Schloss Wiesenburg in Wildenfels aus der Vogelperspektive
Schloss Wiesenburg im gleichnamigen Ortsteil von Wildenfels steht leer. Die Stadt kauft nun das Anwesen, bevor das Reichsbürger tun. Bildrechte: Stadt Wildenfels

Reichsbürgerszene Den Reichsbürgern zuvorkommen: Wildenfels kauft Schloss Wiesenburg

07. August 2024, 09:30 Uhr

Gerade im Osten Deutschlands kaufen Rechtsextreme und Vertreter der Reichsbürgerszene billige Immobilien, um dort Fuß zu fassen. In Wildenfels hat sich der Verdacht bestätigt, dass Reichsbürger Schloss Wiesenburg kaufen wollen. Der Stadtrat hat nun zugestimmt, das Anwesen selbst zu kaufen, um den Reichsbürgern zuvorzukommen.

Der Stadtrat von Wildenfels hat dem Kauf von Schloss Wiesenburg zugestimmt. Wie der Wildenfelser Bürgermeister Tino Kögler (parteilos) auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, fiel der Beschluss am Dienstagabend einstimmig. "Wir werden uns das Objekt baldmöglichst anschauen und sichern. Danach wollen wir mit den Bürgern überlegen, wie es mit Schloss Wiesenburg weitergeht", erklärte Kögler.

Die Schloss-Eigentümerin sei bereits informiert, so Kögler. Der Kaufvertrag werde demnächst unterzeichnet. "Wir haben schon im Vorfeld von der Eigentümerin eine Vollmacht erhalten, dass wir uns ab sofort um das Schloss Wiesenburg kümmern können", sagt der Bürgermeister.

Wir werden uns das Objekt baldmöglichst anschauen und sichern. Danach wollen wir mit den Bürgern überlegen, wie es mit Schloss Wiesenburg weitergeht.

Tino Kögler Bürgermeister von Wildenfels

Staatsschutz bestätigt Verdacht

In Wildenfels hatte sich der Verdacht bestätigt, dass es sich bei potentiellen Käufern von Schloss Wiesenburg um Mitglieder der Reichsbürgerszene handelt, sagte Kögler dem MDR vor der Entscheidung im Stadtrat. Zuvor hatte die "Freie Presse" darüber berichtet.

Wie die "Freie Presse" berichtete, soll die Eigentümerin einen Makler beauftragt haben, das Schloss zu verkaufen. Dieser habe den besagten Kaufinteressenten den Zugang zum Grundstück ermöglicht. Diese hätten jedoch auf spätere Aufforderungen, das Anwesen wieder zu verlassen, nicht reagiert.

Feuerwehreinsatz erweckt Misstrauen

Bei einem Feuerwehreinsatz auf Schloss Wiesenburg, bei dem die selbst ernannten Schlossverwalter Sofas und Teppiche verbrannten, habe sich Kögler selbst ein Bild vor Ort gemacht. "Dort gab es ein Gespräch mit den Leuten, die vor Ort waren. Das war die eindeutige Bestätigung, dass das der Reichsbürgerszene zugeordnet werden konnte", erklärte Kögler.

In der Folge habe auch das Innenministerium und der Staatsschutz den Verdacht bestätigt. "Mitte Juli haben wir gesicherte und fundierte Kenntnis erlangt, dass Bürger aus dem Landkreis Zwickau, die eindeutig der Reichsbürgerszene zuzuordnen sind, das Schloss Wiesenburg kaufen wöllten", sagte Kögler.

Zukünftige Nutzung noch unklar

Mit der Schloss-Besitzerin habe man sich auf einen Kaufpreis von 55.000 Euro geeinigt, erklärte Kögler. "Hier geht es vorrangig darum, das Objekt zu kaufen und es nicht der Spielwiese der Reichsbürger zu überlassen", betonte Kögler. Aufgrund der Kürze der Zeit, gebe es noch keinen Plan, was einmal aus Schloss Wiesenburg wird. "Es geht darum, die Gebäude zu sichern, damit der Verfall nicht weiter zunimmt", sagte er.

Reichsbürger kaufen Anwesen in Eibenstock und Halsbrücke

Es ist nicht das erste Mal, dass Reichsbürger Immobilien in Sachsen kaufen wollen. Vor zwei Jahren hat der Reichsbürger Peter Fitzek das Wolfsgrüner Schlösschen in Eibenstock erworben. Fitzek hat sich zum Oberhaupt des von ihm selbst gegründeten Fantasiestaates "Königreich Deutschland" erklärt.

Reichsbürger Fitzek steht auch in Zusammenhang mit dem Kauf des Kanzleilehngutes in Halsbrücke bei Freiberg. Das Anwesen wurde im Mai vergangenen Jahres von der Reichbürger-Gruppierung um Peter Fitzek erworben. Dieser plante, dort ein Selbstversorgerdorf zu errichten. Dagegen hatte es zahlreiche Bürgerproteste gegeben. Zuletzt hatten die Gemeinderäte von Halsbrücke und die Stadträte von Freiberg dafür gestimmt, von ihrem Vorkaufsrecht für Teilflächen des Kanzleilehngutes Halsbrücke Gebrauch zu machen.

MDR (phb/cgü)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 06. August 2024 | 10:30 Uhr

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