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Datenschutz 3D-Laserscan von Wohnungen sorgt für Unruhe bei Mietern in Dresden
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09. Februar 2025, 08:00 Uhr
In Dresden lässt der Großvermieter Argo Residential seine Wohnungen neu vermessen. Dazu werden 3D-Scanner eingesetzt, die auch Aufnahmen mit genauen Umrissen von Möbeln und Gegenständen der privaten Räume erstellen können. Mieter sind besorgt - zurecht meint der Mieterverein. Die Aufnahmen könnten ein unerlaubter Eingriff in die Privatsphäre sein.
- Der Argo-Geschäftsführer bestreitet, dass mit 3D-Laserscannern Bildaufnahmen von Wohnungen gemacht werden.
- Experten erläutern die Möglichkeiten dieser Scanner.
- Um unter anderem die Unverletzlichkeit der Wohnung zu gewährleisten, müssen die Mieter den Aufnahmen zu stimmen, sagt der Mieterverein.
Wolfgang Berger*, der als Mieter eine Wohnung eines Mehrfamilienhauses im Dresdner Hechtviertel bewohnt, war überrascht, als er vor einigen Wochen unangekündigt Besuch von einem Vermessungsingenieur bekam. "Er wollte meine Wohnung mit einem 3D-Laserscanner vermessen. Ich wollte das aber nicht", sagte Berger MDR SACHSEN. Denn ein 3D-Scan von der Wohnung würde auch die gesamte Einrichtung und die Möbel zeigen und das sei schließlich privat. Er habe deshalb darauf bestanden, dass seine Wohnung mit einem 2D-Lasergerät vermessen wird, sagte Berger. Auch mindestens ein weiterer Mieter des Hauses verweigerte die Vermessung.
* (Name wurde aus Datenschutzgründen geändert)
Eigentümer Argo will Grundrisse neu vermessen lassen
In Auftrag gegeben hat die Arbeiten der Eigentümer der Wohnungen, der Großvermieter Argo Residential mit nach eigenen Angaben etwa 4.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Leipzig, Dresden und Magdeburg. Geschäftsführer René Deschner teilte auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, die Vermessung sei notwendig, "da nur die Gesamtflächen aus den Mietverträgen vorliegen." Die Grundrisse sollten neu vermessen werden.
Weitere Fragen, was mit den erhobenen Daten passiere und ob die Mieter darauf hingewiesen wurden, dass sie eine solche Vermessung nicht dulden müssen, wollte er nicht beantworten. Er bestritt aber, dass mit einem 3D-Laserscanner Bildaufnahmen von Wohnungen gemacht werden.
Aufnahmen werden von privaten Daten bereinigt
Vermessungsingenieur Christoph Matern von dem beauftragen Unternehmen 1000hands, der die Messungen in Dresden mit vorgenommen hat, bestätigte MDR SACHSEN, dass mit dem 3D-Laserscanner nur die Maße der Wohnungen erhoben werden sollten. Das sei von der Argo Residential so beauftragt. Allerdings könnten mit den 3D-Scans durchaus Modelle der Wohnung erstellt werden. "Bei der Verarbeitung der Aufnahmen werden die Daten aber bereinigt und etwa Möbel und private Gegenstände entfernt," so Matern.
Auch der Geschäftsführer der Keßler Ingenieur Consult in Leipzig, Marcus Hädrich, erklärte, dass mit dem Laserscsanner eine Bilderfassung möglich sei: "Die Bilddaten helfen uns zum Beispiel, raumhohe Schränke von Schornsteinen zu unterscheiden und werden [...] nach Bearbeitung gelöscht." Auch dieses Unternehmen vermisst für die Argo Wohnungen in Sachsen. Allerdings würden ohne Ausnahme die Mieter gefragt, ob sie damit einverstanden seien, so Hädrich. Es gebe auch Mieter, die das verneinen. "Die Punktwolke, also das Ergebnis des Laserscans, ist bei uns in jedem Fall schwarz. Man kann ohne Farben nur Oberflächen erkennen, keine Fotos in Vitrinen oder Schriftstücke oder sonstige optische Details."
Mieterverein: Zustimmung der Mieter zu 3D-Vermessung notwendig
Um den Datenschutz und die Unverletzlichkeit der Wohnung zu gewährleisten, sei die Zustimmung der Mieter auch zwingend notwendig, sagte Jurist Florian Bau vom Mieterverein Dresden im Gespräch mit MDR SACHSEN: "Solche 3D-Scans der Wohnung sind rechtlich nicht zulässig, wenn der Mieter nicht zustimmt." Das sei ansonsten ein verbotener Eingriff in die Privatsphäre. Ein Mieter müsse einer solchen Vermessung, selbst wenn mit dem Gerät nur Maße der Wohnung erhoben werden sollen, nicht zustimmen. "Was auch immer da bereinigt wird im Nachhinein, darauf muss ich mich nicht verlassen als Mieter. Ich darf meine Privatsphäre unverletzt lassen," so Florian Bau.
MDR (kbe)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. Februar 2025 | 10:00 Uhr
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