Saisonstart Mit "Shatterhand" endlich wieder Karl May auf der Felsenbühne Rathen
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18. Mai 2024, 04:01 Uhr
Zum ersten Mal seit der Sanierungs- und Coronapause zeigt die Felsenbühne Rathen wieder ein Stück nach Karl May. Nach den Debatten um Winnetou in den vergangenen Jahren hat man sich bemüht, Diskriminierungen zu vermeiden. In "Shatterhand", das am Samstag Premiere feiert, soll die Friedensbotschaft Karl Mays im Zentrum stehen. Außerdem gibt es ein Rahmenprogramm indigener Kunstschaffender.
- Am Samstag feiert die Inszenierung "Shatterhand" Premiere an der Felsenbühne Rathen.
- Im Zentrum steht laut den Theatermachern die Friedensbotschaft von Karl May.
- Nach den Debatten um kulturelle Aneignung in Karl Mays Winnetou-Geschichten vor zwei Jahren hat man sich bemüht, Diskriminierungen zu vermeiden und sich von Mitgliedern der indigenen Crows beraten lassen.
Nur ein Wort steht auf dem Plakat zu lesen: Shatterhand. Fehlt da nicht was, werden eingefleischte Karl-May-Fans sofort fragen. Das Attribut, das der Westmann aus der Feder des sächsischen Abenteuerschriftstellers seit jeher im Namen trägt, das adelnde "Old" vor dem eigentlichen Namen?
Im Prinzip schon, aber in der Wildwestgegenwart auf Europas schönster Naturbühne reitet man in dieser Saison frei nach Karl May durch eine Geschichte, die Holger Kahl geschrieben hat. Ein echter Felsenbühnen-Profi, man könnte auch von einer doppelten Fachkraft sprechen. Denn er hat nicht nur das Stück geschrieben, sondern auch die Stunts dafür koordiniert. Auch das hat er drauf, als ehemaliger Stuntman. "Ich bin eben mit Körper und Geist dabei", gibt er lachend zu Protokoll.
Wild ist der Westen, hart ist der Beruf
Und erzählt, dass er schon einmal schmunzeln musste. Vor zwei Jahren, als der Ravensburger Verlag nach Protesten gegen den Kinofilm "Der junge Häuptling Winnetou" die Bücher aus dem Programm genommen hat. "Ausgerechnet jetzt setzt du dich hin und schreibst ein Stück über Old Shatterhand, Sam Hawkins und Winnetou", dachte Kahl damals. Nun hat er es fertig und hofft, dass er allem und jedem gerecht wird. Der historischen Vorlage von Karl May, den darin dargestellten indigenen Völkern und dem Publikum, das sich auf ein traditionelles Spektakel mit Cowboys und Indianern freut, ohne sich dabei etwas Diskriminierendes zu denken.
Zwei Westmänner in Betrachtung des Mondes
Werfen wir nochmal einen Blick auf das Plakat zum Stück. Da lassen zwei Westmänner hoch zu Ross ihre Blicke ganz im Stil von Caspar David Friedrich nicht über die Weiten der Prärie, sondern das Elbtal schweifen. Flüchtet sich das Theater hier also in Ironie?
Keine Angst, Manuel Schöbel, Intendant und Regisseur, noch so eine doppelte Fachkraft also, nimmt das Stück ernst, sehr ernst sogar und verrät über die Story: "Wir haben die Friedensbotschaft von Karl May zur Botschaft unseres Stücks gemacht und erzählen eine Geschichte von denen, die am Krieg verdienen, von denen, die die Macht haben, den Krieg zu erhalten. Und wir erzählen von den Nöten der Menschen, die den Krieg beenden wollen, aber nicht wissen wie." Damit sei man genau an der Stelle, wo es sich im Moment lohne, Theater zu machen.
