Auszeichnung Bundesverdienstkreuz für Gerhard Schöne, Roland Steffan und Thomas Ranft
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10. Dezember 2024, 16:31 Uhr
15 Personen aus Sachsen sind mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Darunter waren auch der bekannte Liedermacher Gerhard Schöne, der Künstler Thomas Ranft und Mäzen Roland Steffan. Sie nahmen ihre Auszeichnungen bei einem Festakt in Dresden von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer entgegen.
- Der Liedermacher Gerhard Schöne ist am Dienstag mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden.
- Auch der Künstler und Mitgründer der Chemnitzer Künstlergruppe "Clara Mosch", Thomas Ranft, hat die Auszeichnung verliehen bekommen.
- Mit dem Bundesverdienstkreuz als höchster deutschen Auszeichnung werden Menschen für ihr Engagement ausgezeichnet.
Das Bundesverdienstkreuz ist die höchste zivile Auszeichnung, die in der Bundesrepublik vergeben wird. Aus der sächsischen Kulturlandschaft sind damit am Montag und Dienstag der Liedermacher Gerhard Schöne, der Künstler Thomas Ranft, der Ethnologe Roland Steffan, der Autor Axel Helbig und der Chef der Mendelssohn-Stiftung Jürgen Ernst geehrt worden.
Sie haben ihre Orden bei Festveranstaltungen in der Sächsischen Staatskanzlei von Ministerpräsident Michael Kretschmer empfangen, der sie stellvertretend für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte. Insgesamt wurden bei den beiden Festakten 15 Frauen und Männer aus Sachsen geehrt.
Gerhard Schöne und sein Einsatz für die Musik
Der Liedermacher Gerhard Schöne muss im Osten wohl kaum vorgestellt werden. Seine Lieder haben die Leben zahlreicher Menschen von Kindesbeinen an begleitet und sind mittlerweile zum gesamtdeutschen Kulturgut geworden.
In der Begründung für die Auszeichnung heißt es: "Gerhard Schöne ist einer der erfolgreichsten und prominentesten Liedermacher des Landes, der schon zu DDR-Zeiten viele Menschen berührt und inspiriert hat und der mit seinen Texten und seinem Auftreten für Werte wie Vielfalt und Toleranz steht." Zu Schönes bekanntesten und erfolgreichsten Kinderliedern gehört "Jule wäscht sich nie" aus dem Jahr 1982. Ein Jahr zuvor erschien seine erste Langspielplatte "Spar deinen Wein nicht auf für morgen."
Auch an anderen Stellen setzt er sich den Angaben der Staatskanzlei für den Zusammenhalt in der Gesellschaft, Frieden und ein gutes Miteinander ein. So wirkt er ehrenamtlich im Inkota-Netzwerk e.V. mit, einem Verein, der Projekte der Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern in Asien, Afrika und Lateinamerika voranbringt.
Ebenso engagiere er sich ehrenamtlich bei der Kinderhilfsorganisation UNICEF und wirkte als Künstler beim "Fest der Kulturen" und dem "Weltkindertag entlang der Elbe" mit, ohne dafür Gage zu verlangen. Schöne motiviere ebenso begeistert Kinder, die Musik und das Singen als Teil ihres Lebens zu betrachten.
Thomas Ranft: Kampf für die freie Kunst in der DDR
Thomas Ranft zählt zu den bedeutenden Vertretern der bildenden Kunst in Deutschland. Er hat sich in der DDR unter widrigen Umständen für die freie Kunst eingesetzt. 1973 zählte er zu den Mitbegründern der Produzentengalerie "Oben" in Chemnitz, die nicht-systemkonformen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bot und in den 1970er-Jahren zu den wichtigsten ihrer Art in Deutschland zählte.
Auch war er Ideengeber und Mitinitiator der 1977 gegründeten Künstlergruppe "Clara Mosch", der bedeutendsten oppositionellen Künstlergruppierung in Chemnitz bis zu ihrem Ende 1982. Mit dem Versuch, moderne internationale Tendenzen künstlerischen Ausdrucks aufzunehmen und damit auch ihre eigene künstlerische Freiheit zu behaupten, wurde die Gruppe von den Machthabern in der DDR als Provokation angesehen. Es gab Einschüchterungsversuche bis hin zum Beschluss der Staatssicherheit, die Künstlergruppe zu zersetzen.
Nach 1990 erlangte Ranft mit Ausstellungen im wiedervereinigten Deutschland und im Ausland große, auch internationale Anerkennung. Seit 1994 engagiert er sich als Gründungsmitglied im Verein Kunst für Chemnitz, dessen Vorstandsvorsitzender der 79-Jährige bis heute ist.
Roland Steffan wirkt ehrenamtlich an Museen
Roland Steffan ist seit zwei Jahrzehnten ehrenamtlich für die sächsische Museumslandschaft im Einsatz. So schenkte er dem Dresdner Kupferstich-Kabinett wertvolle Objekte und machte sich als Berater und Sachverständiger einen Namen, beispielsweise bei der Vorbereitung und Kuratierung von Ausstellungen im Grassi-Museum für Völkerkunde in Leipzig oder im Kunstmuseum Moritzburg in Halle.
