Ein Festsaal mit Wandvertäfelungen und Deckengemälden, an den Seiten stehen Stühle. 4 min
Die Weingutanlage Hoflößnitz in Radebeul besitzt einen imposanten Festsaal. An dessen Restaurierung war auch der Studiengang der Hochschule für bildende Künste beteiligt. Mehr dazu im Audio von Lydia Jakobi. Bildrechte: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen
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Seit 50 Jahren bildet die Hochschule für bildende Künste Dresden Restauratorinnen und Restauratoren aus. Zum Jubiläum widmet das Landesamt für Denkmalpflege dem Studiengang eine Ausstellung.

MDR KULTUR - Das Radio Mi 23.10.2024 06:15Uhr 04:14 min

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"Gemeinsam Kulturdenkmale retten" Schau würdigt 50 Jahre Studiengang Restaurierung in Dresden

23. Oktober 2024, 02:59 Uhr

Die Goldledertapeten im Schloss Moritzburg, das Wandbild "Der Weg der roten Fahne" am Dresdner Kulturpalast oder die Fresken des alten Dominikanerklosters auf dem Leipziger Uni-Campus: Dass diese Kulturschätze in so gutem Zustand sind, ist der Hochschule für bildende Künste Dresden zu verdanken. Sie bildet seit 50 Jahren Restauratorinnen und Restauratoren aus. Zum Jubiläum widmet das Landesamt für Denkmalpflege dem Studiengang eine Ausstellung.

Leonie Huget geht an einem gläsernen Wandschrank voller Töpfchen und Flaschen vorbei. Ein Fach leuchtet in Gelb- und Rottönen, in einem anderen dominiert Moosgrün. Hier bewahrt die Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) historische Pigmente, Bindemittel und Werkzeuge auf.

Eine junge Frau mit Schutzbrille sitzt an einem Tisch und beugt sich über ein verschmutztes Ölgemälde.
Die angehende Restauratorin Leonie Huget arbeitet an einem Ölgemälde, das aus der Kustodie der Uni Leipzig stammt. Bildrechte: MDR/Lydia Jakobi

Manches davon dient bloß noch Anschauungszwecken, anderes kommt in den Ateliers nebenan zum Einsatz. Dort, wo die angehenden Restauratoren und Restauratorinnen ihr Handwerk erlernen. Leonie Huget studiert seit 2019 Restaurierung an der HfBK. Ihr Fachgebiet: Gemälde. In etwa einem Jahr macht sie ihr Diplom.

Detektivische Arbeit an verblichenen Ölgemälden

Leonie Hugets Diplomprojekt steht auf einem Regalbrett in ihrem Atelier: Zwei bräunliche Ölgemälde, auf denen in verwaschenen Farben die Schemen von Figuren zu erkennen sind. Ein drittes, ähnliches Bild liegt mit dem Rücken nach oben auf dem Schreibtisch. Es sind Porträts der Evangelisten aus der Kustodie der Uni Leipzig. Ein unbekannter Künstler hat es wahrscheinlich im 17. Jahrhundert gemalt.

"Man sieht, dass die Bilder nicht mehr gut erkennbar sind", erklärt Huget. "Das liegt teilweise an Verschmutzungen. Teilweise hat der Überzug aber auch so viele Mikrorisse ausgebildet oder sich chemisch verändert, dass man nicht mehr erkennt, was darunter liegt." Das sei aber erstmal nur eine Vermutung, sagt die Studentin. Sie müsse jetzt rausfinden, was tatsächlich passiert ist.

Eine Chance für hoffnungslose Fälle

Seit 1974 stehen Studentinnen und Studenten der HfBK vor ähnlichen Fragen wie Leonie Huget. Damals wurde der Studiengang Restaurierung gegründet. Als erster in Deutschland. Und schon immer ging es darum, die Theorie an originalen Werken anzuwenden, die Museen, Privatpersonen oder auch das Landesamt für Denkmalpflege zur Verfügung stellen.

