Familienfest Sechs aktive Dampfloks zum Treffen in Dresden erwartet
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10. April 2023, 09:00 Uhr
Das dritte April-Wochenende haben sich Eisenbahnfans im In- und Ausland schon seit Monaten dick im Kalender angestrichen. Dann steigt zum 15. Mal das Dresdner Dampfloktreffen. Sechs aktive Dampfloks, drei historische Dieselloks und eine fast 100 Jahre alte E-Lok sind vor Sonderzügen und auf der Drehscheibe in Dresden-Altstadt zu erleben. Die Deutsche Bahn feiert das 125. Jubiläum des Dresdner Hauptbahnhofs. Das Eisenbahn-Wochenende soll ein Fest für die ganze Familie werden, versprechen die Veranstalter.
Zur 15. Auflage des Dresdner Dampfloktreffens können Eisenbahnfans rund um Dresden voraussichtlich sechs aktive Dampfloks erleben. Wie die Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk (IGBw) Dresden-Altstadt mitteilte, werden am 15. und 16. April mehrere historische Sonderzüge zu Ausflügen rund um Dresden starten. Die Veranstalter hoffen, bei den Besucherzahlen wieder an das Niveau von vor Corona heranzukommen. Damals strömten rund 10.000 Menschen alljährlich im April auf das Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks (Bw) an der Zwickauer Straße. Vereinsmitglied und Dampfzugveranstalter Daniel Reitmann sagte, es hätten sich für dieses Jahr schon Bahnfans aus Großbritannien, Tschechien und aus allen Teilen Deutschlands angemeldet. Aus Bielefeld kommt extra ein Sonderzug im Stil eines Bundesbahn-Intercitys aus den 1970er-Jahren angefahren.
Auch "Stangen-Elli" und "Taigatrommeln" ziehen Sonderzüge
Aus Tschechien wird auch eine historische Dampflok nach Dresden geholt sowie ein sechsachsige Diesellok, die in Deutschland als "Taigatrommel" und in Tschechien als "Sergej" bekannt ist. Beide Spitznamen weisen auf ihre sowjetische Herkunft hin. Insgesamt drei dieser Kraftpakete - noch zwei aus der Bundesrepublik - sind am Wochenende in Dresden zu erleben. Sie genießen in der Eisenbahnszene inzwischen ähnlichen Kultstatus wie Dampfloks. Auch die legendäre "Stangen-Elli", die Dresdner E-Lok E 77 10 aus dem Jahr 1924, darf mit Sonderzügen Ausfahrten unternehmen.
In diesen Sonderzügen kann man ab Dresden Hbf mitfahren
- Freitagnachmittag : "Fan-Fahrt" Dresden Hbf - Nossen - Dresden Hbf mit Dampflok 35 1097 und Scheinanfahrten für Fotografen und Videofilmer unterwegs
- Sonnabendvormittag: "Stadtrundfahrt" Dresden Hbf - Freital-Potschappel - Dresden-Friedrichstadt - Coswig - Radebeul - Dresden Hbf mit Dampflok 52 8141 und "Stangen-Elli" E 77 10
- Samstagabend: "Mit Dampf und Diesel in den Abend" Dresden Hbf - Bischofswerda - Dresden-Neustadt - Tharandt - Klingenberg-Colmnitz (inklusive Klotzscher und Tharandter Rampe) mit Dampflok 52 8154 und Diesellok 120 274 am anderen Zugende
- Sonntagvormittag: "Parallelfahrt auf der Tharandter Rampe" mit Schau-Güterzug Dresden Hbf - Tharandt - Dresden Hbf und Personenzug; es fahren die Dampfloks 41 1144, 52 8154 und die E-Lok E77 10.
- Sonntagnachmittag: "Abreise der Dampflok-Stars" auf der Route Dresden Hbf - Freiberg - Dresden Hbf; Bespannung bis Freiberg mit den abreisenden Dampfloks 50 3648 und 35 1097 bis Freiberg und zurück mit der Dresdner E-Lok E77 10
Eisenbahn hautnah an sechs Standorten
Wie das Dresdner Verkehrsmuseum mitteilte, können am Wochenende in Dresden an fünf Standorten historische und moderne Eisenbahnen hautnah erlebt werden. Führungen gibt es im Eisenbahnmuseum des Bw Dresden-Altstadt, im benachbarten Depot des Verkehrsmuseums, in der Werkstatt von DB Regio, im Lokschuppen des Projekts "Ein Zug für Mitteldeutschland" (Wiederaufbau SVT Bauart "Görlitz") und im Verkehrsmuseum im Johanneum. Zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bw-Gelände Altstadt pendelt ein Zug mit zwei historischen V-100-Dieselloks aus Zeiten der Deutschen Reichsbahn der DDR. Historische Omnibusse fahren bis zum Verkehrsmuseum. Das Dampfloktreffen hat eine Tradition, die bis in die 1990er-Jahre zurückreicht und damals noch als Dresdner Dampflokfest vom Bahnkonzern organisiert wurde.
