Die 270 m lange Elbbrücke im sächsischen Bad Schandau ist gesperrt. 3 min
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Nach Einsturz der Carola-Brücke sollten 19 baugleiche Brücken geprüft werden

MDR AKTUELL Di 22.04.2025 06:08Uhr 03:10 min

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Marode Infrastruktur Sachsens Brücken unter der Lupe: So ist der aktuelle Stand

22. April 2025, 06:21 Uhr

Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden im vergangenen Jahr hat das Land Sachsen eine Prüfung anderer Brücken mit gleicher Bausubstanz veranlasst. In Bad Schandau wurde daraufhin die Elbbrücke gesperrt, ist inzwischen aber teilweise wieder freigegeben. MDR-Reporter Christian Erll über den aktuellen Stand der Brückenprüfungen im Land und die Auswirkungen.

Christian Erll
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Der Einsturz der Dresdner Carolabrücke im vergangenen September hat glücklicherweise keine Menschenleben gekostet. Damit das tunlichst so bleibt, beschloss das Land Sachsen, andere Brücken, die mit dem gleichen Material gebaut sind, gesondert zu kontrollieren.

19 Brücken rückten so in den Fokus. Unter ihnen die in Bad Schandau, die aufgrund dieser Kontrollen gesperrt wurde. Seit einigen Tagen haben die Menschen in Bad Schandau ihre Brücke wieder – wenn auch eingeschränkt nutzbar. Wie aber steht es um den Rest?

Noch im Dezember war Regina Kraushaar von der CDU optimistisch. Die neue Staatsministerin für Infrastruktur und Landesentwicklung prognostizierte im Interview mit MDR AKTUELL: Es sei unwahrscheinlich, dass alle 19 Brücken, deren Sonderprüfung das Verkehrsministerium angekündigt hat, abgerissen werden müssten.

Nach gegenwärtigem Stand gibt es keine Notwendigkeit, hier 19 Brücken abzureißen, erst recht nicht komplett. Wir werden Sanierungen prüfen müssen und wir werden uns natürlich auch darum kümmern müssen, was ist die wirtschaftlichste Variante.

Regina Kraushaar Saächsische Infrastrukturministerin

B101-Brücke bei Großhain im Februar abgerissen

Bei der Brücke der B101 bei Großenhain war Tabula Rasa wohl doch die günstigste Variante: Noch vor Weihnachten wurde sie geprüft, sofort gesperrt und im Februar bereits abgerissen. Übrig bleiben nach der Wiederfreigabe in Bad Schandau also noch 17 Sonderprüfungen.

Müssen sich Menschen in der Nähe dieser Brücken also auch darauf einstellen, dass möglicherweise wichtige Verkehrswege von heute auf morgen wegfallen? Nachfrage beim Ministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung. Dessen Pressestelle antwortet schriftlich, verweist auf "laufende, fortwährende Prozesse", zu denen es derzeit keine konkreten Angaben zum Zeitpunkt möglicher Entscheidungen zu Sperrungen, Abrissen oder Neubauten geben könne. Den Angaben zufolge können Zwischenergebnisse beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr eingesehen werden – auf einer eigens dafür eingerichtete Unterseite in seines Webauftritts.

Die dortige Übersicht zeigt: Bei acht Brücken ist die Sonderprüfung noch nicht in Auftrag gegeben, sondern wird noch vorbereitet. So etwa die Kontrolle der Umgehungsbrücke der B170 in Dippoldiswalde oder Brücken entlang der Staatsstraßen in Königstein, Porschdorf und bei Pegau.

Große Auswirkungen von Brückensperrungen

Im Landkreis Leipzig ist die Prüfung weiter: Die Agra-Brücke der B2 ist eine der Brücken, deren Sicherheit besonders dringend begutachtet werden muss. Und eine Sperrung würde den Landkreis Leipzig vor erhebliche Probleme stellen, sagt Landrat Henry Graichen. "Das haben wir ja an der Elbbrücke in Bad Schandau erfahren müssen." Von den Auswirkungen habe man auch in der Region gehört: Erheblich längere Zeiten für Unternehmen und für Dienstleister im Pflegebereich.

"Höhere Zeiten bedeutet auch höhere Kosten", sagt Graichen. "Und wenn eine solche Situation auf Dauer entsteht, dann ist es natürlich wenig wettbewerbsfähig für eine Region, wenn man mit so einer Brückensperrung leben muss."

Graichen hofft deswegen, dass es möglich ist, die Brücke bald zu sanieren und betont die transparente und persönliche Kommunikation mit Ministerin Kraushaar. Allerdings wünscht er sich im Namen des sächsischen Landkreistages, dessen Präsident Graichen gleichzeitig ist, mehr Tempo bei den Investitionen in die Infrastruktur.

"Von daher nochmal der Appell von der kommunalen Ebene, von den sächsischen Landkreisen, diese Zustandsnoten aus den Brückenprüfungen auch für die Priorisierung der Investitionsmittel im Freistaat Sachsen heranzunehmen", sagt er.

Denn die gute Nachricht ist zwar, dass viele der gut 2.500 Brücken auf Staats- und Bundesstraßen in Sachsen in gutem Zustand sind. Doch etwa zehn Prozent erhalten bei den regelmäßigen Prüfungen die Zustandsnote 3 oder schlechter – die Bauwerke haben also teils erhebliche Sicherheitsmängel.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. April 2025 | 06:08 Uhr

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