Mutter sitzt mit ihren zwei Töchtern auf der Couch.
Gut ist es, mit den Kindern gemeinsam zu schauen, welche Apps aufs Handy kommen. Das ist keine Kontrolle, sondern gemeinsame Verantwortung. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Westend61

Sicherheit im Netz Cybergrooming - die Gefahren im Netz für Kinder und Jugendliche

24. Oktober 2024, 11:30 Uhr

Das Internet bietet Kindern und Jugendlichen zahlreiche Möglichkeiten zur Kommunikation und Unterhaltung, birgt jedoch auch ernsthafte Gefahren. Eine davon ist das sogenannte Cybergrooming - die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte zu Minderjährigen durch Erwachsene. Florian Buschmann, Gründer der "Offline Helden", war früher selbst mediensüchtig und setzt sich nun aktiv für Präventionsarbeit in Schulen ein.

Cybergrooming ist eine ernsthafte Gefahr, die zunehmend auch jüngere Kinder betrifft. Florian Buschmann setzt sich mit seiner Initiative "Offline Helden" dafür ein, durch Aufklärung und Präventionsarbeit in Schulen Kinder vor den Gefahren des Internets zu schützen.

Das Gespräch zum Nachhören

Zwei Mädels verstecken sich unter einer Decke und schauen auf ein Handy-Display. Sie tragen Pyjamas. 33 min
Das Phänomen Cybergrooming, das vielen Kindern
begegnet, ist bei Eltern und Schulen oft kaum bekannt - deshalb sprechen wir im Expertenrat darüber und klären auf.
Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images
33 min

ne Helden.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 22.10.2024 10:00Uhr 32:58 min

https://www.mdr.de/sachsenradio/audio-cybergrooming-sexuelle-anbahnung-gefahren-internet-100.html

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Audio

Was ist Cybergrooming? (zum Ausklappen)

Cybergrooming beschreibt den Versuch von Erwachsenen, über das Internet sexuelle Kontakte zu Minderjährigen aufzubauen. Dies geschieht häufig durch soziale Netzwerke, Chatplattformen oder Online-Spiele, wo Täterinnen und Täter Vertrauen aufbauen, bevor sie die Kinder zu unangemessenen Handlungen verleiten.

Besonders heimtückisch: Die Täterinnen und Täter treten nicht sofort mit sexuellen Forderungen auf, sondern bauen über Wochen oder Monate eine Beziehung auf, um das Vertrauen des Kindes zu gewinnen.

Über Online-Aktivitäten sprechen

Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie offen mit den Kindern über ihre Online-Aktivitäten sprechen und gemeinsam für deren Sicherheit sorgen.

Florian Buschmann appelliert: "Kinder müssen unversehrt bleiben, egal, wie sie sich im Netz darstellen. Wir müssen sie schützen, weil sie die Konsequenzen ihres Handelns nicht abschätzen können."

Kinder müssen unversehrt bleiben, egal, wie sie sich im Netz darstellen.

Florian Buschmann Initiative Offline-Helden

junge Frau macht ein Selfie
Posen fürs Foto - jungen Mädchen macht das sichtlich Spaß. Was man mit den Bildern dann im Internet macht, sollte zu Hause liebevoll besprochen werden. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Westend61

Warum Kinder besonders schutzbedürftig sind

Ein zentrales Thema im Zusammenhang mit Cybergrooming ist die Frage, warum Kinder und Jugendliche überhaupt anfällig für solche Manipulationen sind. Florian Buschmann betont, dass es oft nicht nur um mangelnde Aufklärung oder technische Überwachung geht.

"Ein Hauptfaktor ist, wenn Kinder im Elternhaus keine entsprechende Liebe oder Aufmerksamkeit bekommen und dann in der Online-Welt nach Ersatzbefriedigung suchen", so Buschmann. Diese emotionalen Lücken machen Kinder empfänglich für die Versprechungen und falschen Freundschaften, die Täterinnen und Täter im Netz anbieten.