Der in Breslau geborene und mittlerweile 83-jährige Steffan ist Ethnologe, Tibetologe und Völkerkundler. Er war Leiter des Völkerkunde-Museums in St. Gallen sowie 30 Jahre lang als Hausvater und Lehrer für tibetische Flüchtlingskinder in einem Kinderdorf in der Schweiz tätig. Dort fanden von Krieg und Vertreibung betroffene Kinder aus aller Welt Schutz. Seit seiner Pensionierung 2004 lebt er in Dresden.
Steffans ehrenamtliches Engagement ist inspiriert aus dem Buddhismus, dem er sich eng verbunden fühlt. Er sagte im Gespräch mit MDR KULTUR: "Das ist ein Lebenscredo von mir geworden, weil ich von meinen mongolischen und tibetischen Lehrern so reich beschenkt worden bin, ohne etwas als Gegenleistung zu erwarten."
Axel Helbig: Netzwerker der Literatur
Mit seinem ehrenamtlichen Engagement in der sächsischen Literaturszene präg Axel Helbig diese seit Jahren. Der 69-Jährige wirkt dabei als Netzwerker, Initiator und Gestalter unterschiedlicher literarischer Projekte und Publikationen, beispielsweise als Mitherausgeber der sächsischen Anthologie "Es gibt eine andere Welt".
Auch seine Arbeit im Fachbeitrat Literatur der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sowie beim Sächsischen Literaturrat e.V. gebe der Literaturlandschaft in Sachsen wichtige Impulse, heißt es seitens der Dresdner Staatskanzlei. Bis Anfang 2024 war Helbig Mitherausgeber der Literatur- und Kunstzeitschrift "Ostragehege", die sich unter anderem dem Austausch zwischen mittel- und osteuropäischen Kulturen widmet. Ein wichtiges Anliegen ist ihm die Nachwuchsförderung.
Jürgen Ernst: Wirken für Felix Mendelssohn Bartholdy
Mit seinem Einsatz für die Bewahrung des Erbes und des Andenkens an Felix Mendelssohn Bartholdy habe sich Jürgen Ernst große Verdienste erworben, heißt es in der Begründung der Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz. Das Wohn- und Sterbehaus des Komponisten in Leipzig wurde unter seiner Leitung saniert und als Museum aufgebaut. 1994 wurde er zum Geschäftsführer der Internationalen Mendelssohn-Stiftung e.V., 1997 folgte die Ernennung zum Gründungsdirektor.
Das Mendelssohn-Haus ist heute ein kultureller Gedächtnisort mit besonderer nationaler Bedeutung. Es gehört zur "Leipziger Notenspur", versehen mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel. Mit einem breit gefächerten Angebot zieht das Haus nicht nur musikinteressierte Menschen aus der ganzen Welt an, sich mit der Geschichte und dem Wirken des bedeutenden Tonkünstlers auseinanderzusetzen.
Weitere Preisträger
Neben den oben angeführten Personen aus der sächsischen Kunst- und Kulturszene erhielten das Bundesverdienstkreuz in diesem Jahr noch weitere Personen aus Sachsen: die Versöhnungsaktivistin Erika Buhr aus Dresden; Karin Georg von der Volkssolidarität Torgau; der für seinen Ort Langenreichenbach engagierte Ortsvorsteher Detlef Bölke; Brigitte Lucas, die sich im Vogtland für Kinder und Jugendliche einsetzt; der Augenoptiker Thomas Truckenbrod; die Stillberaterin Gisela Winkler; Margot Werner, die die Erinnerungen an das Konzentrationslager Auschwitz bewahrt; der Bergbau-Wissenschaftler Carsten Drebenstedt; die für Barrierefreiheit engagierte Martina Schneider aus Chemnitz sowie der Suchthelfer Jens Köhler.
Höchste Auszeichnung der Bundesrepublik
Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, wie die Auszeichnung offiziell heißt, wird umgangssprachlich zumeist als Bundesverdienstkreuz bezeichnet. Damit gewürdigt werden Menschen, die sich auf außergewöhnliche Weise für das Land und die Gesellschaft engagiert haben, sei es kulturell, geistig, politisch, wirtschaftlich oder auch ehrenamtlich.
Der Verdienstorden wurde 1951 durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss per Erlass gestiftet. Er wird in den drei Klassen Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz und Großkreuz verliehen, bei denen es noch Unterkategorien und zusätzlich eine Verdienstmedaille gibt. Jährlich erhalten die Auszeichnung mittlerweile zwischen 1.000 und 1.500 Personen, früher waren es wesentlich mehr. Insgesamt wurden bislang weit über 250.000 Menschen damit geehrt. Das Vorschlagsrecht für die Auszeichnung besitzen alle Bürgerinnen und Bürger.
Quelle: MDR KULTUR, MDR Sachsen, Sächsische Staatskanzlei
Redaktionelle Bearbeitung: op, hro
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. Dezember 2024 | 16:30 Uhr