
Freizeit Roßwein eröffnet weltweit ersten Skatepark mit Carbonbeton
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13. April 2025, 06:00 Uhr
Kleinstädte wie Roßwein in Mittelsachsen leiden unter Verstädterung und Wegzug junger Menschen in die großen Städte. Ein Mittel dagegen: Freizeitangebote für eben diese Menschen schaffen. In Roßwein wurde deshalb gerade ein neuer Skatepark gebaut - mit einer Besonderheit: Er wurde mit Carbonbeton gebaut.
Fünf Jahre mussten die Skater in Roßwein bei Döbeln warten, doch nun am Sonnabend wurde ihr neuer Park offiziell eingeweiht. Er ist den Angaben zufolge weltweit der erste aus Carbonbeton und damit filigran und einzigartig. Benannt wurde er nach dem verstorbenen Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Veit Lindner, der ursprünglich die Idee zu dem Park hatte.
Kinder, Jugendliche und Skater haben den fertiggestellten Park schon vor einigen Wochen in Besitz genommen. Andre Braune, Horterzieher in der örtlichen Grundschule, ist selbst Skater und findet den neuen Park großartig. "Ich kann mich übers Skateboardfahren ausdrücken", sagt er. "Es ist ein wahnsinniges Glücksgefühl, sowas hier vor der Nase zu haben und skaten zu können."
Kinder haben Treffpunkt mit Bewegung
Aber auch mit den Kindern mache der Platz viel. "Sie haben einen Ort, wo sie hingehen können und sich austauschen können und sich dabei bewegen." Und da skaten gar nicht so einfach sei, würden die Kinder auch lernen nach dem Scheitern weiterzumachen. "Sie werden dadurch resilienter und das ist mir aus pädagogischer Sicht wichtig", sagt Braune.
Hubert Paßehr (CDU), Bürgermeister von Roßwein, freut sich ebenfalls über die Eröffnung des Skateparks. "Hier entsteht ein sozialer Treffpunkt, wo die Kids ins Gespräch kommen können und Zeit miteinander verbringen, wo sie Sport und Freizeit miteinander gestalten", sagt er. Das sei wichtig für die Stadt Roßwein und die Region.
Kinder und Jugendliche in Planung einbezogen
Die Kinder und Jugendlichen seien dabei von Anfang an in die Planung des neuen Skateparks mit einbezogen worden. "Wir haben die Projektideen im Jugendhaus vorgestellt", erzählt Paßehr. Dort habe man sich mit Jugendlichen und Skatern ausgetauscht und gemeinsam das Projekt weiterentwickelt. "Und selbst die Bauleute waren alles Skater", sagt er. "Die wissen also, was gut und richtig ist."
Das scheint gut anzukommen. Bei einer Stippvisite am Sonnabend ist der Platz gut besucht mit vielen Familien, die mit ihren Kindern die Rampen nutzen. Die etwa 5- bis 12-Jährigen versuchen sich mit Feuereifer mit Skateboards, Inlineskates und Rollern in der Anlage. Wenn ein Manöver misslingt, wird gleich noch mal angesetzt.
Der Platz soll noch weiter entwickelt werden, so Paßehr. Ein alter Kletterfelsen wieder hergestellt werden und eine Tischtennisplatte gesetzt werden. Allerdings liege der Platz im Überflutungsgebiet der Freiberger Mulde. "Deshalb müssen wir immer gewisse Zugeständnisse machen", sagt der Bürgermeister.
SPD-Landtagsabgeordneter hilft bei Geldbeschaffung
Der SPD-Landtagsabgeordnete Henning Homann, in dessen Wahlkreis Roßwein liegt, hat sich für das Projekt stark gemacht und die Finanzierung organisiert. 206.000 Euro sind dabei aus dem Altvermögen der SED zusammengekommen. "Ich hatte in meiner Jugend viele Freunde, die Skater waren und deshalb ist es etwas, was mich begeistert."
Weltweit erster Skatepark aus Carbonbeton
Was diesen Skatepark besonders macht: Er ist teilweise aus Carbonbeton gebaut. Ein neuartiger Baustoff, an dem noch viel geforscht wird. Normalerweise wird er im Haus- und Brückenbau eingesetzt.
Carbonbeton habe durchaus Eigenschaften, die genau für Skateranlagen vorteilhaft sind: Er sei wesentlich stabiler als zum Beispiel Stahlbeton und kann dadurch besser in schlanken, geschwungenen Formen verbaut werden. Außerdem muss weniger Material verbaut werden, wie die verantwortliche Ingenieurin vom Fraunhofer Institut, Josefine Schöffel, sagt. "Die Idee dahinter ist immer, Ressourcen zu sparen, und geschwungene, schlanke Bauteile zu bauen", so Schöffel.
Kehrt die Skaterszene nach Roßwein zurück?
Andre Braune galaubt an eine Wiederbelebung der Szene in Roßwein. Eine aktive Skaterszene gebe es in Roßwein derzeit nicht. "Die sind alle älter geworden und haben Familien gegründet", erzählt Braune. "Aber einige kommen jetzt wieder zurück, bringen ihre Kids mit und zeigen ihnen, was hier möglich ist."
Was ist Carbonbeton? Carbonbeton ist ein Verbundwerkstoff aus Beton und einer Bewehrung aus Kohlestofffasern (Carbon). Im Gegensatz zu Stahlbeton rostet die Bewehrung nicht, was Carbonbeton langlebiger und damit langlebiger macht. Zudem ist Carbonbeton wesentlich stabiler als z.B. Stahlbeton - dadurch kann Baumaterial eingespart werden. Quelle: C³ – Carbon Concrete Composite e.V.
MDR (ali)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 11. April 2025 | 14:30 Uhr