Menschen, Tiere, Explosionen
Und wenn man das auf der Felsenbühne Rathen tut, muss man es entsprechend krachen lassen. Dafür sorgen nicht nur die Pyrotechnik-Abteilung, sondern auch die der Stuntmans sowie zehn neue, nun sogar theatereigene Pferde und insgesamt 70 Mitwirkende. Der Mann in der Titelrolle ist Gast. Sascha Gluth, lange Zeit der Störtebeker in Ralswiek auf Rügen, hat in den vergangenen Jahren den Shatterhand bei der Konkurrenz in Bad Segeberg geübt.
Winnetou ohne kulturelle Aneignung?
Die Rolle seines Blutsbruders Winnetou ist bei Michael Berndt-Cananá traditionell in den besten Händen. Wobei das mit der Tradition ja so eine Sache ist. Der Schauspieler weiß um die neuerdings besondere Verantwortung seiner Rolle als Häuptling der Apachen und erklärt: "Für mich ist diese Rolle ein Stück Sozialisierung und die sorgt natürlich auch für Verklärung." Es sei seine Aufgabe, das nicht undifferenziert an die nächste Generation weiterzugeben.
Wenn man von kultureller Aneignung spreche, dürfe er hinterfragen, was er tue, wenn er etwas anziehe oder benutze. Er stellt fest: "Für mich ist das immer eine Frage des respektvollen Umgangs und ich bin deshalb froh, dass wir Gäste vom Stamm der Crow hier haben, die ihre Kultur, ihre Sprache mit einbringen, die wir auch fleißig lernen."
Rahmenprogramm mit indigenen Kunstschaffenden
Unter dem Motto "Turtle Island" zeigen die Theatermacher, dass man den Begriff der kulturellen Aneignung auch positiv besetzen kann. So wird eine Ausstellung mit Werken zeitgenössischer nordamerikanischer indigener Künstler gezeigt, der in Deutschland lebende Native American, Kulturvermittler und Schauspieler Kendall Old Elk präsentiert zwei seiner Shows und es wird einen Markt mit Kunsthandwerk aus Nordamerika geben.
Weitere Informationen
"Shatterhand"
Abenteuerstück frei nach Karl May
Buch: Holger Kahl
Regie: Manuel Schöbel
Wissenschaftliche Beratung: Robin Leipold
Felsenbühne Rathen
Amselgrund
01824 Rathen
Termine:
Samstag, 18. Mai 2024, 19 Uhr (Premiere)
Sonntag, 19. Mai 2024, 16 Uhr
Freitag, 24. Mai 2024, 19 Uhr
Samstag, 25. Mai 2024, 15 Uhr
Sonntag, 26. Mai 2024, 17 Uhr
Freitag, 31. Mai 2024, 19 Uhr
Samstag, 1. Juni 2024, 19 Uhr
Sonntag, 2. Juni 2024, 17 Uhr
und viele weitere.
Rahmenprogramm: "Old Elk Family & Friends – Show indigener Kultur Nordamerikas"
Freitag, 24. Mai 2024, 10:30 Uhr
Samstag, 25. Mai 2024, 19 Uhr
Lange Karl-May-Tradition in Rathen
Die Felsenbühne Rathen ist eine der traditionsreichsten Karl-May-Bühnen Deutschlands. Die Abenteuererzählungen des meistgelesenen Autors deutscher Sprache gehören seit 1938 zum Repertoire des Freilufttheaters in der Sächsischen Schweiz. In der DDR war Karl May zunächst offiziell verpönt. Erst seit den 80er-Jahren fand eine Öffnung statt. Seit 1984 nahm die Felsenbühne Rathen wieder Theaterstücke nach Karl May ins Repertoire.
Aufgrund von Umbau- und Renovierungsarbeiten konnte die Felsenbühne nach 2019 zwei Spielzeiten lang nicht genutzt werden. 2020 fanden aufgrund der Corona-Pandemie keine Karl-May-Spiele statt. 2021 wurde "Winnetou I" provisorisch im Radebeuler Lößnitzgrund gezeigt. Zur Wiedereröffnung der Felsenbühne 2022 verzichteten die Landesbühnen Sachsen auf ein Winnetou-Stück – zum ersten Mal seit 1984.
Redaktionelle Bearbeitung: hro
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Mai 2024 | 17:40 Uhr