Literatur, Promis und Politik Rekord: 296.000 Besucher bei Leipziger Buchmesse

• Die Leipziger Buchmesse 2025 hat einen Besucherrekord aufgestellt: 296.000 Menschen besuchten das Lesefest.
• Ein Highlight war die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse.
• Aktuelle Branchentrends wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz waren ebenso Thema wie der andauernde Krieg in der Ukraine.

296.000 Literaturfans haben nach Angaben der Veranstalter die Leipziger Buchmesse 2025 besucht, das waren 13.000 mehr als 2024 – ein Rekord. Über die "grandiose Resonanz" freute sich die neue Direktorin Astrid Böhmisch.

"Es war ein Fest des Lesens, ein Fest der Begegnung", sagte Böhmisch MDR KULTUR. "So wie wir Lesen inszeniert haben, das wurde angenommen und gefeiert." Auch bei herausfordernden gesellschaftlichen Themen seien die Plätze voll gewesen und vor allem junge Leute, so Böhmisch, hätten mit diskutiert.

Die Leipziger Buchmesse 2025 stand unter dem Motto "Worte bewegen Welten". Direktorin Astrid Böhmisch erklärte im Vorfeld der Messe bei MDR KULTUR: "Natürlich ist Lesen immer auch ein Aufbrechen in eine andere Welt." Das Lesen sei eine Entdeckungsreise in andere, vielleicht idyllischere Welten ohne die Schwierigkeiten unserer Realität. "Auf der anderen Seite schaffen Worte eine Wirklichkeit, schaffen Worte eine Realität", so Böhmisch.

Nach Beobachtung von MDR KULTUR-Literaturredakteurin Katrin Schumacher werten auch viele Verlage den Auftritt in Leipzig in diesem Jahr als Erfolg, dafür stehe die große Zahl von Buch-Verkäufen direkt an den Ständen. So habe ihr der Geschäftsführer des Mitteldeutschen Verlages, Roman Pliske, vom besten Messe-Ergebnis überhaupt berichtet, mit den Worten "Book is Back".

Als Grund für den neuen Ansturm aufs Medium Buch und die Messe sieht Schumacher das Bedürfnis, in Zeiten von Krisen und Kriegen nach Orientierung und gemeinschaftlicher Erfahrung zu suchen. Die Leipziger Buchmesse als Publikumsmesse mit vielen Lesungen und Diskussionsforen, mit Manga Comic Con und Schwerpunkten von New Romance bis KI biete gekonnt beides, "die Auseinandersetzung mit und die Flucht vor der Welt".

Trotz Partystimmung wurden auch Sorgen laut. Der Börsenverein nutzte die Messe, um sich einmal mehr für eine strukturelle Verlagsförderung in Deutschland starkzumachen. Der Buchmarkt stehe unter Druck, vor allem kleine Verlage hätten es schwer.

Der starke Besucherandrang war vor allem am Freitag und Samstag in den Hallen zu spüren. Am Donnerstag und Freitag war der Einlass das Nadelöhr, über hunderte Meter zog sich die Menschenschlange vom S-Bahnhof bis zum Eingang aufs Messegelände. Die meisten Menschen waren trotz langer Wartezeiten guter Stimmung. Allerdings ärgerten sich einige Besucher, dass sie nicht rechtzeitig zu bestimmten Veranstaltungen auf die Messe kamen.

Zudem sorgten die Besuchermassen für überfüllte S-Bahnen und Trams. Auch wer mit dem Auto anreiste, musste Geduld mitbringen: Staus auf der Autobahn reichten zeitweise bis ins benachbarte Schkeuditz.

Am Mittwochabend wurde die Buchmesse mit einem Festakt im Leipziger Gewandhaus eröffnet. Der belarussische Autor Alhierd Bacharevič erhielt dabei den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Bacharevič wurde für seinen Roman "Europas Hunde" ausgezeichnet, der laut Jury eine "wilde Mischung aus Politthriller, Epos, Abenteuergeschichte, Satire und Märchen" darstelle. In seinem Heimatland Belarus wurde das Werk von den Behörden verboten. Der Schriftsteller lebt im Exil in Berlin.

Als Gastland der diesjährigen Leipziger Buchmesse wurde Norwegen geehrt. Knapp 50 Autoren und Autorinnen waren zu Gast, darunter Stars wie Karl Ove Knausgård und Maja Lunde. Für die Buchbranche Norwegens ist der deutsche Markt besonders wichtig. Der Eröffnung des norwegischen Messestandes sollte eigentlich auch Kronprinzessin Mette-Marit beiwohnen, sie musste den Besuch aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen.

