Arrzneimittelversorgung Kretschmer für bundesweite Regeln gegen knappe Medikamente
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11. Januar 2023, 19:59 Uhr
Viele Eltern hatten in den vergangenen Monaten Stress: Infekte, kranke Kinder und dann wird auch noch der Fiebersaft knapp. Das Bundesgesundheitsministerium hat deshalb die Festpreise für viele Kindermedikamente vorübergehend aufgehoben. Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer geht das nicht weit genug. Um auch den Mangel bei anderen Medikamenten zu beheben, fordert er eine bundesweite Regelung.
- Sachsens Ministerpräsident Kretschmer fordert, dass auch Ersatzmedikamente vergütet werden.
- Der Deutsche Apothekerverband will die Arzneimittelproduktion nach Europa und Deutschland zurückholen.
- Die Bundesregierung hat am Mittwoch die Festpreise für bestimmte Medikamente ausgesetzt.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) verlangt wegen der Knappheit von Medikamenten eine bundesweite Regelung. Er fordert, dass auch Ersatzmedikamente von den Krankenkassen vergütet werden. "Ärzte müssen unbürokratisch auch andere Medikamente verschreiben dürfen", sagte er bei einem Besuch einer Apotheke in Dresden-Mickten am Mittwoch. "Da darf es keinen Flickenteppich geben, dass unsere AOK das macht und andere Kassen nicht. Es muss eine deutschlandweite Regelung geben." Kretschmer kündigte ein Gespräch der AOK in Sachsen und Thüringen mit der Apothekerschaft an, bei dem solche Fragen geklärt werden sollen.
Kretschmer: Von Apotheken unverschuldete Mangelsituation
Die Apotheken seien auch in Sachsen in eine unverschuldete Mangelsituation geraten. "Es wurde auf den letzten Cent geachtet bei den Rabattverträgen und nicht auf die Lieferfähigkeit und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung." Dies müsse in Zukunft geändert werden.
Laut Kretschmer kann auch die Produktion von Medikamenten in Deutschland helfen: "Wir sind einer der größten Abnehmer von Medikamenten. Es wird doch wohl möglich sein, auch den Pharmaunternehmen klar zu machen, dass Produktion auch hier bei uns stattfindet."
Apothekerverband: Produktion muss wieder nach Europa
Eine Meinung, die auch der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Thomas Dittrich, teilt: "Wir müssen versuchen, Produktionen wieder nach Europa und nach Deutschland zu holen." Dies werde nicht immer gelingen, aber es sei zumindest ein Ansatz, den man verfolgen müsse.
Im Moment bekommen wir keine Ware nachgeliefert und da fängt man schon an zu rudern.
Dittrich forderte zudem eine "adäquate Honorierung für das Management der Lieferengpässe" seitens der Apotheker. "Das Management der Lieferengpässe geht zu Lasten der Apotheken. Das zahlen sie aus ihrer eigenen Tasche", so Dittrich. Die Inhaberin der Dresdner Apotheke im Stadtteil Mickten, Maret Hoffmann, bestätigte dies: "Im Moment bekommen wir keine Ware nachgeliefert und da fängt man schon an zu rudern." Dies betreffe vor allem Fieberpräparate für Kinder, aber auch antibiotische Säfte, Psychopharmaka sowie Mittel für Magen-Darm-Beschwerden. Sie mache sich große Sorgen. "Bis wir wieder in einem normalen Modus sind, wird eine ganze Weile vergehen."
Festbeträge für Kinder-Arzneimittel für drei Monate ausgesetzt
Für bestimmte Kindermedikamente wie Fiebersaft oder Zäpfchen können die Krankenkassen den Herstellern ab 1. Februar vorübergehend mehr Geld zahlen. Das hatte die Bundesregierung am Mittwoch beschlossen. Die sogenannten Festpreise für bestimmte Arzneimittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Paracetamol sowie für Antibiotika werden für drei Monate ausgesetzt. Damit soll der momentanen Knappheit bei diesen Arzneimitteln begegnet werden.
MDR (kbe/sth)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. Januar 2023 | 19:00 Uhr