Gegen Ernteausfälle Anbaugebiet Sachsen: Winzer testet neuen Frostschutz
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20. März 2025, 10:58 Uhr
Im vergangenen Jahr hat ein später Frost in der zweiten Aprilhälfte vielen Wein- und Obstbauern die Ernte verdorben. Ein junger Winzer aus Jessen geht nun neue Wege, um seine Pflanzen zu schützen.
Der 33-jährige Johannes Zwicker installiert derzeit auf einer Fläche von rund drei Hektar ein "Frost-Stopp-System" aus Aluminiumrohren mit Heizleitung auf dem Drahrahmen seiner frisch angelegten Rebflächen. Jessen im Osten Sachsen-Anhalts gehört weinrechtlich zum Anbaugebiet Sachsen. Zwicker sei Vorreiter in der Region, sagte Felix Hößelbarth vom Vorstand des Weinbauverbands Sachsen auf Anfrage von MDR SACHSEN. Hößelbarth hält das neuartige Frostschutzsystem für Weinberge für durchaus zukunftsfähig.
Keine Förderung für neues Heizsystem
Auch Winzer Zwicker räumt ein, dass es bisher noch wenige Erfahrungen mit dem patentierten System gebe, das unter anderem mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau im württembergischen Weinsberg bei Heilbronn entwickelt wurde. Dennoch glaubt er, dass sich seine Investition von rund 100.000 Euro - ohne Förderung - langfristig lohne. Immerhin komme es fast jedes Jahr zu Spätfrostschäden.
Zwicker geht davon aus, dass Junganlagen mit neu gepflanzten Reben künftig beinahe standardmäßig mit den dünnen Heizrohren ausgestattet werden - ähnlich wie seit einigen Jahren schon mit Tröpfchenbewässung wegen zunehmender Trockenheit.
Bisher Feuer, Wasser oder Luftverwirbelung gegen Frost
Bislang versuchen Wein- und Obstbauern bei Spätfrösten mit Holzfeuern oder speziellen Frostkerzen für ausreichend Wärme zu sorgen, gelegentlich werden auch Ventilatoren oder sogar Helikopter zur Verwirbelung der kalten Luft eingesetzt. Diese konventionellen Verfahren sind teuer und zum Teil bedenklich hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit. In Obstplantagen wird zudem häufig aufwändige Frostberegnung zum Schutz der Knospen eingesetzt.
Die neuen Heizdrähte an den Drahtrahmen mit den darauf gebogenen und angebundenen Reben können jederzeit bei Bedarf aktiviert werden, sie werden über Stromanschluss oder Notstromaggregate in Frostnächten betrieben und bleiben nach einmaliger Installation über Jahre hinweg an den Drahtrahmen in den Rebflächen.
MDR (lam)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. März 2025 | 19:00 Uhr