Partygäste halten Gläser mit Prosecco in den Händen
In Sachsen wird gern und viel getrunken. Auch der Alkoholmissbrauch ist im Freistaat sehr präsent, etwa zehn Prozent der Bevölkerung zeigen ein problematisches Konsumverhalten. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Suchtstatistik Drogenbericht: Alkohol ist größtes Problem in Sachsen

05. März 2024, 16:59 Uhr

Alkohol, Aufputschmittel, exzessive Mediennutzung und Cannabis: Der jüngste Drogen- und Suchtbericht des sächsischen Sozialministeriums zeigt, welche legalen und illegalen Drogen besonders häufig konsumiert werden. Besonders bei Alkohol gibt es ein weitläufiges Missbrauchsproblem. Das Hilfssystem für Suchtkranke im Freistaat ist gut, das Angebot dennoch ausbaufähig.

In den letzten zwölf Monaten hatten 420.000 Menschen der 15- bis 64-Jährigen in Sachsen einen problematischen Alkoholkonsum und damit rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung des Freistaates. Zu diesem Ergebnis ist der 4. Sächsischen Drogen- und Suchtbericht des Sozialministeriums gekommen, der am Dienstag dem Kabinett vorgelegt wurde.

Im Zeitraum von 2017 bis 2021 wurden im Rahmen der Studie Befragungen zum Konsumverhalten durchgeführt sowie Suchtstatistiken und polizeiliche Kriminalstatistiken ausgewertet. "Die vorliegenden Daten zeigen, dass es in Sachsen leider umfangreiche suchtbezogene Problemlagen gibt. Am deutlichsten ist dies bei Alkohol sichtbar", sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) bei der Vorstellung der Studie.

Alcopops und Erdbeerschauwein - Mädchenclique frönt dem Alkohol (Komasaufen)
Bei Jüngeren kommt es häufig durch Gruppendynamik zum Alkoholmissbrauch durch Komasaufen. Bildrechte: IMAGO / emil umdorf

Besonders Jüngere trinken zu viel

Demnach hatten laut der Untersuchung 28 Prozent der Alkoholkonsumierenden in den 30 Tagen vor der Befragung mindestens einen Fall des Rauschtrinkens, wobei sich dabei Männer dreimal häufiger berauschten als Frauen. Ein problematischer Alkoholkonsum fand sich zudem laut Studie besonders häufig bei den 18- bis 24-Jährigen (21,9 Prozent) und bei den 25- bis 39-Jährigen (21,2 Prozent).

Besonders tragisch ist es, dass jährlich circa 500 Kinder in Sachsen mit fetalen Alkoholspektrumstörungen geboren werden.

Petra Köpping sächsische Gesundheitsministerin

In den sächsischen Suchtberatungsstellen ist Alkohol mit 53 Prozent die häufigste Hauptdiagnose. "Besonders tragisch ist es, dass jährlich circa 500 Kinder in Sachsen mit fetalen Alkoholspektrumstörungen geboren werden, eine Folge des Alkoholkonsums der schwangeren Frau", sagte Köpping. Die Studie zeigt darüber hinaus, dass der Anteil der Alkoholkonsumierenden seit 2009 bis auf leichte Schwankungen relativ stabil sei.

Rückgang bei Crystal, mehr Cannabiskonsum  

Leicht zurückgegangen ist dafür anscheinend der Konsum von Aufputschmitteln wie Crystal, sogenannte Stimulanzien. So gab es laut dem Suchtbericht im Jahr 2016 bei Suchtberatungsstellen noch 2.329 Missbrauchsfälle. 2021 sank die Zahl um 27 Prozent auf 1.700 Fälle.

Eine erhöhte Nachfrage registriert die Untersuchung bei der Mediennutzung und dem Konsum von Cannabis. Exzessive Mediennutzung hat sich bei den Behandlungsstellen von 2018 bis 2021 fast verdoppelt auf insgesamt 145 Fälle. Während 2009 noch 4,7 Prozent der Männer zwischen 18 und 59 Jahren sowie 3,8 Prozent der Frauen regelmäßig Cannabis konsumierten, stieg die Nutzung 2021 auf 9,5 Prozent bei Männern und 5,3 Prozent bei Frauen.  

Als wichtige Zäsur bezeichnet die Studie die auf Bundesebene eingeleitete Änderung zum Umgang mit Cannabis. Schon vor der Gesetzesverabschiedung habe sich ein verstärkter Bedarf an Informationsangeboten gezeigt.

Studie: Prävention und Hilfsangebote in Sachsen gut, aber ausbaufähig

Im Hinblick auf Präventions- und Hilfssysteme bescheinigt die Studie dem Freistaat ein insgesamt gutes Angebot. "Ich bin dankbar, dass sich die Fachkräfte der Suchthilfe mit großem Engagement den Herausforderungen unter anderem der Corona-Pandemie gestellt und ihre Präventionsangebote und Beratungsprozesse zum Beispiel durch digitale Angebote angepasst haben", sagte Köpping.

Allerdings gebe es noch regionale Unterschiede und Probleme in der Betreuung. So sei die Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie für Minderjährige mit Substanzstörung noch ausbaufähig. Zudem fehlen Angebote für Glücksspielbezogene Suchtprobleme und für suchtkranke Eltern mit Kind.

Seit 2006 berichtet einmal pro Legislaturperiode der Drogen- und Suchtbericht über den Konsum von Drogen und über Präventionsmaßnahmen in Sachsen.  

 

MDR (mad)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 05. März 2024 | 14:00 Uhr

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