Konkurrenz US-Chipriese in Sachsen wehrt sich gegen Fördergelder für taiwanischen Konkurrenten

25. August 2023, 19:53 Uhr

Ein taiwanischer Chip-Gigant und ein US-Chipriese streiten sich um Fördermilliarden. Die Subventionen für neue Halbleiter-Fabriken in Mitteldeutschland sorgen für Unmut in den Chef-Etagen der Branche. Der Chiphersteller Globalfoundries (GF) mit einem Standort in Dresden fühlt sich nun wegen einer geplanten Fabrik des Marktführers Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) in unmittelbarer Nachbarschaft schwer benachteiligt.

Der Chiphersteller Globalfoundries (GF) will die Milliardenunterstützung des Bundes für den taiwanischen Weltmarktführer TSMC in Dresden nicht hinnehmen. TSMC sei mehr als zehnmal so groß, wolle in der Nachbarschaft in Konkurrenz Halbleiter produzieren - gemeinsam mit drei der größten eigenen Kunden, erklärte der zuständige Manager dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Der Dresdner Sprecher von Globalfoundries bestätigte das.

Globalfoundries und TSMC - wer gehört wem? Globalfoundries ist ein börsennotierter Konzern mit Fabriken in den USA, in Dresden und Singapur. Der Sitz ist in der US-Stadt Malta im Bundesstaat New York. Mehrheitseigner ist ein Staatsfonds des Emirates von Abu Dhabi.
TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) gilt als erste Halbleiter-Fabrik der Welt. TSMC wurde 1987 mit Unterstützung des taiwanischen Staats gegründet und hat den Sitz auch in Taiwan.

Ärger wegen "Griff in Subventionstopf"

"TSMC ist mehr als zehnmal so groß wie wir, will jetzt in unserer Nachbarschaft Halbleiter produzieren, die unmittelbar mit unseren Produkten konkurrieren", sagte Saam Azar, der bei GF für Regierungs- und Rechtsangelegenheiten zuständig ist, dem "Spiegel". TSMC wolle tief in den Subventionstopf greifen. Kritik gab es dazu auch in der ARD-Talkshow "Hart aber Fair". "Ich frage mich, ob das die richtige Schwerpunktsetzung ist", sagte Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP in der ARD-Talkshow "Hart aber Fair" auf die Frage, ob TSMC mit Milliarden-Subventionen nach Deutschland gelockt werden soll.

"TSMC ist mehr als zehnmal so groß wie wir, will jetzt in unserer Nachbarschaft Halbleiter produzieren, die unmittelbar mit unseren Produkten konkurrieren, gemeinsam mit drei unserer größten Kunden, und dafür tief in den Subventionstopf greifen."

Saam Azar Manager für Rechts- und Regierungsangelegenheiten bei Globalfoundries

Gobalfoundries erwägt Beschwerde bei EU

Globalfoundries habe demnach selbst in 25 Jahren Produktion am Standort Dresden nicht mal halb so viele Subventionen erhalten. Ob GF eine offizielle Beschwerde bei der EU-Kommission einreichen wird, ist noch nicht entschieden. Seit Inkrafttreten des "European Chips Act" (ECA) in diesem Jahr ist Brüssel die Hauptquelle für Fördergelder innerhalb der EU in der Branche geworden.

Mit dem ECA will sich Europa unabhängiger von Lieferungen aus China und den USA machen - eine Reaktion auf unterbrochene Lieferketten und daraus resultierenden Engpässen bei der Versorgung mit Mikrochips während der Corona-Pandemie. Bei Neu-Investitionen sei jetzt eine Fördersumme von 50 Prozent der Kosten neuer Standard, merkte Azar an.

TSMC Fabrik in Nanjing, China
Chip-Riese TSMC aus Taiwan hatte im August angekündigt eine zehn Milliarden Euro teure Fabrik im Norden Dresdens zu errichten. Der Bund subventioniert das Vorhaben mit fünf Milliarden Euro auch aus EU-Töpfen. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / NurPhoto

TSMC und GF verklagten sich wegen Patenten

Globalfoundries fertigt in Dresden im Auftrag anderer Unternehmen Chips. Genau das will TSMC auch. Die Bundesregierung hatte angekündigt, den Bau einer Halbleiterfabrik durch TSMC in Dresden mit bis zu fünf Milliarden Euro unterstützen zu wollen. Die Wettbewerber stehen schon länger in enger Konkurrenz. Im Jahr 2019 hatten sich beide Hersteller gegenseitig wegen Patentverletzungen verklagt. TSMC beherrscht nach Branchenzahlen 60 Prozent des Weltmarktes für Halbleiter, während der Anteil von Globalfoundries nach eigenen Angaben bei sechs Prozent liege.

dpa/MDR (wim)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 25. August 2023 | 19:00 Uhr

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