Fünf Jahre nach Einbruch ins Grüne Gewölbe Diamant-Schleifer glaubt: Fehlende Diamanten aus Dresden liegen noch irgendwo versteckt
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21. November 2024, 05:00 Uhr
Am 18. November 2019 waren aus dem Historischen Grünen Gewölbe in Dresden Schmuckstücke mit 4.300 Diamanten und Brillanten im geschätzten Wert von 116,8 Millionen Euro gestohlen worden. Ein Teil der Beute gelangte über einen Deal zurück nach Dresden. Drei wertvolle Stücke sind weiterhin verschwunden. Was könnte damit passiert sein? Ein Diamant-Schleifer und Experte hegt eine Vermutung.
Fünf Jahre nach dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe fehlt immer noch ein Teil der Beute. Über den möglichen Verbleib sagt der Diamant-Schleifer Christian Berg aus der Edelsteinstadt Idar-Oberstein: "Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, jemanden auf der Welt zu finden, der solche Steine unkenntlich macht durch einen Neuschliff." Und weiter: "Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Steine noch irgendwo in ihrem ursprünglichen Zustand versteckt liegen."
Kriminaloberrat vermutet Diamanten in irgendeinem Depot
Das vermutet auch der Leiter der Soko "Epaulette", Olaf Richter, im exklusiven Gespräch mit MDR SACHSEN: "Es kann durchaus sein, dass große Steine - der Sächsische Weiße oder Ähnliches - einzeln umgearbeitet wurden. Es kann sein, dass es irgendwo bei einem Sammler für viel Geld liegt. Aber das Wahrscheinlichste ist, so aus meinem Gefühl heraus, dass es noch irgendwo deponiert ist. Also, ich hoffe zumindest, dass es noch nicht weiter zerlegt ist."
Experte: Gestohlene Stücke als Ganzes "völlig unhandelbar"
Diamanten-Dieben sei die Historie eines Steines sicher weniger wichtig, mutmaßt der Diamanten-Experte Berg. "Da ist es wahrscheinlich gewünscht, den Charakter des Steines zu verändern, um ihn so unkenntlich zu machen." Falls jemand mit den Dresdner Steinen und einem Wunsch nach Umschliff zu ihm käme, würde er sofort stutzig: "Da sind Steine dabei von teilweise 30, 40, 50 Karat. Wenn jemand mit einem 30 Karäter zu mir kommt, dann ist das schon spektakulär. Und dann schaut man auch genauer hin. Unser Alltagsgeschäft bewegt sich zwischen zwei und fünf Karat."
So ein Stein ist nicht handelbar, weil jeder weiß, wie der Stein aussieht.
"Natürlich kann man so ein Schmuckstück auseinander reißen und die 20, 25 Steine, die darin verarbeitet wurden, einzeln verwerten. Aber Steine von dieser Größe sind für sich alleine genommen ja schon so markant, dass es auch wieder auffällt. Das Stück als Ganzes ist natürlich völlig unhandelbar. Aber selbst die Einzelteile davon würde jeder sofort wiedererkennen."
Um einen Stein unkenntlich zu machen, müsste man aus Sicht des Diamant-Schleifers nicht radikal vorgehen und die Steine teilen, weil das enormen Wertverlust bedeuten würde. "Um ihn unkenntlich zu machen, genügen auch kleinere Korrekturen. Aber das würde sowieso niemand tun." Für die kleine Runde der deutschen Diamant-Schleifer legt Christian Berg seine Hand ins Feuer, dass sie die gestohlenen Juwelen aus Dresden nicht umarbeiten würden.
Umschliff eines Diamanten nicht mehr rückgängig zu machen
Aber: Das Diamantengeschäft sei natürlich international. "Die größten Schleifzentren sind tatsächlich heute in Indien, dem Marktführer und größten Diamantenproduzenten auf der Welt." Dort würden kleinere Steine und Massenware fast ausschließlich hergestellt.
Ob die gesuchten Stücke aus Dresden dort umgeschliffen würden? "Solch ausgesuchte Stücke, das wird da sicherlich auch nicht gemacht werden." Aber grundsätzlich sei es so, dass der Umschliff eines alten Diamanten nicht mehr rückgängig zu machen sei. Christian Berg: "Was mal weg ist, ist weg. Und das unwiederbringlich."
- Mehr Details gibt es seit Montag, 18. November 2024, in der Exakt-Story "Die Beute der Remmos" in der ARD-Mediathek zu sehen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | EXAKT-Story "Die Beute der Remmos" | 20. November 2024 | 20:45 Uhr