Trauer und Entsetzen nach tödlichem Radunfall in Markranstädt
Kerzen, Blumen, ein weißes Fahrrad. Das alles soll an Angelo erinnern, der am 10. Oktober 2024 auf der Zufahrt zum Supermarktparkplatz überfahren wurde. Bildrechte: MDR/Grit Grimmer

Gedenken Trauer und Entsetzen nach tödlichem Radunfall in Markranstädt

05. November 2024, 15:23 Uhr

Die Parkplatzzufahrt zum Rewe-Markt in Markranstädt ist seit dem 10. Oktober dieses Jahres ein Gedenkort. Seit diesem Tag liegen dort Blumen und brennen Kerzen. Sie erinnern an Angelo. Der 25-jährige Radfahrer war an jenem Donnerstagnachmittag dort überfahren worden. Dreieinhalb Wochen später steht nun an der Einfahrt Markranstädts erstes Geisterrad, ein weißes Fahrrad zum Gedenken den jungen Mann.

Rund 50 Personen haben sich am Montagnachmittag auf dem Supermarktparkplatz versammelt. Familie, Freunde aber auch Fremde, die von dem Unfall gehört hatten. Manche haben selbst Kinder, die auf ihren Fahrrädern an dieser gefährlichen Stelle vorbeifahren müssen.

Menschen stehen auf einem Supermarktparkplatz. Im Vordergrund ein weißes Fahrrad
Viele sind auf den Parkplatz am Supermarkt gekommen, um mit Angehörigen und Freunden zu trauern. Bildrechte: MDR/Grit Grimmer

Katastrophale Verkehrslage

Der Supermarkt mit Parkplatz liegt an einer viel befahrenen Bundesstraße in Markranstädt. Einen Radweg in stadtauswärtiger Richtung gibt es an dieser Stelle nicht. Stattdessen aber einen breiten Fuß- und Radweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dort, wo es auch zum Supermarkt geht. Weil die Bundesstraße eng und gefährlich ist, wird dieser breite Rad- und Fußweg oft von Radfahrern im Gegenverkehr genutzt. Was also Sicherheit bringen soll, wurde Angelo jetzt womöglich zum Verhängnis.

Der ADFC schätzt die Verkehrssituation in Markranstädt als katastrophal ein. Radfahrende müssen sich offiziell auf die vielbefahrene Straße einordnen. Das täten sie allerdings nicht, weil sie einfach Angst hätten, über den Haufen gefahren zu werden, sagte Juliane Klengel vom Fahrrad-Club.

Blumen, Kerzen, Trauer

Nun steht in Markranstädt das erste Geisterrad, ein weiß gestrichenes Fahrrad zum Gedenken an Angelo. Nancy Reinhardt, eine Freundin der Familie des Opfers, fand Mut und Kraft bei der Mahnwache über den jungen Mann zu sprechen. Er sei ein lebensfroher Mensch gewesen, bunt und habe viele zum Lachen gebracht. An jenem Nachmittag sei er gerade von seinem Bruder gekommen und dabei so jäh aus seinem Leben gerissen worden.

Trauer und Entsetzen nach tödlichem Radunfall in Markranstädt
Jeden Tag treffen sich Markranstädter am Unfallort, legen Blumen nieder und zünden Kerzen an. Bildrechte: MDR/Grit Grimmer

Nach Angaben der Polizei war der 25 Jahre alte Mann zunächst mit einem Auto zusammengestoßen, das gerade von einem Parkplatz fuhr. Anschließend wurde er von einem LKW überrollt, der gerade von der Bundesstraße auf den Parkplatz einbiegen wollte.

Die Familie gehe jeden Morgen und jeden Abend hier an die Unfallstelle, sagt Nancy Reinhardt, eine Freundin der Familie. Sie versucht vor allem der Mutter des Verstorbenen beizustehen. Auch viele Freunde würden sich hier immer wieder treffen, sagte sie.

Es muss sich was ändern

Laut Unfallatlas der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder gab es bereits mehrere Unfälle an genau dieser Ein- und Ausfahrt bei denen Radfahrer verletzt wurden. Im vergangenen Jahr waren es zwei, keiner bisher mit so schrecklichem Ausgang.
Der ADFC macht einen großen Forderungskatalog auf. Auf der Bundesstraße müsse Tempo 30 angeordnet werden, sagt Sprecherin Juliane Klengel. Außerdem könnten ein Stoppschild am Parkplatzausgang sowie entsprechend deutliche und farbige Markierungen auf den querenden Rad- und Fußweg hinweisen.

Trauer und Entsetzen nach tödlichem Radunfall in Markranstädt
Das weiße Geisterfahrrad wurde von Freunden und Verwanden des Verunglückten liebevoll mit Blumen geschmückt. Bildrechte: MDR/Grit Grimmer

Stadt verspricht Lösung

So schnell wie ein Unfall passiert, so schnell werden die Forderungen des ADFC nicht erfüllt werden. Bürgermeisterin Nadine Stitterich sagte, der Übergang der Radspur auf die reguläre Fahrbahn auf der Leipziger Straße sei auch für die Stadtverwaltung unbefriedigend. Mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr stehe man im Austausch und es habe bereits einen Vor-Ort-Termin gegeben. Eine schnelle Lösung gestaltet sich jedoch auch wegen der Zuständigkeit beim LASuV schwierig, räumte die Bürgermeisterin ein. - Zum Abschied der kleinen Gedenkfeier sagte eine Frau an die Anwesenden gerichtet: "Und tragt bitte beim Fahrradfahren einen Helm, sagt das auch euren Kindern".

MDR (gri)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 04. November 2024 | 14:30 Uhr

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