
Jakobsweg in Sachsen Eine Nacht auf dem Friedhof - Pilgerherberge in Pesterwitz bietet besondere Ruhe
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12. April 2025, 17:00 Uhr
Inmitten der sächsischen Ortschaft Pesterwitz bei Dresden und direkt hinter der St. Jakobuskirche verbirgt sich ein außergewöhnlicher Ort für eine Übernachtung: eine Pilgerherberge auf dem Friedhof. Thomas Grän, der Herbergsvater, hat aus einer ehemaligen Aussegnungshalle eine ungewöhnliche, aber stimmungsvolle Unterkunft geschaffen.
"Tritt ein, du müder Wandersohn. Sechs gute Betten warten schon. Ruhe aus, Haupt und Glieder, du brauchst sie morgen wieder." Mit diesen Versen begrüßt ein kleines Schild an der Tür die Pilgerinnen und Pilger, die in Pesterwitz bei Dresden eine Pause auf ihrem Weg einlegen möchten. Geschrieben hat sie Thomas Grän, der Herbergsvater und Kirchenvorstand der Gemeinde.
Zwei Räume für sechs Gäste
Das einstöckige Gebäude, das heute als Pilgerherberge am sächsischen Jakobsweg dient, bietet in zwei Räumen Platz für sechs Gäste. Die Fenster blicken direkt auf die Gräber, und obwohl der Gedanke an eine Nacht auf dem Gottesacker zunächst befremdlich erscheinen mag, berichten Gäste von einer ganz besonderen Atmosphäre der Ruhe und Besinnung.
"Es ist nicht völlig still, schließlich sind wir mitten im Ort", erzählt Grän. "Aber es ist eine andere Art von Ruhe. Viele genießen diesen Blick in das Osterzgebirge, dieses kleine Stück Ewigkeit bis zum Horizont." Für ihn hat der Ort auch etwas Philosophisches: "Vor der Friedhofsmauer kann ich noch was verändern, hinter der Friedhofsmauer nicht mehr."
Vor der Friedhofsmauer kann ich noch was verändern, hinter der Friedhofsmauer nicht mehr.
Ein Kreis hat sich geschlossen
Grän selbst ist noch nie den Jakobsweg gegangen, sieht aber Parallelen zwischen seiner früheren Jugend als Tramper und dem Pilgerleben. "Wir wussten nie, wie weit wir kommen, wo wir schlafen werden. Aber das beste Schlafgefühl hatten wir immer an Friedhofsmauern - warm, ruhig und geschützt."
Diese persönlichen Erfahrungen hätten schließlich zur Idee geführt, im Jahr 2013 eine Herberge auf dem Friedhof einzurichten. Ein Kreis, der sich für Grän auf besondere Weise geschlossen hat, wie er sagt.
Die Herberge ist heute ein Ort der Einkehr für Wanderer, Pilger und Sinnsuchende gleichermaßen.
MDR (ben/rha)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 07. April 2025 | 10:10 Uhr