Die Täter bauen eine freundschaftliche Beziehung auf, bis das Kind glaubt, man könne dieser Person vertrauen. Dann wird es oft dazu gebracht, intime Bilder zu schicken.

Florian Buschmann Initiative Offline-Helden

Der Einfluss von Online-Plattformen

Florian Buschmann warnt eindringlich vor den Risiken, die Plattformen wie TikTok, Snapchat und selbst WhatsApp mit sich bringen. Dort können fremde Personen Kinder einfach kontaktieren und in Chats oder über geteilte Inhalte schrittweise in gefährliche Situationen verwickeln.

"Auch Plattformen wie WhatsApp sind längst keine sicheren Kommunikationssysteme mehr. Dort schleichen sich Täter in Kindergruppen ein, geben sich als Gleichaltrige aus und fordern nach und nach Vertrauen und später intime Bilder oder Informationen ein", beschreibt Florian Buschmann.

Florian Buschmann
Florian Buschmann hat bei MDR SACHSEN Fragen beantwortet. Er berät Eltern und Schulen, damit die Kinder nicht in der Mediensucht versinken. Bildrechte: MDR/Rebecca Haugwitz

Präventionsarbeit in Schulen

Um die Gefahr von Cybergrooming bereits im Vorfeld zu minimieren, setzt Florian Buschmann mit seiner Initiative "Offline Helden" auf frühzeitige Präventionsarbeit in Schulen. Durch Aufklärung, Rollenspiele und praxisnahe Beispiele wird versucht, Kinder zu sensibilisieren und ihnen das nötige Wissen zu vermitteln, um sich in gefährlichen Situationen richtig zu verhalten.

Wir starten unsere Präventionsprojekte mittlerweile in der ersten Klasse. Es gab Fälle, die uns gezeigt haben, dass wir früher ansetzen müssen, um effektiv zu sein.

Florian Buschmann Initiative Offline Helden

Was Eltern tun können

Florian Buschmann rät Eltern, ihre Kinder aktiv zu begleiten und ihnen zu vermitteln, dass sie in jeder Situation zu ihnen kommen können. "Man sollte den Kindern sagen: 'Ich liebe dich über alles, und ich möchte, dass es dir gut geht. Deswegen müssen wir über die Gefahren sprechen, die du vielleicht nicht sofort erkennen kannst.' Kein Kind wird das ablehnen, wenn es auf Augenhöhe angesprochen wird."

Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Austausch über die genutzten Plattformen. Eltern sollten mit ihren Kindern die Sicherheitseinstellungen der Apps gemeinsam überprüfen und klare Regeln für deren Nutzung aufstellen. Dabei geht es nicht um Überwachung, sondern um die gemeinsame Verantwortung.

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Zwei Kleinkinder sitzen nebeneinander und haben ein Smartphone und ein Tablet in der Hand.
Der Medienkonsum von Kindern kann mittels verschiedener Apps besser von den Eltern kontrolliert werden. Bildrechte: Panthermedia | MDR MEDIEN360G
Bildausschnitt eines Smartphone-Displays mit einer eingegangenen Chatnachricht in der steht: "Du kleines Opfer".
Cybermobbing zählt zu den größten Gefahren im Netz. Für jüngere Menschen, die derart stark in ihr Online-Leben eingebunden sind, kann es äußerst schwer sein, sich solchen Übergriffen zu entziehen. Fast jede fünfte Schülerin beziehungsweise jeder fünfte Schüler zwischen acht und 21 Jahren gibt an, von Cybermobbing betroffen zu sein. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G & iStock
Ein Mann und eine Frau posieren mit ihrem Säugling für ein Selfie.
Bevor Kinder fünf Jahre alt sind, sind bereits durchschnittlich 1500 Bilder von ihnen im Netz, so eine Studie. Und einmal online, haben die Eltern keine Kontrolle mehr darüber, wie die Bilder verwendet werden. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Panthermedia

MDR (ino/rha)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Expertenrat | 22. Oktober 2024 | 10:00 Uhr

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