Der Schriftsteller Tore Renberg, der Leipzig von der Recherche für sein Buch "Die Lungenschwimmprobe" kennt, freute sich bei MDR KULTUR über das Publikum: "So viele junge Menschen!" Und auch Linn Strømsborg, die zur jungen Generation norwegischer Literatinnen gehört, stellte ihr Buch auf der Messe vor. "Verdammt wütend" handelt von einer Frau, die im Sommerurlaub mit ihrer Familie und Freunden einen Wutanfall bekommt und ihr bisheriges Leben als Mutter, Partnerin und Frau in Frage stellt.

Eines der großen Highlights war die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse. Für ihren Mutter-Tochter-Roman "Halbinsel" bekam die Hamburger Autorin Kristine Bilkau die Auszeichnung. In der Kategorie Sachbuch wurde der Preis an die russische Journalistin Irina Rastorgueva vergeben, für "Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung". Prämiert wurde außerdem Thomas Weiler für die Übersetzung von "Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten" aus dem Belarussischen. Die Verleihung der mit insgesamt 60.000 Euro dotierten Preise fand in der Glashalle statt.

MDR KULTUR bot auf der eigenen Bühne am Bücherwagen in Halle 2 ein umfangreiches Programm mit Lesungen, Live-Hörspielen und Podiumsdiskussionen. Zu Gast waren Autorinnen und Autoren wie Christine Koschmieder, Jakob Hein oder Franziska Hauser.

Die gemeinsame Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat war Publikumsmagnet in der Glashalle. Mehr als 70 Gespräche mit Autorinnen und Autoren stehen in der ARD Mediathek und Audiothek zu, Streaming bereit.

Zu finden ist auch der Auftritt von Komiker und Autor Hape Kerkeling, der die Lesereise zu seinem neuen Buch "Gebt mir etwas Zeit" in Leipzig beendete und vom Publikum gefeiert wurde. Andrang herrschte auch bei Influencer Tahsim Durgun ("Mama, bitte lern Deutsch"), Eckart von Hirschhausen oder "Die Ärzte"-Schlagzeuger Bela B.

Die Buchmesse bot wie immer Raum für politische Debatten: Neben Linken-Politiker Gregor Gysi traten auch Klima-Aktivistin Luisa Neubauer, der Publizist Nikolaus Blome oder der Politikwissenschaftler Herfried Münkler "Macht im Umbruch") auf.

Großes Publikums-Interesse fand auch der Stand der Ukraine, den Kulturstaatsministerin Claudia Roth eröffnete. Das Land ringe weiterhin um seine Freiheit und kulturelle Identität, so die Veranstalter der Messe. "Wie der Krieg das Land verändert" und wie ukrainische Autoren "diese existenzielle Erfahrung literarisch verarbeiten", spiegelte sich in zahlreichen Veranstaltungen wider, darunter Lesungen und Diskussionsrunden mit dem Menschenrechtsaktivisten Maksym Butkevych, dem Journalisten Pavlo Kazarin und der Schriftstellerin und Filmemacherin Iryna Tsilyk. Zudem wurde posthum das Buch "Blick auf Frauen den Krieg im Blick" der Dichterin Victoria Amelina (1986-2023) vorgestellt. Amelina wurde 2023 bei einem russischen Raketenangriff getötet.

Neben dem Einfluss von KI auf die Branche war der Hype um New-Adult-Literatur eins der großen Buchmesse-Themen. Das Genre richtet sich an junge Erwachsene im Alter von 18 bis Mitte 20. Es umfasst Romance, Fantasy und teilweise auch erotische Liebesgeschichten. Am Stand des Lyx Verlags bildete sich zwischenzeitlich eine über 100 Meter lange Schlange.

Die Leipziger Bestseller-Autorin Bianca Iosivoni erklärte den Erfolg bei MDR KULTUR so: "New Adult hat die Lücke zwischen Jugendbuch und Erwachsenenliteratur gefüllt." Vorher habe es zu wenig Literatur über Themen wie Liebe, Traumata oder auch die Berufswahl gegeben, sagte Iosivoni.

Angefeuert wird dieser Boom durch einen anderen Trend: Booktok. Die Community, die eigentlich auf Social-Media-Plattformen wie TikTok ihren Platz hat, ist auch auf der Leipziger Buchmesse angekommen. Die BookTokerin Eva Pramschüfer ist seit einem Jahr auf TikTok aktiv, mit einer Fangemeinde von bereits 20.000 Followern.

Gleichzeitig mit der Leipziger Buchmesse fand auf der Messe auch wieder die Manga-Comic-Con statt und zog tausende Manga-, Cosplay, und Anime-Fans an. Zudem wurden in der gesamten Stadt im Rahmen des Lesefests "Leipzig liest" mehr als 2.500 Veranstaltungen angeboten.

Auf ein Neues 2026 Bildrechte: MDR/Joachim Blobel

Im nächsten Jahr findet die Buchmesse vom 19. bis 22. März statt.

Quellen: epd, Leipziger Buchmesse, MDR KULTUR (Ellen Schweda, Angelika Zapf, Andreas Berger, Simone Thielmann), Leipzig liest
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