Professor Lars Seniuk steht vor seiner neuen Arbeitsstelle - der Dresdner Musikhochschule Carl Maria von Weber (undatierte Aufnahme). 8 min
Seit November hat die Musikhochschule in Dresden eine neue Leitung. Im Interview spricht Rektor Lars Seniuk über seine Pläne. Bildrechte: picture alliance/dpa/Hochschule für Musik Dresden | Stefanie Pilz

Amtseinführung Dresden: Festakt für den neuen Rektor der Musikhochschule

26. März 2025, 08:59 Uhr

In Dresden wird Lars Seniuk am Mittwoch in sein Amt als Rektor der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" eingeführt. Der 35-jährige Jazz-Trompeter fühlt sich besonders der Nachwuchs-Förderung verpflichtet, betont die gesellschaftliche Rolle der Hochschule und warnt vor Einschnitten besonders in Krisenzeiten. Er kann sich vorstellen, mit Schulen und Musikschulen gerade auch im ländlichen Raum zu kooperieren, um Talente zu entdecken.

  • Lars Seniuk wird am Mittwoch in sein Amt als neuer Rektor der Hochschule für Musik in Dresden eingeführt.
  • Der 35-Jährige ist Hochschulleiter geworden, um "etwas zurückzugeben", als Kind von Nicht-Akademikern habe er selbst von Förderung profitiert und studieren können.
  • Er wolle ein Rektor für alle sein und den musikalischen Nachwuchs besonders auch in ländlichen Gebieten fördern, betont der studierte Jazz-Trompeter.

Mit einer feierlichen Investitur wird der 35-jährige Jazz-Trompeter Lars Seniuk am Mittwoch in sein Amt als neuer Rektor der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden eingeführt. Die Lehre liege ihm besonders am Herzen, sagte Seniuk vorab im Gespräch mit MDR KULTUR. Dazu gehöre die Förderung von Talenten auch über den Unterricht hinaus. Ihm sei es ein großes Anliegen, sich einzusetzen für die nächsten Generationen.

Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Die Musikhochschule Carl Maria von Weber wird fortan vom Jazztrompeter Lars Seniuk geleitet. Bildrechte: Hochschule für Musik Dresden / Marius Leicht

An der Hochschule aus Überzeugung

Geboren 1989, ist Seniuk ein vergleichsweise junger Hochschulrektor. In den vergangenen fünf Jahren war er als Professor an der "Musik und Kunst Privatuniversität" in Wien tätig.

Ich möchte etwas zurückgeben.

Lars Seniuk, Rektor der Musikhochschule "Carl Maria von Weber"

Seine Entscheidung, in dieser Phase seines Lebens nicht die Musikkarriere weiter voranzubringen, sondern die Leitung einer Hochschule zu übernehmen, begründete Seniuk im MDR-Gespräch damit, etwas zurückgeben zu wollen. In seiner Familie habe niemand vor ihm studiert. Er habe das große Glück, früh viel Förderung erfahren zu haben und studieren zu können. "Dieses System, dem bin ich unglaublich dankbar, dem möchte ich gerne was zurückgeben."

Hochschule für Musik Dresden - Erweiterungskomplex mit Unterrichtsräumen, Probebühne, Bibliothek sowie einem 450 Zuschauer fassenden Konzertsaal
Die Dresdner Musikhochschule ist auch für junge Talente aus dem Ausland eine renommierte Adresse. Bildrechte: imago images/Sylvio Dittrich

Musiker und Lehrer mit Engagement

Sein Fokus liege jetzt auf der Leitung der Hochschule, aber die Musik werde immer ein Teil von ihm bleiben, erklärte Senius im MDR-Gespräch. Als Jazz-Trompeter sei er oft zwischen verschiedenen Musikgenres unterwegs. Er verstehe sich denn auch als Rektor für die gesamte Musikhochschule in Dresden.

Wir leben in einer Zeit von großen Krisen und Konflikten. Hochschulen tragen dazu bei, sie zu überstehen.

Lars Seniuk, Rektor der Musikhochschule "Carl Maria von Weber"

Zugleich verwies er auf deren gesellschaftliche Rolle: "Wir leben in einer Zeit von großen Krisen und Konflikten", sagte Seniuk dem MDR. Hochschulen und Musikhochschulen trügen einen "unglaublich wichtigen Teil" dazu bei, sie zu überstehen.

Musikalischen Nachwuchs fördern

Auf die Frage, was man angesichts der Tatsache tun könne, dass vor allem internationale Studierende an die Musikhochschule nach Dresden kämen, sagte Seniuk: Es gebe auch in der Region und in Deutschland starken Nachwuchs sowie mit dem Sächsischen Landesgymnasium für Musik in Dresden "eine absolute Talentschmiede": "Die gilt es zu erhalten und weiter zu fördern."

Wir haben sehr starken Nachwuchs hier in der Region und in Deutschland überhaupt. Es gilt, ihn zu fördern.

Lars Seniuk, Rektor der Musikhochschule "Carl Maria von Weber"

Insgesamt wolle er den Nachwuchs bestmöglich fördern. Als Beispiel nannte er die Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen für Lehramt und Musikschulen: "Gerade in ländlichen Gebieten gibt es einen Mangel an Musiklehrerinnen- und Musiklehrern sowohl an den allgemeinbildenden Schulen als auch an den Musikschulen", so Seniuk. Er setze auf Kooperationen mit Schulen und Musikschulen. Seniuk appellierte schließlich, in diesen Bereichen nicht zu sparen, das würde sich "mittel- und wahrscheinlich auch schon kurzfristig negativ auf die Gesellschaft auswirken".

Das sächsische Landesgymnasium für Musik "Carl Maria von Weber" in Dresden, 2010
Das sächsische Landesgymnasium für Musik "Carl Maria von Weber" in Dresden als "Talentschmiede". Bildrechte: picture alliance / ZB | Arno Burgi

Facettenreiche Karriere: Praxis und Forschung

Nach einer Ausbildung als klassischer Trompeter studierte Lars Seniuk Jazztrompete sowie Komposition für Klassik, zeitgenössische Musik und Jazz in Berlin und Hamburg. 2014 übernahm er das Dirigat des Landesjugendjazzorchesters Hamburg, das sich unter seiner Leitung bis 2021 zu einem der führenden Auswahlorchester für Studierende im europäischen Raum entwickelte. 2016 wurde er mit dem von ihm geleiteten New German Art Orchestra für den ECHO Jazz nominiert. 

Nach Lehraufträgen an den Musikhochschulen in Frankfurt, Hamburg und Weimar wurde er im Alter von 29 Jahren als Professor für Trompete, Ensemble und Bigband sowie Institutsleiter Jazz an die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien berufen, wo er zudem die Bereiche der Musikergesundheit, der Musikproduktion und des Musikbusiness aufbaute. Darüber hinaus leitet er internationale Forschungsprojekte zum kulturellen Austausch, der Digitalisierung in Kunst und Lehre sowie der Hochschuldidaktik.

2015 gründete er die gemeinnützige Nichtregierungsorganisation Miteinander durch Musik e.V., die sich bundesweit in Musikprojekten für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Erwachsene engagiert und leitete den Arbeitskreis Jazz & Gender.

Quellen: MDR (Andreas Berger), Hochschule für Musik Dresden
Redaktionelle Bearbeitung: hro, ks

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Aufgafallen - Das Kulturmagazin | 11. November 2024 | 20:00 Uhr

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