Überraschendes Urteil Waldbrand in Sächsischer Schweiz 2022: Angeklagter in Tschechien freigesprochen
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25. Januar 2025, 04:00 Uhr
Der Prozess um den verheerenden Waldbrand in den Nationalparks Böhmische und Sächsische Schweiz im Sommer 2022 ist überraschend mit einem Freispruch zu Ende gegangen. Die Schuld des Angeklagten Jiří L. sei nicht erwiesen, dass er für den großen Waldbrand verantwortlich ist, der am 23. Juli 2022 im Nationalpark Böhmische Schweis ausbrach. So entschied am Freitag das Landgericht in Ústí nad Labem. Es gebe weder direkte noch indirekte Beweise, bemängelte der Richter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur CTK.
Beweise und Aussagen reichten Gericht nicht aus
Nach einem Bericht des Nachrichtensenders CT24 drohten dem Mann 15 Jahre Gefängnis wegen allgemeiner Gefährdung und Beschädigung fremden Eigentums. Der tschechische Staat hatte eine Entschädigung in Höhe von 225 Millionen Kronen (8,97 Millionen Euro) verlangt. Während des Prozesses drehte sich der Streit laut TV-Bericht des tschechischen Fernsehens um den Knackpunkt, bei welcher Aussage der Beschuldigte Jiří L.unter Drogen und Medikamenteneinfluss stand und bei welcher nicht, also wann und ob der Mann überhaupt vernehmungsfähig gewesen war. "Es war die Pflicht des Gerichts und vor allem der Strafbehörden, die Schuld zweifelsfrei nachzuweisen", sagte der Richter. Die vorgebrachten Beweise hätten nicht belegt, dass der Angeklagte die Tat begangen habe.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft kündigte gegen die Entscheidung des Landgerichts Berufung an
Ex-Parkwächter für kleinere Brände verantwortlich
Der ehemalige freiwillige Parkwächter hatte 2023 gestanden, mehrere Waldbrände gelegt zu haben, als er sich in psychiatrischer Behandlung befand. Die Brände will er im Frühjahr 2023 im Raum Děčín gelegt haben. Dann soll er auch den Großbrand 2022 zugegeben haben. Später zog er Teile seine Aussagen zurück. Das Gericht sprach ihn nun am Freitag nur für zwei kleinere Brandstiftungen im Jahr 2023 schuldig. Dafür bekam er eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren. Die hat der Mann mit der Untersuchungshaft bereits abgesessen.
Waldbrand griff auf Sächsische Schweiz über
Ein Waldbrand in der Böhmischen Schweiz hatte sich im Juli 2022 zu einem Großbrand entwickelt, der auch auf Teile der Sächsischen Schweiz übergriff. Die Flammen erfassten auf sächsischem Gebiet eine Fläche von mehr als 100 Hektar.
Die Löscharbeiten dauerten drei Wochen. Auf tschechischer Seite waren rund 6.000 Feuerwehrleute aus dem ganzen Land im Einsatz. Auf deutscher Seite kämpften mehr als 600 Feuerwehrleute gegen Flammen und Glutnester. Der Sachschaden belief sich auf umgerechnet mindestens rund elf Millionen Euro.
MDR (phb/kk)/dpa/ct24
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 24. Januar 2025 | 18:00 Uhr