Einkaufen auf dem Land Ältere bleiben auf der Strecke: Konsum in Kohren-Sahlis schließt

02. Juli 2023, 10:30 Uhr

In vielen Städten steht gefühlt ein Supermarkt neben dem anderen, die Parkplätze gehen nicht selten ineinander über. Auf dem Land sieht es hingegen anders aus. Die Handelsunternehmen schließen dort Läden, die sich nicht rentieren. Zurück bleiben ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind und sich selbst für kleinere Einkäufe Hilfe suchen müssen. Ab 1. August ist der Konsum in Kohren-Sahlis zu, die nächsten Märkte sind sechs Kilometer entfernt.

  • Der Konsum sagt, in Kohren-Sahlis wohnen zu wenig Menschen für einen Einkaufsmarkt.
  • Ältere Bürgerinnen und Bürger, die kein Auto haben, müssen ab August mit dem Bus oder Bekannten zum Einkaufen nach Frohburg.
  • Der Bürgermeister beklagt eine zu schnelle Schließung des Konsum-Marktes.

Der Konsum Leipzig schließt Ende Juli seine Filiale in Kohren-Sahlis. Damit verliert der Ortsteil von Frohburg seine letzte Einkaufsmöglichkeit. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Konsum-Vorstand Michael Faupel sagt, man habe sich die Entscheidung zur Aufgabe des Standortes nicht leicht gemacht. Seit 2017 stehe die Filiale schon zur Disposition. "Die Bürger haben sicherlich zahlreich und häufig bei uns eingekauft: Es reicht aber nicht."

Konsum: Zu wenige Einwohner für einen rentablen Markt

In Kohren-Sahlis wohnten noch 1.000 Menschen, so Faupel. Das seien zu wenige, um einen Markt rentabel betreiben zu können. Die nächsten Supermärkte sind sechs Kilometer entfernt. Eine Konsum-Kundin sagte MDR SACHSEN, die schlechte Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr mache die Situation vor allem für die Menschen schwer, die nicht mehr so mobil sind. "Die müssen jemanden fragen und meistens ist es ja so, dass die Kinder und Enkelkinder nicht mehr im Dorf wohnen."

Ältere Menschen müssen künftig mit Bus zum Einkaufen

Gabriele Paulokat aus Kohren-Sahlis ist Stammkundin und erledigt ihre Wocheneinkäufe hier - noch. "Ich bin schon immer gerne hier her gekommen", sagt sie und ergänzt, dass sie traurig sei, dass das bald nicht mehr geht. "Dann muss ich mit dem Bus fahren, dann muss ich zusehen, dass ich wieder zurückkomme." Auch die vier Euro Fahrgeld hin und zurück kommen dann noch zum Einkauf oben drauf. "Ich finde das nicht in Ordnung", sagt sie.

Konsum ist letzter Laden im Ort

So wie für Gabriele Paulokat ist die Konsum-Filiale für viele nicht nur die einzige Möglichkeit einzukaufen, sondern auch der einzige Ort, wo man Bekannten nochmal über den Weg läuft. Seit der Eingemeindung 2018 von Kohren-Sahlis zu Frohburg haben bereits die Post, zwei Bankfilialen, die Apotheke und die Fleischerei geschlossen.

Kundin Susann Jehnch sagt, der Konsum habe Vorteile für sie: Sie könne zu Fuß zum Einkaufen gehen und bekomme alles, "was man zum Leben braucht". Vor allem für die alten Leute sei es "großer Mist", dass der Laden schließt. Besonders umständlich werde es künftig für die Leute, die kein Auto haben.

Bürgermeister beklagt zu schnelle Schließung

Der zuständige Bürgermeister von Frohburg, Karsten Richter, kennt das Problem seiner Bürgerinnen und Bürger im Ortsteil Kohren-Sahlis sehr wohl. Eine schnelle Lösung hat er aber nicht. Rufbusse, die zu bestimmten Zeiten auf Bestellung fahren, könnten mittelfristig eine Lösung sein. Innerhalb weniger Wochen seien sie aber nicht zu finanzieren. Für Richter kommt die Schließung des Konsums zu schnell, sagt er.

Das regionale Handelsunternehmen aber will das Aus nicht mehr verschieben und verweist auf die täglichen Verluste in der Filiale Kohren-Sahlis.

MDR (Leven Wortmann/lam)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 28. Juni 2023 | 16:30 Uhr

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