Entlang der Zwickauer Straße ist ein kleiner Markt geplant, dort soll auch eine Feldbahn ihre Runden drehen. Kids, denen die Dampfloks zu langweilig werden, können auf einer Hüpfburg selbst Dampf ablassen oder im Hauptbahnhof virtuell einen ICE steuern.
125 Jahre Dresdner Hauptbahnhof
Die Deutsche Bahn feiert am Sonnabend das 125. Jubiläum des Dresdner Hauptbahnhofes. Organisator Alexander Pravida kündigt ein ganztägiges Bahnhofsfest mit Unterhaltungsprogramm, Gewinnspielen und Bahnhofsführungen an, die auch einen Blick in sonst nicht-öffentliche Bereiche ermöglichen sollen.
Um 20:20 Uhr zeigt eine multimediale Lasershow eine geschichtliche Abfolge von der Inbetriebnahme des Bahnhofs in der Blütezeit der Eisenbahn, die zerstörerischen Kriegsjahre, den Wiederaufbau und die DDR-Zeit sowie die Ereignisse im Herbst 1989, als die Züge mit Prager Botschaftsflüchtlingen durch Dresden fuhren und für Tumulte gegen das SED-Regime vor dem Bahnhof sorgten. Schließlich wird auch noch an das Jahrhunderthochwasser 2002 erinnert, dass die Bahnhofshalle flutete. Bilder dieser Katastrophe gingen um die Welt. Es folgte der Umbau zu einem sogenannten Einkaufsbahnhof, in dem aktuell allerdings etliche Ladenflächen leerstehen. Das soll sich bis Jahresende wieder ändern, hieß es auf Nachfrage. Am Abend unterhält die Band "Invisible Touch" mit Musik von Phil Collins und Genesis. Die Arbeiten zum Austausch des kaputten Bahnhofsdachs ruhen während des Bahnhofsgeburtstags.
Die Geschichte Dresdner Bahnhöfe
Zwischen 1870 und 1900 entwickelte sich Dresden zur Groß- und Industriestadt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden unkoordiniert und ohne Gesamtkonzept zahlreiche Bahnhöfe, wie die Deutsche Bahn erinnert. Der Leipziger Bahnhof wurde rechtselbisch als Endpunkt der 1839 in Betrieb genommenen ersten deutschen Ferneisenbahn Leipzig – Dresden errichtet. Der Schlesische Bahnhof in unmittelbarer Nachbarschaft zum Leipziger Bahnhof markierte den Endpunkt der bis 1847 gebauten Strecke nach Görlitz. Drei weitere Bahnhöfe entstanden auf der linken Elbseite: 1848 nahm die Sächsisch-Böhmische Staatsbahn den Böhmischen Bahnhof in Betrieb. 1855 folgte der Albertbahnhof als Endpunkt der Strecke nach Tharandt (nur bis 1869 Personenverkehr). Erst 1875 folgte der Berliner Bahnhof zur Verbindung der sächsischen mit der preußischen Hauptstadt.
So entstanden vier separate, weit über das Stadtgebiet verstreute Fernbahnhöfe. Fehlende Verbindungen untereinander sowie ebenerdige Straßenkreuzungen führten zu Engpässen und Verkehrsproblemen. Das stetig steigende Aufkommen im Personen- und Güterverkehr verlangte nach einer Neuordnung der Gleis- und Verkehrsanlagen. So wurde 1890 mit der grundlegenden Umgestaltung der Bahnanlagen im Eisenbahnknoten Dresden begonnen. In diesem Zusammenhang entstand der Dresdner Hauptbahnhof, der 1898 von König Albert von Sachsen feierlich eröffnet wurde.
MDR (lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 13. April 2023 | 14:30 Uhr