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"Meinung zu Gast" Semperoper: Eine nachhaltige Lösung wäre möglich

13. Oktober 2023, 05:00 Uhr

"Meinung zu Gast"-Autor Dirk Birgel beobachtet, dass die Pläne zu den Sanierungsarbeiten an der Semperoper wenig nachhaltig sind. Dabei gäbe es eine Lösung, ohne den Zwingerpark zuzubauen.

Muss die Semperoper demnächst den Spielbetrieb einstellen?, fragten die "Dresdner Neuesten Nachrichten" in einer ihrer jüngsten Ausgaben. Ja, lautet die Antwort! Es sei denn, man findet eine Lösung für den in die Jahre gekommenen sanierungsbedürftigen Verwaltungstrakt im Rücken des berühmten Hauses. Keine Angst, die Lösung ist gefunden. Das Publikum wird auch die nächsten Jahre nicht auf Fidelio, Tosca, Nabucco oder Aida verzichten müssen. Aber ist es auch eine gute, eine nachhaltige Lösung, die da gefunden wurde?

Meinung zu Gast In der Rubrik "Meinung zu Gast" analysieren und kommentieren Medienschaffende aus Mitteldeutschland Transformations- und Veränderungsthemen: faktenbasiert, pointiert und regional verortet. Die Beiträge erscheinen freitags auf mdr.de und in der MDR AKTUELL App. Hören können Sie "Meinung zu Gast" dann jeweils am Sonntag im Nachrichtenradio MDR AKTUELL.

Keine nachhaltige Lösung für sanierungsbedürftigen Verwaltungstrakt der Semperoper

Hier lautet die Antwort ganz klar: Nein! Keine Frage: Das 1985 eröffnete Funktionsgebäude ist verschlissen, die energetische Bilanz eine Katastrophe. Im Sommer heizen sich die Innenräume unerträglich auf, im Herbst regnet es durch das undichte Dach, so dass die Beschäftigten Wassereimer aufstellen. Und klar ist auch, ohne Ersatzräume gibt es vier Jahre – so lange soll die Sanierung dauern – keine Aufführungen in der Semperoper.

Der Freistaat als Betreiber der Oper favorisiert den interimsmäßigen Neubau eines Probebühnenzentrums im Park neben dem Zwingerteich. Ein großes, kastenförmiges, graues, 26 Meter hohes Gebäude im Park zwischen Zwinger und Oper. Das tut nicht nur dem Auge weh, sondern nimmt auch wichtiges Grün in der Innenstadt weg, wo rund um den Postplatz heute schon fast jeder Quadratmeter versiegelt ist.

Zwingerpark essenziell für Dresdner Stadtgrün

Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Der Zwingerpark sei seit Jahrzehnten ein wesentliches Element Dresdner Stadtgestaltung, wodurch sich eine Massierung von Gebäuden hinter der Oper verbiete, urteilt etwa der bekannte Dresdner Architekt Walter Köckeritz. Und Thilo Wirtz, Bauexperte der Linken im Stadtrat, fordert: "Es muss auf dem Niveau gebaut werden, auf dem die Semperoper spielt." Nachhaltiges, klimafreundliches und ressourcenschonendes Bauen sei gefragt.

Das wiederum wirft die Frage auf: Was hat die Landeshauptstadt Dresden in den letzten drei Jahrzehnten alles an Bausünden durchgewinkt? Der schon erwähnte Postplatz ist eine Betonwüste, aber auch sonst lässt das Baugeschehen in Sachen Nachhaltigkeit sehr zu wünschen übrig, obwohl das Phänomen Klimawandel kein ganz neues ist.

Dirk Birgel Dirk Birgel ist der Chefredakteur der "Dresdner Neuesten Nachrichten". In der Reihe "Meinung zu Gast" kommentiert er als Gastautor Transformations- und Veränderungsthemen in Mitteldeutschland.

Dresden kommt bei Nachhaltigkeit nicht hinterher

Und das, obwohl das Bauressort seit Jahren in der Hand der Grünen ist. Begrünte Fassaden sind weitgehend Fehlanzeige, Holz oder Holzhybridbauweise die Ausnahme. Wer die Erwärmung der Städte zumindest abmildern will, der muss mehr tun, als ein paar Dächer zu begrünen und die Wartehäuschen an den Bus- und Bahnhaltestellen ökologisch zu gestalten. Entgegen der Zielstellung sank der Treibhausgasausstoß im Dresdner Stadtgebiet in den letzten Jahren kaum.

Die Klimaschutzziele des vom Stadtrat im Jahr 2013 beschlossenen Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes wurden bisher nicht erreicht, die eine Emissionsreduktion um 41 Prozent bis 2030 vorsahen, wie die Stadt auf ihrer Homepage einräumt. Die Fortschreibung des Konzepts mit einer Neuausrichtung soll bis Ende 2023 vorliegen. Drei Jahre nach dem entsprechenden Stadtratsbeschluss. Und ob der Termin gehalten wird, ist fraglich.

Ausgerechnet die Chinesen machen mit ihrem Projekt "Grüne Mauer" vor, wie es gehen könnte. Ein gigantisches Aufforstungsprojekt, bei dem sicherlich nicht alles grün ist, was glänzt. Aber die angestrebte Verdreifachung der Waldfläche von 23 auf 60 Millionen Hektar ist ein Schritt in die richtige Richtung.

So große Brötchen müssen die Städte hierzulande nicht backen. Aber wie wäre es, wenn man für Neubauprojekte statt einer Ablöse für nicht errichtete Parkplätze, Baumpflanzungen als Ausgleich für neu versiegelte Flächen verlangen würde. Das ist nur ein kleines Beispiel.

Semperoper: Trockene Füße für die Königin der Nacht

Doch zurück zur Semperoper. Natürlich muss die Königin der Nacht komplett geschminkt und im vollen Ornat trockenen Fußes die Bühne erreichen. Kann Sie auch, wenn man das alte Opernhaus entsprechend ertüchtigt. Aber muss die Probebühne zwingend am Zwinger stehen also vis a vis der Oper? Oder warum muss die Verwaltung in Rufweite sein? Das einst von der Bundesbank genutzte Gebäude an der St. Petersburger Straße steht weitgehend leer. Das wäre nachhaltig im Gegensatz zu einem neuen Betonklotz. Und erfordert nicht mal viel Kreativität. Nur ein Umdenken. Aber das scheint die eigentliche Schwierigkeit zu sein.

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Redaktioneller Hinweis Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des Autors oder der Autorin wieder und nicht die der Redaktion.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Oktober 2023 | 09:35 Uhr

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