Ein zylinderförmiger dunkler Gegenstand liegt auf der Ladefläche eines Transporters.
Die 250 Kilogramm schwere US-Fliegerbombe wird nun zur Entsorgung nach Zeithain gebracht. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Bombenfund Weltkriegsbombe in Dresden entschärft: Anwohner können nach Hause

15. September 2023, 14:25 Uhr

Die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Dresden ist Freitagmittag entschärft worden. Sie befand sich nahe einer Tankstelle an der verkehrsreichen Washingtonstraße. Die Bombe sollte bereits in der Nacht zum Freitag unschädlich gemacht werden, doch die Arbeiten wurden in der Nacht unterbrochen. Inzwischen rollt der Verkehr wieder und Anwohner dürfen in ihre Wohnungen zurück.

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Die Fliegerbombe an der Washingtonstraße ist Freitagmittag entschärft worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Zünder mit Hilfe eines Wasserdruckschneidgeräts herausgeschnitten. Es war der zweite Entschärfungsversuch. Ein erster war in der Nacht abgebrochen worden, weil sich der Zünder nicht per Hand herausdrehen ließ. Er saß im vorderen Teil der Bombe, der stark verformt war.

Bombenentschärfung wird immer schwieriger

Der Truppführer im Kampfmittelbeseitigungsdienst, Daniel Großer-Scholz, bezeichnete die Entschärfung als eine "Lehrstunde". Es habe sich eigentlich um eine "Standardbombe" gehandelt, auch der Zünder sei an sich nichts Besonderes gewesen. Aber dass sich die Bombe wegen ihrer Verformung partout nicht händisch entschärfen ließ, sei eine Lehrstunde für die Spezialisten gewesen.

"Das wird immer komplizierter mit den Bomben, je länger die liegen. Der Sprengstoff kristallisiert und die Bomben verformen sich", sagte ein Beamter. Eine gezielte Sprengung kam nach Polizeiinformationen wegen der nahegelegenen Gasleitungen und der Tankstelle nicht infrage. Die Bombe wird jetzt nach Zeithain gebracht, wo sie entsorgt wird.

Zwei Männer mit Overalls zeigen präsentieren einen kleinen, länglichen Gegenstand.
Das Team des Kampfmittelbeseitigungsdienstes präsentiert den Zünder, der von der Bombe entfernt wurde. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

2.700 Menschen können in Wohnungen zurück

Nach mehr als 14 Stunden dürfen die rund 2.700 Menschen inzwischen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Der Sperrkreis von 800 Metern um den Fundort der Bombe war am Donnerstagabend evakuiert worden. Etwa 160 Betroffene wurden den Angaben zufolge in einer Notunterkunft in der Messe Dresden untergebracht. Zudem gab es Busshuttles. Der Großteil der Anwohner sei privat untergekommen, hieß es.

"Hinzu kommen die Menschen, die im Sperrkreis Gewerbe betreiben", sagte ein Polizeisprecher. Angaben zu der Gesamtzahl der Betroffenen machte der Polizeisprecher nicht. Die Polizei selbst war mit rund 520 Kräften im Einsatz, dazu kamen etwa 220 Feuerwehrleute und Dutzende weitere Helfer.

Menschen sitzen an Bänken und Tischen in einer großen Halle.
Die Anwohner rund um den Fundort der Bombe können jetzt wieder in ihre Wohnungen zurück. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Sigrid Wenzel gehörte zu den Menschen, die ihre Wohnung verlassen mussten. Natürlich sei es für sie nicht gerade schön gewesen, sagte die Seniorin. Sie habe ihren Rollator nicht mitnehmen können, nur einen Stock, mit dem sie aber nicht so gut laufen könne. "Es war alles ein bisschen anstrengend für mich", sagte sie. Allerdings hätten sich die Helfer vom Roten Kreuz sehr gut gekümmert.

Auch Wolfgang Kramer aus Dresden-Übigau blieb eine Nacht in der Notunterkunft. Dass die Entschärfung in der Nacht zunächst nicht geklappt hatte, nahm er einigermaßen gelassen hin. "Man kann es nicht ändern und muss es nehmen, wie es kommt. Was soll man machen?", sagte Kramer.

Änderungen im Nahverkehr und Umleitungen fast vollständig aufgehoben

Aufgrund der Sperrzone gab es ab Donnerstagabend auch für Autofahrer Einschränkungen in Übigau. Diese hat die Polizei am Freitagmittag vollständig aufgehoben. Wie die Dresdner Verkehrsbetriebe mitteilten, sind die Einschränkungen im Nahverkehr inzwischen ebenfalls aufgehoben. Fahrgäste müssten aber weiterhin mit Verspätungen rechnen.

Regeln bei einer Evakuierung 1. Einsatzkräften Folge leisten!

Den Anweisungen der an der Evakuierung beteiligten Einsatzkräfte ist Folge zu leisten. Deren Aufgabe ist es, die festgelegte Gefahrenzone zügig zu räumen. Seien Sie sicher: Alle Verantwortlichen sind bemüht, die Evakuierungszeit so kurz wie möglich zu halten.

2. Muss ich meine Wohnung verlassen?

Ja. Infolge einer konkreten Gefahrensituation kommt es zur Evakuierung. Das bedeutet, alle Personen, die sich im gefährdeten Gebiet aufhalten, müssen dieses unverzüglich verlassen. Umgekehrt kommt auch niemand in das betreffende Gebiet hinein. Die Evakuierung dient Ihrer Sicherheit und gilt vorübergehend bis zu einer Gefahrenabwehr und Entwarnung.

3. Wie muss ich die Wohnung verlassen?

So wie sonst auch: Achten Sie darauf, dass Licht und Geräte, wie Radio und Fernseher, ausgeschaltet sind. Schließen Sie die Fenster. Auch die Wohnungstür beim Verlassen bitte wie üblich abschließen. Wenn Sie Haustiere haben, versorgen Sie diese zuvor ausreichend. Nehmen Sie sie nur mit, wenn der Verbleib in den nächsten Stunden in der Wohnung nicht möglich ist.

4. Helfen Sie Nachbarn!

Überlegen Sie, ob es in Ihrer Nachbarschaft Personen gibt, die Hilfe benötigen. Weisen Sie bitte die Einsatzkräfte – am besten vor Ort, alternativ über den Notruf 112 – auf hilfsbedürftige Personen in Ihrem Umfeld hin.
Stadt Dresden

Fliegerbombe bei Bauarbeiten gefunden

Die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe US-amerikanischer Bauart war am Donnerstag bei Bauarbeiten im Bereich der Washington- und der Werftstraße gefunden worden, teilte die Polizei mit. Die Bombe lag in der Nähe einer Tankstelle im Erdreich auf dem Gelände eines Autohofs.

Die Washingtonstraße in Dresden ist eine wichtige Elbquerung. Sie bietet zudem Anschluss an die Autobahn 4 in Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt sowie zum Elbepark. Entlang der Straße befinden sich unzählige Einkaufsmärkte und Unternehmen.

Gasleitung wurde aus Sicherheitsgründen entleert

Laut Stadtverwaltung hatte der Gasversorger Sachsenenergie aus Sicherheitsgründen eine Gasleitung in der Nähe des Fundorts entleert. "Dafür wurde das Gas aus dem Leitungsabschnitt an zwei verschiedenen Stellen kontrolliert mit einer Gasfackel verbrannt." Die Versorgung der Gaskunden sei nicht unterbrochen worden.

MDR (lam/Jens Albrecht/sth)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 14. September 2023 | 11:30 Uhr

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