Bessere Fuß- und Radwege Raven für die Verkehrswende: Rund 150 Menschen ziehen durch Dresden
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07. Oktober 2023, 20:50 Uhr
Dresden ist eine Radfahrerstadt. Problem: Zu viele schlechte oder gar keine Radwege. Um das zu ändern, haben sich Menschen zur Initiative Fuß- und Radentscheid zusammengetan. Unter dem Motto "Ohne Motorlärm, aber mit feinstem Techno" trugen sie am Sonnabend ihre Botschaft auf die Straße.
- An einer Ravedemo des Fuß- und Radentscheids Dresdens haben am Sonnabend rund 150 Menschen teilgenommen.
- Die Teilnehmer kritisieren die Verkehrspolitik der Stadt.
- Die Initiative will ein Bürgerbegehren starten, dafür braucht es 30.000 Unterschriften.
In Dresden teilen sich Fahrrad und Auto oft die Straße. Das kann gerade an Kreuzungen und bei engen Straßenführungen schnell gefährlich werden. An diesem Sonnabendnachmittag können sich Radfahrer und Fußgänger aber relativ unbehelligt durch die Straßen bewegen. Zumindest im Rahmen einer Rave-Demo der Initiative Fuß- und Radentscheid Dresden, die von der Polizei begleitet wurde.
Unter dem Motto "Ohne Motorlärm, aber mit feinstem Techno" wollten die Initiatoren auf den misslichen Zustand der Fahrrad- und Fußwege der Elbmetropole aufmerksam machen. Die Stimmung unter dem Dröhnen der Bässe war ausgelassen. Viele Fußgänger blieben kurz stehen, schauten sich dem Rummel an und nahmen Informationsflyer mit.
Demo mit rund 150 Teilnehmern
Nach dem Start am Alaunplatz trieb es die schätzungsweise 150 vorwiegend jungen Teilnehmer über die Albertbrücke in Richtung der Dresdner Friedrichstadt. Am Goldenen Reiter pausierte der Demonstrationszug für Redebeiträge anderer Initiativen wie das Bündnis Verkehrswende Dresden oder Fridays For Future.
"Ich finde, es ist eine sehr angenehme Wohlfühlveranstaltung. Es sind heute viele Leute da, die positive Energie mitbringen", sagt Georg Richter, einer der Organisatoren und Mitglied beim Fuß- und Radentscheid.
Initiative fordert 15 Kilometer sichere Geh- und Radwege pro Jahr
Die Initiative Fuß- und Radentscheid will unter anderem erreichen, dass pro Jahr 15 Kilometer sichere und barrierefreie Geh- und Radwege entstehen, dass im Jahrestakt fünf Verkehrskreuzungen entschärft und 2.000 Radabstellplätze geschaffen werden.
Zudem sollen Schulwege verbessert werden, damit Eltern ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto zur Schule bringen. "Es gibt hier viel Potenzial in Dresden und zum Teil auch schöne Radwege", sagt Richter. "Schade ist es, wenn die auf einmal enden und es auf den Kfz-Straßen weitergeht."
Schlechtes Ergebnis beim Fahrradklimatest
Beim Fahrradklimatest 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) mit rund 245.000 Teilnehmenden schnitt Dresden mit einer Schulnote von 4,1 eher unterdurchschnittlich ab. Kritisiert wurde insbesondere die Ampelschaltung für Radfahrer, fehlende Falschparkkontrollen und die Breite der Radwege.
Teilnehmer des Demonstrationszugs sehen die Verkehrspolitik ähnlich kritisch. Gerade an Kreuzungen und stark frequentierten Straßen wie dem Pirnaischen Platz oder der Neustadt fühlen sich viele der Anwesenden auf dem Rad unwohl bis unsicher. Es gebe viele reparaturbedürftige Straßen und wer von etablierten Routen abweicht, müsse lange, teils gefährliche Umwege in Kauf nehmen, heißt es.
Dresden will fünf Millionen Euro in Radwege investieren
Dass sich etwas ändern muss, will auch die Stadt erkannt haben. Der Stadtrat beschloss dieses Jahr, drei weitere Stellen für die Verkehrsstrategie zu schaffen. 2023 stehen dem Straßen- und Tiefbauamt mehr als fünf Millionen Euro zur Verfügung, um die Verkehrszufriedenheit für Radfahrer zu erhöhen.
Zum Vergleich: Die Kosten für Investitionen und Erhalt des gesamten Verkehrsnetzes Dresden sollen sich dieses Jahr auf 89 Millionen Euro belaufen. Das Thema Verkehr polarisiert in Sachsens Landeshauptstadt. Erst Mitte September sorgte ein Hickhack beim Bau von Fahrradstreifen auf dem Blauen Wunder für den nächsten Streit.
Bürgerbegehren soll Stadtrat zur Entscheidung bewegen
Ziel der Initiative Fuß- und Radentscheid ist es, ein Bürgerbegehren zu starten. Dafür müssen Unterschriften von fünf Prozent der Dresdner Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen, also 30.000.
Bei Erfolg muss der Stadtrat über die Vorschläge des Begehrens entscheiden. Wird dieser abgelehnt, könnte ein Bürgerentscheid folgen, dessen Ziele für die Stadt bindender sind. Dafür müssten dann aber 25 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben.
Kein leichtes Ziel. Der Berliner Volksentscheid, der eine Klimaneutralität der Hauptstadt bis zum Jahr 2030 anstrebte, scheiterte im März, weil nur knapp 18 Prozent der Wahlberechtigung zur Urne gingen. Organisator Georg Richter bleibt aber optimistisch. "Aus der Erfahrung mit anderen Städten gehen wir davon aus, dass wir mit dem Stadtrat in Dresden eine Einigung oder zumindest einen Kompromiss finden können", sagt er.