Bildung Kenia-Koalition will Schulsozialarbeit in Sachsen ausbauen
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10. November 2022, 17:24 Uhr
In einer aktuellen Debatte sprachen sich die Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grüne dafür aus, die Schulsozialarbeit mit dem nächsten Doppelhaushalt stärken zu wollen. Die Linke fordert einen deutlichen Ausbau der Schulsozialarbeit an allen Schulen. Scharfe Kritik am derzeitigen Landesprogramm kam von der AfD.
Nach sechs Jahren Landesprogramm Schulsozialarbeit in Sachsen hat die Regierungskoalition aus
CDU, Grünen und SPD eine positive Bilanz gezogen. Nicht jedes Kind habe aufgrund familiärer Verhältnisse gleiche Chancen, erklärte die SPD-Abgeordnete Juliane Pfeil. "Schulsozialarbeiter unterstützen diese Kinder. Sie lösen nicht ihre Probleme, aber gemeinsam mit ihnen können sie die Probleme lösen, sie verbessern das Schulklima und sie helfen, die gleichen Chancen für alle zu ermöglichen." Seit der Corona-Pandemie habe sich der Bedarf verstärkt, Berichte über psychische Probleme bei Schülerinnen und Schülern nähmen zu, so Pfeil. Man wolle deshalb die Schulsozialarbeit ausbauen und Arbeitsbedingungen verbessern.
6,5 Millionen Euro mehr für Schulsozialarbeit
Seit Ende 2016 gibt es das Landesprogramm Schulsozialarbeit in Sachsen. Anfangs wurden 15 Millionen Euro jährlich für Sozialarbeiter ausgegeben, die direkt an den Schulen beschäftigt sind. Die Schulsozialarbeit ist eine kommunale Aufgabe, die mit dem Landesprogramm zusätzlich unterstützt wird. Die Kommunen können auch darüber hinaus in Schulsozialarbeit investieren. 2022 flossen 32,5 Millionen Euro vom Land. Im bisherigen Doppelhaushalt sollte die jährliche Finanzierung nahezu unverändert bleiben. Mit einem Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen könnte die Gesamtsumme für die nächsten beiden Jahre aber von 66,5 Millionen auf 73,2 Millionen Euro steigen.
Auch der sozialpolitische Sprecher der CDU, Alexander Dierks, sprach sich für eine Stärkung der Schulsozialarbeit vor allem an Grundschulen und Gymnasien aus. Vor Jahren noch sei Schulsozialarbeit beleumundet worden, mittlerweile sei sie ein Qualitätsfaktor an den Schulen.
AfD: Nicht nur fördern, sondern fordern
Kritik am bisherigen Landesprogramm der Schulsozialarbeit kam vor allem von der AfD. Die Abgeordnete Romy Penz bemängelte, dass der mehrfache Wechsel von Förderkonditionen zu Beginn des Landesprogrammes 2017 für viel Unruhe an den Schulen und großen Verwaltungsaufwand gesorgt habe. Zudem bekämpfe Schulsozialarbeit nur Symptome, nicht aber die Wurzel des Problems. Nach ihrer Ansicht lebe eine Leistungsgesellschaft nicht nur vom Fördern, sondern auch vom Fordern. Zudem müsse es für Kinder und Jugendliche klare Grenzen und Regeln geben.
Eine Leistungsgesellschaft lebt von fordern, nicht nur von fördern. Es muss auch für Kinder und Jugendliche klare Grenzen und Regeln geben.
Der Ansatz werde auf den Kopf gestellt, wenn Menschen ganz bewusst Sachbeschädigung begingen, "um ihre Ideologie durchzusetzen", führte Penz in Bezug auf aktuelle Klebeaktionen von Klimaaktivisten der "Letzten Generation" aus. Dieser Darstellung widersprach der CDU-Abgeordnete Alexander Dierks entschieden. Er bezeichnete die Verbindung von Schulsozialarbeit mit "angeblich ungezogenen Kindern" und "Jugendlichen, die sich auf Straßen festkleben" als Hohn.
Dass Sie Schulsozialarbeit jetzt in Verbindung bringen mit angeblich ungezogenen Kindern, mit Jugendlichen, die sich auf Straßen festkleben, das ist wirklich ein absoluter Hohn für alle diejenigen, die sich tagtäglich für gleiche Lebenschancen einsetzen.
Linke und Grüne sehen Nachbesserungsbedarf
Auch alle anderen Fraktionen wiesen die Kritik der AfD zurück. Die jugendpolitische Sprecherin der Grünen, Kathleen Kuhfuß, betonte zwar die Erfolgsgeschichte der Schulsozialarbeit, sieht aber auch Nachbesserungsbedarf in Sachen Akzeptanz.
Schule akzeptiert Schulsozialarbeit mittlerweile. Aber Schule ist noch nicht hundertprozentig an dem Punkt angekommen, zu sagen, wir akzeptieren den Ansatz von Schulsozialarbeit.
Schulsozialarbeit dürfe zudem nicht als Reparaturwerkstatt missverstanden werden, für alles, was Lehrer überfordere, so Kuhfuß.
Die Linke bemängelte, dass das Geld für die Schulsozialarbeit noch immer nicht reiche, und sprach sich für den flächendeckenden Ausbau an allen allgemeinbildenden Schulen aus. Nur ein Drittel aller allgemeinbildenden Schulen hätte aktuell Schulsozialarbeiter, erklärte die Linken-Abgeordnete, Luise Neuhaus-Wartenberg.
Wir wissen auch, dass die Schulsozialarbeiter im Schnitt 500 Schüler betreuen. Das ist ein Wahnsinn!
Schulsozialarbeiter würden nicht mehr allein für Prävention und Konfliktbewältigung eingesetzt, sondern leiteten vielfach auch AGs, hälfen bei Berufsorientierung und leisteten politische Bildungsarbeit. Dabei seien viele nicht in Vollzeit beschäftigt und pendelten zum Teil im ganzen Landkreis zwischen verschiedenen Schulen. Neuhaus-Wartenberg verlangte, Förderrichtlinien zu vereinfachen und die Schulsozialarbeit am Landesschulamt anzusiedeln und zu finanzieren.
Köpping: Schulsozialarbeit an weiteren Schularten ausbauen
"Kinder und Jugendliche lassen ihre Nöte, ihre Zukunftsfragen eben nicht an der Schultüre", betonte SPD-Sozialministerin Petra Köpping. Man habe deshalb in Sachsen auf das Thema der Schulsozialarbeit gesetzt. Derzeit sei der Betreuungsschlüssel an den Schularten sehr unterschiedlich. So kämen an den Oberschulen 350 Schüler auf einen Schulsozialarbeiter. An den Gymnasien sei das Verhältnis mit 1 zu 1.500 am schlechtesten. Dennoch sei die Schwerpunktsetzung an den Oberschulen zunächst richtig gewesen. Nun müsse das Angebot auch an den anderen Schularten ausgebaut werden. Köpping verteidigte auch die Schulsozialarbeit als ergänzendes Angebot und zeigte sich skeptisch gegenüber der geforderten Angliederung an das Landesschulamt.
MDR (js)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 10. November 2022 | 13:00 Uhr
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