verkauf stimmte die CDU-Fraktion im Kreistag. Dieser Verkauf biete weiterhin die Chance auf flächendeckende Versorgung, sagte CDU-Politiker Thomas Böge. Matthias Berger von den Freien Wählern stimmte dem Verkauf zwar auch zu, sagte aber, dass die Gesundheit durch diesen Schritt dem Markt geopfert werde. Gegen den Verkauf stimmte das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Partei vermisst nach eigenen Angaben eine Standortgarantie.
Linke-Vorsitzende Schaper kritisiert fehlende Hilfen
Im Gegensatz zum BSW stimmte die Linke dem Verkauf im Kreistag zu. Doch die prekäre Lage der Kliniken sei nur entstanden, weil Landesregierung und Bund nicht reagiert hätten, kritisierte die Vorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der Linken in Sachsen, Susanne Schaper. Denn: "Die Bundesregierung hat weder Planungssicherheit geschaffen noch den Kostendruck abgefangen, damit kein Krankenhaus mehr die Insolvenz fürchten muss."
Die Bundesregierung hat weder Planungssicherheit geschaffen noch den Kostendruck abgefangen, damit kein Krankenhaus mehr die Insolvenz fürchten muss.
Der Verkauf verhindere zwar vorerst eine Insolvenz, sorge aber nur kurz für Sicherheit, meinte Schaper. "Nur mit einer ausreichenden Finanzierung durch Land und Bund kann die Krankenhausstruktur erhalten werden." Hätten Bund und Land die Kliniken unterstützt, hätten die Standorte in öffentlicher Hand gehalten werden können.
MDR (phb,uli)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 23. Oktober 2024 | 19:00 Uhr
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