Sicherheit im Netz Cybergrooming - die Gefahren im Netz für Kinder und Jugendliche
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24. Oktober 2024, 11:30 Uhr
Das Internet bietet Kindern und Jugendlichen zahlreiche Möglichkeiten zur Kommunikation und Unterhaltung, birgt jedoch auch ernsthafte Gefahren. Eine davon ist das sogenannte Cybergrooming - die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte zu Minderjährigen durch Erwachsene. Florian Buschmann, Gründer der "Offline Helden", war früher selbst mediensüchtig und setzt sich nun aktiv für Präventionsarbeit in Schulen ein.
- Eltern und Lehrpersonen können durch Gespräche für Sicherheit sorgen.
- Warum Kinder und Jugendliche besonders gefährdet sind, erklärt der Experte.
- In Schulen - schon ab der 1. Klasse - wird Präventionsarbeit gemacht.
Cybergrooming ist eine ernsthafte Gefahr, die zunehmend auch jüngere Kinder betrifft. Florian Buschmann setzt sich mit seiner Initiative "Offline Helden" dafür ein, durch Aufklärung und Präventionsarbeit in Schulen Kinder vor den Gefahren des Internets zu schützen.
Was ist Cybergrooming? (zum Ausklappen)
Cybergrooming beschreibt den Versuch von Erwachsenen, über das Internet sexuelle Kontakte zu Minderjährigen aufzubauen. Dies geschieht häufig durch soziale Netzwerke, Chatplattformen oder Online-Spiele, wo Täterinnen und Täter Vertrauen aufbauen, bevor sie die Kinder zu unangemessenen Handlungen verleiten.
Besonders heimtückisch: Die Täterinnen und Täter treten nicht sofort mit sexuellen Forderungen auf, sondern bauen über Wochen oder Monate eine Beziehung auf, um das Vertrauen des Kindes zu gewinnen.
Über Online-Aktivitäten sprechen
Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie offen mit den Kindern über ihre Online-Aktivitäten sprechen und gemeinsam für deren Sicherheit sorgen.
Florian Buschmann appelliert: "Kinder müssen unversehrt bleiben, egal, wie sie sich im Netz darstellen. Wir müssen sie schützen, weil sie die Konsequenzen ihres Handelns nicht abschätzen können."
Kinder müssen unversehrt bleiben, egal, wie sie sich im Netz darstellen.
Warum Kinder besonders schutzbedürftig sind
Ein zentrales Thema im Zusammenhang mit Cybergrooming ist die Frage, warum Kinder und Jugendliche überhaupt anfällig für solche Manipulationen sind. Florian Buschmann betont, dass es oft nicht nur um mangelnde Aufklärung oder technische Überwachung geht.
"Ein Hauptfaktor ist, wenn Kinder im Elternhaus keine entsprechende Liebe oder Aufmerksamkeit bekommen und dann in der Online-Welt nach Ersatzbefriedigung suchen", so Buschmann. Diese emotionalen Lücken machen Kinder empfänglich für die Versprechungen und falschen Freundschaften, die Täterinnen und Täter im Netz anbieten.
Die Täter bauen eine freundschaftliche Beziehung auf, bis das Kind glaubt, man könne dieser Person vertrauen. Dann wird es oft dazu gebracht, intime Bilder zu schicken.
Der Einfluss von Online-Plattformen
Florian Buschmann warnt eindringlich vor den Risiken, die Plattformen wie TikTok, Snapchat und selbst WhatsApp mit sich bringen. Dort können fremde Personen Kinder einfach kontaktieren und in Chats oder über geteilte Inhalte schrittweise in gefährliche Situationen verwickeln.
"Auch Plattformen wie WhatsApp sind längst keine sicheren Kommunikationssysteme mehr. Dort schleichen sich Täter in Kindergruppen ein, geben sich als Gleichaltrige aus und fordern nach und nach Vertrauen und später intime Bilder oder Informationen ein", beschreibt Florian Buschmann.
Präventionsarbeit in Schulen
Um die Gefahr von Cybergrooming bereits im Vorfeld zu minimieren, setzt Florian Buschmann mit seiner Initiative "Offline Helden" auf frühzeitige Präventionsarbeit in Schulen. Durch Aufklärung, Rollenspiele und praxisnahe Beispiele wird versucht, Kinder zu sensibilisieren und ihnen das nötige Wissen zu vermitteln, um sich in gefährlichen Situationen richtig zu verhalten.
Wir starten unsere Präventionsprojekte mittlerweile in der ersten Klasse. Es gab Fälle, die uns gezeigt haben, dass wir früher ansetzen müssen, um effektiv zu sein.
Was Eltern tun können
Florian Buschmann rät Eltern, ihre Kinder aktiv zu begleiten und ihnen zu vermitteln, dass sie in jeder Situation zu ihnen kommen können. "Man sollte den Kindern sagen: 'Ich liebe dich über alles, und ich möchte, dass es dir gut geht. Deswegen müssen wir über die Gefahren sprechen, die du vielleicht nicht sofort erkennen kannst.' Kein Kind wird das ablehnen, wenn es auf Augenhöhe angesprochen wird."
Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Austausch über die genutzten Plattformen. Eltern sollten mit ihren Kindern die Sicherheitseinstellungen der Apps gemeinsam überprüfen und klare Regeln für deren Nutzung aufstellen. Dabei geht es nicht um Überwachung, sondern um die gemeinsame Verantwortung.
MDR (ino/rha)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Expertenrat | 22. Oktober 2024 | 10:00 Uhr