Eine freigelegte Wand zeigt verschiedene Figuren mit Heiligenschein.
Angehende Restauratoren und Restauratorinnen halfen auch, diese spätgotische Wandmalerei im Schloss Sachsenburg wiederherzustellen. Bildrechte: Sven Köhler

Das sei nicht nur ein Gewinn für die Studierenden, sagt Christine Kelm, Leiterin des Referats Restaurierung beim Landesamt. "Sie können auch mal vermeintlich hoffnungslose Fälle bearbeiten, deren Restaurierung sonst viel zu teuer wäre".

Fälle wie das alte Holz-Kruzifix aus der Dorfkirche Neichen bei Grimma, das verschimmelt und zerbrochen war, aber in den 90er Jahren – angestoßen durch eine Diplomarbeit – restauriert werden konnte. Es ist eines von mehr als 30 Projekten, die das Landesamt für Denkmalpflege in den zurückliegenden 50 Jahren zusammen mit Studierenden umgesetzt hat.

Die Studierenden können auch mal vermeintlich hoffnungslose Fälle bearbeiten, deren Restaurierung sonst viel zu teuer wäre.

Christine Kelm vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Sächsischer Denkmalschutz ist auf Studierende angewiesen

Viele wären ohne die Beteiligung der Hochschule für Bildende Künste nicht denkbar gewesen. Von der romanischen Steinskulptur über Leinwandgemälde bis hin zu Fassadengestaltungen. Anlässlich des Jubiläums gibt das Landesamt in seiner Jahresausstellung "Gemeinsam Kulturdenkmale retten" Einblicke in die Zusammenarbeit.

Verschiedene Tafeln mit Bildern im Hintergrund zeigen restaurierte Kulturdenkmale, im Vordergrund steht ein Ledersessel.
Die Ausstellung "Gemeinsam Kulturdenkmale retten" präsentiert eine Auswahl von Projekten aus 50 Jahren des Studiengangs Restaurierung in Dresden. Bildrechte: MDR/Lydia Jakobi

Die Ausstellung erläutert zum Beispiel, wie der Schnitzaltar aus der Dorfkirche Zaasch, der jetzt in Wechselburg steht, restauriert wurde. "Das ist eine Diplomarbeit aus dem allerersten Jahrgang", so Kelm, "der ist dann hier im Amt weiter restauriert worden und da habe ich auch meine ersten Handgriffe in der Restaurierung getan."

Niemand kommt so dicht an ein Original ran.

Christine Kelm vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Seitdem hat sich viel verändert: Heute arbeiten die Restauratoren mit Röntgenbildern, 3D-Scanverfahren oder Laserreinigungen, viele Konservierungsmethoden wurden an der Hochschule entwickelt. Ein innovativer Studiengang, der trotzdem mit zurückgehenden Bewerberzahlen kämpft.

Das Hauptportal eines imposanten Gebäudes im Stile des Historismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Die Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden zählt zu den ersten dieser Art weltweit. Bildrechte: picture alliance / Wolfram Kastl | Wolfram Kastl

Vielleicht habe das damit zu tun, dass viele Restauratoren relativ prekär als Selbständige arbeiten müssten, vermutet Kelm. Man sei deshalb weiterhin auf Fördermittel angewiesen – müsse aber auch die Attraktivität des Berufes deutlich machen, sagt Kelm. Denn: "Niemand kommt so dicht an ein Original ran."

Informationen zur Ausstellung

"Gemeinsam Kulturdenkmale retten"
Zu sehen vom 24. Oktober 2024 bis 30. April 2025
Ständehaus
Schloßplatz 1
01067 Dresden

Geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 16.00 Uhr.

Der Eintritt ist frei.

Quellen: MDR (Lydia Jakobi); redaktionelle Bearbeitung: td

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 23. Oktober 2024 | 06:15 Uhr

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