Gedenkgottesdienst Familie und Kollegen von getötetem Polizisten nehmen in Dresdner Kreuzkirche Abschied
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28. Januar 2025, 12:48 Uhr
Entsetzen und Trauer waren groß nach dem Tod eines Polizisten, der bei einer Fahndung nach Autodieben Anfang Januar getötet wurde. Nun nehmen seine Familie, die Polizeikollegen und Freunde gemeinsam bei einer öffentlichen Trauerfeier Abschied. Ein Spendenaufruf für die Hinterbliebenen hat bundesweit Tausende Menschen berührt.
- Polizeikollegen aus Sachsen und dem Bundesgebiet haben sich dem Trauerzug angeschlossen.
- Die Familie nennt den getöteten Oberkommissar "Vorbild für viele".
- Bundes- und Landespolitiker sind ebenfalls Gäste in der Kreuzkirche.
Bei einem Gedenkgottesdienst in der Kreuzkirche Dresden haben am Dienstagvormittag mehrere Tausend Menschen um den im Dienst gewaltsam getöteten Polizisten Maximilian S. getrauert. Der 32 Jahre alte Beamte der Polizeidirektion Dresden war vor drei Wochen bei einer Fahrzeugkontrolle als Fahnder von einem mutmaßlichen Autodieb angefahren worden. Der Beamte starb am Unfallort in Lauchhammer in Südbrandenburg. Die Beisetzung erfolgt danach im engsten Familienkreis.
Sein Tod "hat schmerzhaft vor Augen geführt, welcher unkalkulierbaren Gefahr" man im Dienst ausgesetzt sei, sagte Sachsens sichtlich bewegter Innenminister Armin Schuster (CDU).
Innenminister Schuster dankt Stoppa für seinen Dienst
Seine Einheit, ein wichtiger Teil der Sicherheitsarchitektur des Landes, "und die Polizeidirektion Dresden werden für immer mit dem Namen Maximilian Stoppa verbunden sein". Schuster dankte ihm posthum "für seinen Dienst am Nächsten" und ebenso für sein ehrenamtliches Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Wir sind ihm und seinen Kollegen und Kameraden als Gesellschaft zu höchstem Respekt und tiefster Dankbarkeit verpflichtet." Mit all den tröstenden Worten könne man aber nichts ungeschehen machen, so der Minister weiter.
Trauerzug zur Kreuzkirche mehrere Hundert Meter lang
Die Kolleginnen und Kollegen des getöteten Oberkommissars sind zunächst am Dienstagmorgen in einem Trauerzug gemeinsam durch die Dresdner Innenstadt zur Kirche gegangen. Wegen eines erneuten Bombenfundes an der Carolabrücke musste die Route des Trauermarsches kurzfristig geändert werden.
Laut Polizei kamen "weit mehr als 1.000" Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte aus Sachsen und mehreren Bundesländern zusammen. Der Trauerzug sei mehrere Hundert Meter lang gewesen. Auch am Straßenrand seien Menschen stehengeblieben.
Die Familie hatte zur öffentlichen Trauerfeier in die Kreuzkirche eingeladen. Der Sprecher der Polizeidirektion Dresden, Thomas Geithner, sagte MDR SACHSEN, es würden sich auch Beamte aus anderen Bundesländern in "den Trauermarsch einreihen, um Maximilian zu gedenken".
Gemeinsames Geleit für Kollegen, Freund und Familienvater
In der Traueranzeige zum gemeinsamen Abschied schrieb die Familie über den Polizisten und ehrenamtlichen Feuerwehrmann: Er sei nicht nur Sohn und Bruder gewesen, "sondern auch Familienvater. In seinem Inneren war er aber eigentlich immer blaulichtverrückt und mit seiner zielstrebigen Art ein Vorbild für viele". Seine Interessen habe er "stets und ständig" hinten angestellt und sich um das "Wohl der anderen" gekümmert.
In seinem Inneren war er aber eigentlich immer blaulichtverrückt und mit seiner zielstrebigen Art ein Vorbild für viele.
Bundesweite Anteilnahme
Zum Gedenkgottesdienst sind auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Innenminister Armin Schuster (beide CDU) gekommen.
Bundesweit hatten Polizisten Mitte Januar mit einer Schweigeminute ihres getöteten Dresdner Kollegen gedacht. In Sachsen galt am 14. Januar Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden. Nach Angaben der Landesregierung hingen alle Fahnen vor Behörden und Dienststellen des Freistaats im Dresdner Regierungsviertel auf Halbmast.
Es galt auch eine Anordnung zur Trauerbeflaggung an Dienstgebäuden der Polizeidirektion Dresden und der Polizei in Brandenburg. In Nordrhein-Westfalen fuhren Polizeiautos mit Trauerflor.
Tausende spenden für Familie des Getöteten
Bei einem von Freunden initiierten Spendenaufruf bei "Gofundme" für die Familie und die kleine Tochter des Getöteten waren mehr als 206.000 Euro (Stand: 28. Januar) zusammengekommen.
10.000 Euro waren das ursprüngliche Spendenziel gewesen. Mehr als 7.900 Einzelspenden wurden gezählt. Als höchsten Einzelbetrag gab ein Spender 3.000 Euro.
Ermittlungen in Brandenburg und Niedersachsen gegen mutmaßliche Autodiebe
Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft Cottbus wegen des Tatvorwurfs des Mordes gegen einen 37 Jahre alten Mann, der den Polizisten mit hohem Tempo angefahren haben soll. Der getötete Beamte war mit der Gemeinsamen Fahndungsgruppe der Dresdner Polizei und der Bundespolizei im Bereich Kfz-Kriminalität in Südbrandenburg im Einsatz. Er wollte gerade einen Stop-Stick auslegen, eine Art Nagelgürtel, um den flüchtenden Pkw zum Anhalten zu zwingen.
Teil der Ermittlungen ist nun die Frage, ob der Fahrer des Autos bei der Kontrolle beschleunigt hat. Gegen drei weitere Männer, die im Zusammenhang mit dem Einsatz in Lauchhammer festgenommen wurden, stellte die Staatsanwaltschaft Hildesheim Haftantrag. Die Behörde in Niedersachsen hatte gegen die Männer schon wegen bandenmäßigen Autodiebstahls in mehreren Fällen ermittelt.
MDR (kk/sme)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten aus dem Regionalstudio Dresden | 27. Januar 2025 | 18:30 Uhr