Pflaumenbluüen mit Frostschäden
Pflaumenblüten mit Frostschäden. Bildrechte: IMAGO/Christian Ditsch

Landwirtschaft Frostschäden: Millionenhilfen für Obstbauern in Mitteldeutschland laufen an

15. August 2024, 10:07 Uhr

Die Frostnächte Ende April dieses Jahres haben verheerende Auswirkungen auf die Ernteerträge der Obst- und Weinbauern. Denn durch die Minustemperaturen erfroren Triebe, Blüten und Knospen an Obstbäumen und Weinreben. Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze kündigte an, die Obst- und Weinbauern mit fünf Millionen Euro zu unterstützen. Auch Thüringen und Sachsen stellen nun Millionen in Aussicht, um die Frostschäden auszugleichen.

  • In Thüringen sollen maximal 50 Prozent der Frostschäden ausgeglichen werden, wofür der Freistaat zwei Millionen Euro geben könnte.
  • Aufgrund der größeren Anbaufläche fallen die Schäden in Sachsen deutlich höher aus.
  • Das sächsische Landwirtschaftsministerium will insgesamt 22 Millionen Euro für Frosthilfen zur Verfügung stellen.

Wilhelm Schäfer ist hauptamtlicher Vorstand beim Kindelbrücker Obstanbau in Thüringen. Die Ernteeinbußen aufgrund der Frostschäden sind in seiner Genossenschaft bisher enorm: "Von 500 Tonnen Pflaumen haben wir gerade mal neun Tonnen geerntet. Das ist ein Schaden von 98 Prozent." Bei der Süßkirsche habe man 230 Tonnen geerntet – von durchschnittlich 700 Tonnen. Das sei eine Einbuße von 67 Prozent.

Auch bei der nun beginnenden Apfelernte sind Schäfer zufolge massive Ausfälle zu erwarten: "Wir schätzen, dass wir insgesamt 1.000 Tonnen ernten werden von eigentlich durchschnittlich 11.000 Tonnen – immer noch ein Schaden von 90 Prozent." So große Schäden habe er noch nie gehabt.

Schadensausgleich für die Hälfte des Ausfalls

Der Schaden allein für die Obstbauern in Thüringen beträgt 7,5 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro Soforthilfe hat das Land versprochen. Sofort geflossen ist das Geld aber nicht. Die betroffenen Obstbauern müssen erst Anträge für Frosthilfe stellen. Dazu teilt das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft auf eine Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich mit: "Wir werden ab dem 26. August bis zum 27. September 2024 Anträge der betroffenen Obst- und Weinbaubetriebe annehmen und gehen gegenwärtig von circa 20 Antragstellern aus".

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Allerdings werden die Obst- und Weinbauern in Thüringen nicht komplett für ihre Ernteausfälle entschädigt. Eine aktuelle Richtlinie sieht vor, dass maximal 50 Prozent der Frostschäden ausgeglichen werden. Das bedeutet: Die Obstbauern werden auf einem Millionenverlust sitzen bleiben.

Höhere Schäden in Sachsen – Hilfe versprochen

Viel dramatischer ist die Situation in Sachsen – aufgrund der größeren Anbaufläche. Dort summieren sich die Verluste der Obstbauern durch Frostschäden auf bis zu 70 Millionen Euro, so Jörg Geithel, Vorsitzender des Obstbauverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Auch in Sachsen müssen laut Geithel Anträge gestellt werden, um Frosthilfen zu bekommen. "Das Antragsverfahren wird dann im September starten, sodass die Auszahlung baldmöglichst kommt und noch vor Weihnachten passiert." Man brauche das Geld dringend, die Kernobsternte wäre derzeit in vollem Gange. "Und es fehlen schlicht die Einnahmen, die gehen gegen Null", sagt Geithel.

Wir sind dankbar, wenn die Summe zur Auszahlung kommt und so das Schlimmste abfedert. Wir Obstbauern sind ja Optimisten. Es ist kein Untergang des sächsischen Obstbaus. Es ist eine Krise, aus der wir gemeinsam herauskommen wollen. Denn jammern hilft ja auch nicht.

Jörg Geithel, Vorsitzender des Obstbauverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt

Insgesamt stellt Sachsen 22 Millionen Euro für Frosthilfen zur Verfügung – 15 Millionen Euro für Obst- und sieben Millionen Euro für die Weinbauern. Das sei nicht genug, aber besser als gar nichts, so Verbandschef Geithel. "Es würde mehr gebraucht. Aber wir sind dankbar, wenn die Summe zur Auszahlung kommt und so das Schlimmste abfedert." Obstbauern seien Optimisten. Es sei nicht der Untergang des sächsischen Obstbaus, sondern eine Krise, aus der man gemeinsam herauskommen wolle. "Denn jammern hilft ja auch nicht."

Das Antragsverfahren für die Hilfsgelder soll laut sächsischem Landwirtschaftsministerium unbürokratisch sein. Das Geld stammt größtenteils aus dem Klimafonds des Ministeriums.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 15. August 2024 | 06:05 Uhr

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