Freie Szene Noch kein Kulturhaushalt in Dresden: Societaetstheater fordert Planungssicherheit
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21. März 2025, 19:48 Uhr
Im Stadtrat Dresden wurde am Donnerstag über den Haushalt für 2025/2026 verhandelt – und die Entscheidung vertagt. Ein Haushaltsentwurf von Oberbürgermeister Dirk Hilbert sah massive Kürzungen in Höhe von 3,5 Millionen Euro vor. Für die Kultur geht es um weniger Geld – aber auch um Planungssicherheit. Für einige freie Träger könnten die Einschnitte sogar existenzbedrohend werden. Bisher haben sich die Fraktionen auf keinen Haushaltskompromiss einigen können. Eine Entscheidung soll in einer Sondersitzung am 31. März fallen. Zur Lage ist der Geschäftsführer und künstlerische Leiter des Dresdner Societaetstheaters, Heiki Ikkola, im Gespräch mit MDR KULTUR.
MDR KULTUR: Welche Auswirkungen hat das Damoklesschwert der drastischen Kürzungen vielleicht jetzt schon auf Ihre Arbeit am Theater?
Heiki Ikkola: Im Moment ist für uns erstmal die größte Hürde, dass der Haushalt noch nicht verabschiedet ist, egal in welcher Höhe. Dadurch haben wir eine vorläufige Haushaltsführung. Das heißt, wir verfügen momentan, bis er endlich von der Landesdirektion bewilligt ist, über 40 Prozent unseres Budgets. Und wir wissen ja alle, wenn der Haushalt verabschiedet ist, dann muss er ja nochmal in die Landesdirektion. Möglicherweise gibt es nochmal Korrekturen. Das kann sich dann nochmal hinziehen.
Da können viele Leute jetzt gar nicht agieren. Wir dürfen keine Ausgaben machen, die nicht vorher bewilligt wurden. Momentan hoffen wir erstmal auf den Haushalt. Und die größten Einschnitte gibt es für uns dadurch, dass es unsere wichtigsten Partner, nämlich die Freie Szene der Stadt Dresden, die bei uns ihre Projekte präsentiert, sehr hart getroffen hat. Viele Projekte werden einfach nicht stattfinden. Beim Ansatz der Stadt war ja schon eine Kürzung von 5 Prozent vorgesehen. Jetzt hat der Kulturausschuss nochmal 200.000 Euro bei der kommunalen Kulturförderung gestrichen. Und das trifft uns schon hart und wir verstehen nicht so richtig, warum. Weil diese 200.000 Euro auch keinem größeren Haus bei den großen Lücken helfen würden, um diese zu füllen.
Wie nimmt die Szene die Vertagung der Entscheidung über Kulturkürzungen durch den Stadtrat auf?
Wir versuchen natürlich ständig ins Gespräch zu kommen. Man muss dazu sagen, dass der neue Stadtrat sich ja überhaupt erst einmal aufstellt. Die lernen diese ganzen Kulturbetriebe kennen – und wir wissen noch nicht so richtig, wie die ticken. Und das ist momentan eigentlich das größere Problem.
Wenn in dieser Zeit dann über Kürzungen gesprochen wird, dann sind wir immer darauf angewiesen, zu erklären, wie die unterschiedlichen Betriebe funktionieren: Sehr, sehr unterschiedlich! Denn diese Kürzungen haben ja sehr unterschiedliche Auswirkungen bei den Häusern.
Ein Haus, das ein Ensemble hat, hat erstmal ein etwas kleineres Problem, weil das künstlerische Ensemble durch die Personalkosten abgesichert ist. Das ist eine Pflichtaufgabe der Stadt.
Das künstlerische Budget wird eingeschränkt – aber so ein Haus wie Hellerau, das schöpft sein ganzes künstlerisches Programm aus dem künstlerischen Budget. Und diese Differenzen zu erklären, das verstehen auch nicht so viele. Und sie können sich bei dem Riesenhaushalt auch gar nicht mit all diesen Details beschäftigen. Ich glaube, das ist für uns momentan das größte Problem.
Was würde Ihnen jetzt helfen? Was sollte bei der Haushalts-Sondersitzung am 31. März herauskommen, so dass alle friedlich miteinander weiterleben und vor allen Dingen Kultur machen können?
Ich rede jetzt für meine Klientel: Diese zusätzlich zum Entwurf der Verwaltung gemachten 200.000 Euro Einschnitte bei der kommunalen Kulturförderung – ich finde, da müssen wir unbedingt noch mal ran. Das kann nicht sein. Das verstehe ich auch nicht. Für die Freie Szene bedeutet das tatsächlich überleben oder nicht überleben! Dass eine freie Kulturszene hier existiert und sich entwickeln kann – oder nicht.
Ansonsten glaube ich, dass es natürlich gerade ganz viele andere Fragen gibt, ob das jetzt bei den Kitas ist, ob es bei den Dresdner Verkehrsbetrieben ist und so. Da ist die Kultur momentan bei vielen einfach nicht die erste Adresse, über die man nachdenken müsste.
Ich denke, dass wir auf jeden Fall schaffen müssen, keine Verstetigung dieser Kürzungen hineinzuschreiben. Wenn wir jetzt einen Haushalt machen, dann heißt das ja nicht nur, wir machen einen Doppelhaushalt, sondern in diesen Doppelhaushalt wird ja auch eine mittelfristige Finanzplanung hineingeschrieben. Und das müssten wir zumindest erreichen, dass wir das als eine Ausnahme sehen. Wir wollen helfen, zu konsolidieren – und dann kann es aber nicht so weiter gehen!
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. März 2025 | 17:30 Uhr