"Morgen und der Tag danach" 13. Februar in Dresden: Kunst-Aktion erinnert an Zerstörung der Stadt
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10. Februar 2024, 10:59 Uhr
Mit einem Kunst-Parcours quer durch die Innenstadt wird jetzt an die Zerstörung von Dresden am 13./14. Februar 1945 erinnert. Unter dem Titel "Morgen und der Tag danach" sind 18 großformatige Bilder, unter anderem von Gerhard Richter, Nazanin Zandi oder Manuel Frolik zu sehen. Das Kulturbündnis Weltoffenes Dresden lädt so bis 18. Februar zu einem individuellen Gedenkspaziergang, der den Blick auch in unsere von Krisen geschüttelte Gegenwart und in die Zukunft richtet.
- An die Zerstörung Dresdens am 13./14. Februar 1945 erinnert jetzt ein besonderer Kunst-Parcours in der Innenstadt.
- 18 großformatige Banner sind zu sehen, unter anderem von Gerhard Richter oder Nazanin Zandi, die den Blick in die Zukunft richtet.
- Das Kulturbündnis Weltoffenes Dresden versteht die Aktion als neue Form des Gedenkens, die den Bogen schlägt zu den Kriegen und Krisen von heute.
Seit Donnerstag kann man sich in der Dresdner Innenstadt auf einen Parcours aus künstlerischen Arbeiten begeben. An neun zentralen Orten werden Banner von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt. Diese sollen zum einen dem Gedenken an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg und zum anderen auch als Mahnung dienen, für demokratische und humanitäre Werte einzutreten.
Kunstparcour zum 13. Februar: "Morgen und der Tag danach"
Die passende Idee für den Auftrag zu bekommen, ist der in Dresden lebenden Künstlerin Nazanin Zandi nicht leicht gefallen. Sie sei dann bei der Betrachtung von Fotos ihrer Tochter fündig geworden, erzählt sie. Das Ergebnis befindet sich nun auf einem drei mal vier Meter großen Banner in der Prager Straße, befestigt an einer säulenartigen Metallkonstruktion.
Auf der Collage ist ein Mädchen zu sehen, mit dem Rücken zu den Betrachtenden stehend, den Blick auf das Meer hinaus gerichtet. Um sie herum sind Illustrationen angeordnet, visuelle Darstellungen von Herausforderungen und Gefahren, die in Zukunft auf sie zukommen könnten: Klimawandel, Krieg, Hunger, Armut. Den Blick ihrer Tochter in die eigene Zukunft hat Zandi "Morgen und der Tag danach" genannt – so lautet auch das Motto der diesjährigen Banner-Kunst-Aktion von #WoD Weltoffenes Dresden.
Dresdens Zerstörung: Mahnung angesichts der Kriege von heute
Aufgrund der politischen und sozialen Entwicklungen der vergangenen Jahre blickt die Künstlerin besorgt in die Zukunft: "Wir haben immer mehr Kriege, die losbrechen, immer weniger Empathie." Was die Zukunft angeht, hoffe sie dennoch auf positive Veränderungen, besonders mit Blick auf ihre beiden Töchter.
Wir haben immer mehr Kriege, die losbrechen, immer weniger Empathie.
Nazanin Zandi stammt aus dem Iran. Als Kind kam sie mit ihrer Mutter nach Italien, wuchs dort auf. Später ging sie nach Paris und lebt inzwischen nun schon seit 30 Jahren in Dresden. Angst, dass man das eigene Zuhause verlieren könnte, die Erfahrung, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden, eine Sprache neu zu lernen - all das kennt sie gut.
In der Banneraktion sieht sie eine neue Form des Gedenkens. Es wird an die Zerstörung der Stadt erinnert, auch um zu mahnen. Die Erfahrungen von Dresden im Krieg, aber auch die der Wende können laut Zandi ein Vorbild für eine "friedliche Revolution" überall auf der Welt sein.
#WoD-Initiative: "Heutige Ängste und Sorgen aufgreifen"
Zandis Collage ist nicht die einzige Arbeit, die die künftigen Generationen in den Fokus rückt. Das fotografische Portrait "Elise" des Dresdner Künstlers Manuel Frolik, den wiederum die Landesbühnen Sachsen zur Gestaltung ihres Banners eingeladen haben, zeigt ein Mädchen mitten in einer Baustelle. Sie symbolisiert eine Generation, die vor der Aufgabe steht, die Spuren vergangener Entscheidungen zu beseitigen.
Dabei gehe es auch um die Ängste und Sorgen, mit denen sich heutzutage viele Menschen herumschlagen, meint Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthauses Dresden und Sprecherin der #WoD-Initiative. Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger über Entscheidungen und Haltungen nachzudenken, die entscheiden, wie unseren Kindern eine Zukunft hinterlassen werden kann, die lebenswert ist. Darum gehe es beim diesjährigen Motto.
Gerhard Richter und die globale Perspektive
Eindrücklich sieht sie diese Verantwortung für die Zukunft beispielsweise in Gerhard Richters Werk "14. Febr. 1945" dargestellt, die auf einem Banner am Neustädter Bahnhof zu sehen ist. Die Fotografie zeigt das bombardierte Köln, ist gleichzeitig aber ein Verweis auf Dresden. Angesichts der gegenwärtigen Weltlage sind auch die Bezüge zu den derzeitigen Kriegsschauplätzen nur allzu offensichtlich.
Mit dem Gedenken in Dresden muss laut Christiane Mennicke-Schwarz auch Empathie und Solidarität für die Menschen weltweit einhergehen.
Wir können an den 13. Februar in Dresden nur denken, wenn wir Empathie und Solidarität an vorderste Stelle stellen.
Insofern lädt der Kunst-Parcours quer durch die Dresdner Innenstadt zu einem individuellen Gedenkspaziergang ein – von Banner zu Banner, inspirierend, facettenreich und manchmal auch aufrüttelnd.
Mehr Informationen zur Kunst-Aktion "Morgen und der Tag danach"
"Morgen und der Tag danach"
Initiative #WoD Weltoffenes Dresden
Eine gemeinsame Banner-Kunst-Aktion von 18 Dresdner Kulturinstitutionen und Initiativen
9. bis 18. Februar 2024
Orte der Aktion sind:
*Prager Straße
*Dr.-Külz-Ring
*Vorplatz Kulturpalast
*Neumarkt
*Schlossplatz
*Theaterkahn
*Neustädter Markt
*Jorge-Gomondai-Platz
*Bahnhof Dresden-Neustadt
Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause)
Redaktionelle Bearbeitung: as, ks
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. Februar 2024 | 07:10 Uhr