Interview Nach Frostschäden: Obstbauer in Pillnitz setzt dieses Jahr auf mehr Gemüse
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02. Juli 2024, 18:30 Uhr
Sächsische Obstbauern wie Robert Rüdiger in Dresden-Pillnitz müssen in diesem Sommer 2024 einen Großteil ihrer Ernte abschreiben. Von 13 Erdbeersorten, die er anbaut, hat in diesem Jahr nur eine getragen. Durch Fröste ab April sind die Triebe, Blüten und Knospen erfroren. Der Freistaat bewilligte 22 Millionen Euro an Beihilfen für Betroffene. Doch Bürokratie verzögert die Auszahlung. Rüdiger setzt nun verstärkt auf Gemüse, sagte er MDR SACHSEN-Reporterin Margit Suckut.
- Viele Obstsorten sind in Pillnitz den starken Frösten im April zum Opfer gefallen.
- Trotz der großen Ernteausfälle beschäftigt der Obstbauer weiter Angestellte und Saisonkräfte.
- Die zugesagten finanziellen Hilfen des Landes für Frostschäden fließen zeitlich verzögert.
Wie sieht es mit der Ernte in Ihrem Betrieb aus?
Robert Rüdiger: Bei uns ist sehr viel erfroren. Bei den Erdbeeren haben wir nur die Sorte Malwina. Das ist eine ganz späte Sorte. Die hat ordentlich getragen. Allerdings waren sehr viele Leute da und es war innerhalb von zwei Wochenenden alles abgepflückt. Die ganz zeitigen Sorten sind alle erfroren. Da haben wir 100 Prozent Ausfall.
Auch die Sorte "Mieze Schindler"?
Ja, das ist alles weg bei uns. Das ist das Problem. Bei den Johannisbeeren haben wir etwa 40 Prozent Ertrag. Das sind also 60 Prozent Ausfall bei den schwarzen und roten Johannisbeeren. Bei den Sauerkirschen und Süßkirschen sind es auch 100 Prozent Ausfall. Da hängt nicht eine Kirsche am Baum. Bei den Äpfeln habe ich auch noch keinen entdeckt. Es sieht also nicht ganz so rosig aus.
Wie machen Sie das mit ihren Angestellten und wie viele haben Sie?
Wir haben mit den Läden zwölf Angestellte und dazu Saisonkräfte. Ich habe in diesem Jahr weniger rumänische Saisonkräfte genommen. Es sind nur zwei statt wie bisher vier bis sechs. So viel Arbeit haben wir nicht, außer ein wenig Unkraut hacken. Auch das muss finanziert werden. Das ist das Problem gerade. Wenn wir keine Einnahmen und Erträge haben, ist das alles ein bisschen schwierig.
Können Sie die halten oder müssen die Kurzarbeit machen?
Nein, die meisten Leute sind Verkaufspersonal. Die Läden sind deswegen trotzdem offen. Es muss weitergehen, irgendwie wird das schon klappen. Wir haben noch Gemüsebau. Den haben wir in diesem Jahr deutlich ausgebaut. Glücklicherweise. Das hilft uns, denke ich mal, weiter.
Es muss weitergehen, irgendwie wird das schon klappen.
Welches Gemüse haben Sie angebaut?
Gurken, Kürbisse, Melonen, Salate und Kohlgemüse wie Blumenkohl und Wirsingkohl.
Da ist es mit der Ernte noch nicht soweit?
(Lacht) Das ist richtig. Momentan haben wir nur Gurken und Salat. Der Blumenkohl geht langsam los. Anderes wie Kürbisse und Melonen kommen um den August herum. Bis dahin müssen wir mal sehen.
Und es sieht gut aus bei dem Gemüse?
Oh ja. Wir haben auch drei Hektar eigene Kartoffeln. Die sehen auch sehr gut aus. Das sind Frühkartoffeln. Die ersten wollen wir in drei Wochen ernten.
Viele Bauern haben das Selbstpflücken - beispielsweise von Erdbeeren - auf ihren Plantagen eingeschränkt und manche ganz aufgegeben. Sie auch?
Dieses Jahr ist natürlich alles ein bisschen anders. Aber ich bin immer zufrieden mit dem Selbstpflücken. Es kommen immer sehr viele Leute. Der Nachteil ist, dass viel auf dem Feld weggegessen wird. Dafür hat man keine Lohnkosten. Wir bieten das auf jeden Fall weiterhin an.
Haben Sie die Frostentschädigung der Regierung schon bekommen?
Nein, die Anträge können wir erst im September stellen. Dann gibt es ein halbes Jahr Bearbeitungszeit. Also wird sie frühestens nächstes Jahr im April ausgezahlt. Wer bis dahin durchgehalten hat, braucht das Geld dann auch nicht mehr. Normalerweise brauchen wir Soforthilfen. Die nächsten zwei bis drei Monate. Diejenigen mit einer reinen Obstproduktion und null Ernte haben trotzdem weiterlaufende Kosten. Das ist das Problem.
MDR (msk/wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 02. Juli 2024 | 16:30 Uhr