Ostmoderne Robotron-Kantine Dresden: Sanierung vor dem Aus
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19. Dezember 2024, 08:38 Uhr
Schrottiges Abrisshaus oder erhaltenswürdiges Denkmal der DDR-Architektur? Über die Zukunft der Robotron-Kantine in Dresden wurde viel diskutiert. Zuletzt im Stadtrat, der gegen eine finanzielle Untersützung der geplanten Sanierung gestimmt hat. Damit fällt auch die Förderung vom Bund weg, deren Voraussetzung eine gesicherte kommunale Förderung war. Was heißt das für das Kunsthaus Dresden und die Kunstbiennale Ostrale, die in den Flachbau einziehen wollten?
- Die Sanierung der Robotron-Kantine liegt vorläufig auf Eis, weil Fördermittel fehlen.
- Eigentlich sollte der Flachbau sich in einen Ort für zeitgenössische Kunst verwandeln.
- Das DDR-Gebäude soll der neue Sitz des Kunsthauses Dresden und der Kunstbiennale Ostrale werden.
Die Sanierungspläne der Robotron-Kantine in Dresden haben einen weiteren Rückschlag erlitten. Nachdem der Stadtrat dagegen gestimmt hat, die Sanierung finanziell zu unterstützen, liegt auch die Bundesförderung vorläufig auf Eis. Wie Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch mitteilte, kann die Stadt mit dem Beschluss des Stadtrates vom 13. Dezember "nicht wie geplant den Antrag auf die vier Millionen Euro Fördermittel stellen, die durch die Bundesbauministerin bereits in Aussicht gestellt worden sind."
Erst im Mai 2024 hatte der Stadtrat beschlossen, das Grundstück samt darauf stehendem Gebäude für 110.000 Euro zu kaufen und anschließend zu sanieren. Von Seiten des Bundes gab es eine Förderzusage in Höhe von vier Millionen Euro, sofern das Projekt eine gesicherte Gesamtfinanzierung vorweisen kann. Hinzu sollte eine Spende in Höhe von 1,5 Millionen Euro von der deutsch-jüdischen Familie Arnhold mit Wurzeln in Dresden kommen.
Wie es nach der Streichung dieser Mittel mit den Sanierungsplänen weitergehen soll und was die Verwaltung der maroden Immobilie für die Stadtkasse bedeutet, ist noch nicht abzusehen.
Neuer Standort für Kunsthaus Dresden
Lange war unklar, was aus der alten Robotron-Kantine in Dresden werden soll. Manche forderten den Abriss, andere wiederum sahen in dem Gebäude ein Denkmal der Ostmoderne, das unbedingt erhalten werden müsse. Dann war klar: Die Kantine sollte in einen Ort zeitgenössischer Kunst verwandelt werden.
Mitte Dezember hat sich das Kunsthaus Dresden bereits aus dem bisherigen Standort im Barockhaus in der Rähnitzgasse verabschiedet. Der Aus- bzw. Umzug des Teams ist in vollem Gange, erste Büros wurden bereits in der Lingnerallee gegenüber der Robotron-Kantine bezogen. Die Büros waren als Übergangslösung gedacht, bis neue Räumlichkeiten in der Robotron-Kantine gebaut worden wären. Auch die Kunstmesse Ostrale, die alle zwei Jahre stattfindet, sollte in der ehemaligen Kantine einziehen.
Dass mit dem Umzug bereits vor dem Stadtratsbeschluss begonnen wurde, kritisierte in der Stadtratsdebatte am 13. Dezember vor allem die CDU-Fraktion. Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch stellte klar, dass beide städtischen Kunstinstitutionen nach dem Beschluss sozusagen auf der Straße stünden.
Robotron-Kantine als Ort für Gegenwartskunst in Dresden
Die ehemalige Robotron-Kantine Dresden hat sich in den vergangenen Jahren bereits als Ort für Gegenwartskunst bewährt. Seit 2021 finden in dem Flachbau regelmäßig Ausstellungen statt. Auch die Kunstbiennale Ostrale wurde bereits hier ausgerichtet. Deren Direktorin Andrea Hilger bedauert das Scheitern der Förderung: "Dass die 1,5 Millionen Euro Eigenmittel der Stadt und dadurch auch die 4 Millionen Euro Fördermittel nicht zur Verfügung stehen, enttäuscht uns sehr."
Dennoch sei das Projekt der Robotron-Kantine für sie nicht gescheitert. "Wir verstehen, dass angesichts knapper Kassen gespart werden muss. Aber ohne Sanierung kommt in dem verfallenden Gebäude nur eine temporäre Bespielbarkeit des Hauses im Sommer in Frage", so Hilger. Für den Erhalt des denkmalgeschützten Hauses und die gezeigte Kunst seien trockene Räume unerlässlich. Arbeiten am Dach hätten jetzt "absolute Priorität".
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch sagt MDR KULTUR, sie hoffe, dass im neuen Jahr ein Gesinnungswandel stattfindet und "man erkennt, dass man sich hier eine Chance vergibt und dass diese Fördermittel am Ende auf die Stadt insgesamt einzahlen würden."
Ort mit DDR-Geschichte
Die Robotron-Kantine im Zentrum von Dresden ist als Solitärbau der Ostmoderne noch erhalten. Das Gebäude wurde zwischen 1969 und 1972 von den Architekten Herbert Zimmer, Peter Schramm und Siegfried Thiel als Pavillonbau entworfen.
Seit 1969 existierte das DDR-Großkombinat VEB Robotron mit mehrere Betrieben und einem Großforschungszentrum mit Hauptsitz in Dresden. Robotron fertigte IT-Technik, beispielsweise den DDR-Computer "R300". Das einstige High-Tech-Kombinat wurde 1990 aufgelöst.
Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause), Kunsthaus Dresden, Sitzung des Dresdner Stadtrats vom 13.12.2024
Redaktionelle Bearbeitung: hro, tsa, bh, lig
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 19. Dezember 2024 | 06:30 Uhr