Montage einer Solaranlage auf einem Hausdach
Die Nachfrage an Solaranlagen ist auch in Sachsen groß. Unternehmen kritisieren jedoch gesetztliche Hemmnisse für einen schnellen Ausbau. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Rolf Poss

Rechtliche Hemmnisse Solarbranche in Sachsen kritisiert Hürden beim Photovoltaik-Ausbau

22. April 2025, 05:06 Uhr

Die Nachfrage nach Solaranlagen in Sachsen ist - unter anderem wegen hoher Strompreise. Dabei könnte es mit dem Ausbau noch schneller voran gehen, sagt die Solarbranche. Rechtliche Hürden stünden dem jedoch entgegen.

Trotz hoher Nachfrage geht der Ausbau von Photovoltaik in Sachsen nur langsam voran. Es gebe zu viele Hürden, erklärte das Leipziger Unternehmen Energiekonzepte Deutschland (EKD). Geschäftsführer Timo Sillober sagte, gesetzliche Vorgaben würden die technische Umsetzung vielfach behindern.

Das sei etwa bei den Komplettsystemen aus Solaranlage, Batteriespeicher und digitaler Steuerung der Fall, die EKD anbietet. Strom soll dabei gezielt dann genutzt oder gespeichert werden, wenn er besonders günstig ist – etwa nachts bei negativen Börsenstrompreisen. "Wir könnten die Energiesteuerung für den Kunden sofort optimieren", sagte Sillober. Doch regulatorisch sei das bislang nicht vorgesehen. 

Ein Zaehlermonteur im Auftrag der EWZ installiert einen neuen Smart Meter-Stromzaehler neben alten Stromzaehlern in einem Mehrfamilienhaus
Intelligente Messsysteme sogenannte Smart Meter können unter anderem helfen, Strom einzusparen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/KEYSTONE | MICHAEL BUHOLZER

Kritik aus Wissenschaft: Einführung von intelligenten Messsystemen zu langsam

Kritik kommt auch aus der Wissenschaft. Die Einführung von intelligenten Messsystemen, den sogenannten Smart Metern, gehe in Deutschland viel zu langsam voran. Das sei vor allem im internationalen Vergleich peinlich, erklärte Jens Schneider von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Leipzig.

Es fehle an zeitlich und regional differenzierten Strompreisen, die flexible Verbrauchsmodelle fördern könnten, so Schneider. Als Beispiel nannte er den überregional einheitlichen Strompreis. Wenn im Norden der Wind weht, würden Wärmepumpen und E-Autos im Süden verstärkt Strom beziehen – auch wenn der dort physisch gar nicht ankommt. Das führe dazu, dass Windkraftwerke abgeregelt und Gaskraftwerke hochgefahren werden müssten.

Bundeswirtschaftsministerium sieht keinen Handlungsbedarf

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) verweist dagegen auf Fortschritte. Die Bundesregierung habe mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende einen neuen, bürokratieärmeren und einfacheren Rechtsrahmen geschaffen. Nach Angaben der Bundesnetzagentur seien inzwischen rund 14 Prozent der Haushalte und Betriebe, bei denen ein intelligenter Stromzähler verpflichtend ist, entsprechend ausgestattet. Dies sei ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Bei der Frage nach regional unterschiedlichen Strompreisen sieht das BMWK derzeit keinen Handlungsbedarf. In einem Grundsatzpapier vom August 2024 lehnte es eine Aufteilung der einheitlichen Stromgebotszone ab. Die Vorteile eines gemeinsamen Marktes seien größer als mögliche Effizienzgewinne durch regionale Preissignale. Bundesländer mit viel Wind- oder Solarstrom würden bereits von niedrigeren Netzgebühren profitieren.

Mehr als 170.000 Solaranlagen in Sachsen installiert

Nach Angaben des sächsischen Wirtschaftsministeriums sind im Freistaat inzwischen mehr als 178.000 Photovoltaikanlagen installiert. Diese hätten eine Leistung von mehr als 5.000 Megawatt. Im ersten Quartal 2025 kamen demnach fast 7.000 Anlagen mit einer Leistung von 369 Megawatt neu hinzu.

Strompreise stabilisieren sich, Heizkosten steigen

Die hohe Nachfrage an Solaranlagen in Sachsen geht auch auf die konstant hohen Strompreise zurück. Außerdem müssten viele Menschen in Deutschland fürs Heizen mit Gas tiefer in die Tasche greifen. Das ergab eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zum Ende der Heizsaison.

Demnach stiegen die Kosten für Gaskunden um rund 23 Prozent. Der vergangene Winter sei sehr mild gewesen, allerdings mit ausgeprägten Frostphasen. Auch die Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf Erdgas habe die Gaskosten für Haushalte in die Höhe getrieben.

MDR/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 21. April 2025 | 14:00 Uhr

Mehr aus Sachsen

Handballspiel 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK