Grünes Gewölbe Deal im Prozess um Dresdner Juwelendiebstahl geschlossen

Am ersten Prozesstag nach der Rückkehr eines Teils der Juwelen aus dem Grünen Gewölbe Dresden ist es zu einem Deal zwischen der Justiz und den mutmaßlichen Tätern gekommen. Einige der Angeklagten wollen für ein milderes Strafmaß Geständnisse ablegen. An den wiedergefundenen Schmuckstücken wurden erhebliche Schäden festgestellt. Sie wurden vorläufig auf 126.800 Euro geschätzt.

Im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe in Dresden haben sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf einen Deal für fünf der sechs Angeklagten geeinigt. Vier von ihnen stimmten am Dienstag einem entsprechenden Vorschlag des Gerichts zu, der fünfte will sich bis zum nächsten Prozesstag entscheiden. Für die Rückgabe des Großteils der Beute und Geständnisse sollen die Beschuldigten eine geringere Strafe erhalten, wie der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel nach einem Gespräch mit den Beteiligten sagte.

Haftstrafen bis knapp sieben Jahre bei Geständnis

Für drei Beschuldigte, die nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden, soll es Haftstrafen zwischen fünf Jahren und neun Monaten sowie sechs Jahren und neun Monaten geben. Das Strafmaß bei den anderen soll nach Jugendstrafrecht zwischen vier Jahren und drei Monaten sowie fünf Jahre liegen. Vier Angeklagte kündigten daraufhin Geständnisse für den nächsten Verhandlungstag an.

Dem Deal gingen Verständigungen voraus, die zur Rückgabe eines Teils der Beute führten, jedoch habe sich die Gegenseite nicht vollständig an die Absprachen gehalten, wie der Richter am Dienstag bekannt gab. Zudem seien Teile des Schmucks aufgrund unsachgemäßer Lagerung und Reinigungsversuchen zur Spurenbeseitigung beschädigt.

Deal im Strafprozess Ein Deal ist in der Strafprozessordnung im Paragraph 257c geregelt. Danach kann sich das Gericht mit der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung auf ein Ergebnis des Verfahrens einigen mit dem Inhalt: Geständnis gegen Strafrabatt. Ein exaktes Strafmaß kann bei einem Deal nicht festgelegt werden, nur der Strafrahmen.

Polizeibeamter der Soko: In Berliner Kanal nach Degenklinge gesucht

Ein Teil des Diebesgutes wurde nach Angaben eines Kriminalhauptkommissars der ermittelnden Sonderkommission am späten Abend des 16. Dezember in einer Berliner Anwaltskanzlei übergeben. Augenscheinlich habe es sich um den gesuchten Schmuck gehandelt. Allerdings habe selbst er als Laie in Sachen Kunstgegenstände gesehen, dass einzelne Teile beschädigt waren, sagte der Polizist vor dem Landgericht. Von dem diamantbesetzten Degen habe die Klinge gefehlt. Nach dieser sei dann über die Weihnachtsfeiertage in dem Schifffahrtskanal in Berlin-Neukölln gesucht worden. Die Klinge sei dabei nicht gefunden worden.

Restauratorin: Schmuckstücke erheblich beschädigt

Die Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden machte vor Gericht Angaben zu den Schäden am vorliegenden Diebesgut. Es fehlten Dutzende Steine oder Teile der Schmuckstücke. Zudem gebe es Feuchtigkeitsschäden, Kratzer oder Rostablagerungen. Die geschätzte Schadenshöhe bezifferte Begov vorläufig auf 126.800 Euro.

Beim "Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens" sei beispielsweise eine Spitze abgetrennt worden, zudem fehle ein größerer Stein. Bei der "Hutagraffe" diagnostizierte die Restauratorin etwa Rostablagerungen und Feuchteinträge zwischen Fassung und Steinen. Sie könnten entweder von der Lagerung oder einem Reinigungsversuch stammen. Kondensbildung habe dazu geführt, dass die Steine schwarz aussehen. Unklar sei noch, wie sich die Feuchtigkeit langfristig auswirke.

Diebesgut Grünes Gewölbe: Bruststern und Achselband
Der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens (links) gehört zu den Gegenständen, die die Polizei jetzt in Berlin sichergestellt hat. Die Epaulette mit dem "Sächsischen Weißen" (rechts) fehlt hingegen nach wie vor. Bildrechte: Collage MDR/Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD)

Zu einer möglichen Restaurierung wollte sich die Expertin vor Gericht nicht äußern. Es gehe um die Frage, wie weit man eine Restaurierung treiben wolle. Das müsse im Team entschieden werden. Deformierungen werde man so rückgängig machen, dass die Stücke wieder präsentiert werden können.

Tauchgang nach Juwelen-Beute brachte jede Menge Fundstücke ans Licht

Außerdem wurden einige Details zur Suche im Kanal in Berlin bekannt. Mehrere Geldkassetten und Tresore mit Modeschmuck habe man gefunden, sagte der Dresdner Soko-Kommissar. Über Inhalt, Wert und mögliche Herkunft der Funde machte er aber keine Angaben. Auch Fahrräder seien zum Vorschein gekommen. Offenkundig werde der Kanal genutzt, um dort allerlei Dinge zu entsorgen, mutmaßte der Kriminalhauptkommissar.

Nach Angaben des Beamten war das "Tatereignis von der Bevölkerung gut besucht". Sächsische Taucher hätten es sich nicht nehmen lassen, den Hauptteil des erfolgversprechenden Abschnittes zu untersuchen. Das Kanalstück sei dazu in drei Abschnitte eingeteilt und doppelt kontrolliert worden.

Zettel mit der Aufschrift Soko Epaulette an einer Tür
Eine Sonderkommission forscht seit gut drei Jahren nach dem Verbleib der einzigartigen Schmuckstücke, einige der Juwelen fehlen noch immer. Bildrechte: imago images/Sven Ellger

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 10. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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