Fabrik der Fäden Neues Textilmuseum zeigt Plauen an der Spitze der Modewelt

von Grit Krause, MDR KULTUR

10. November 2023, 14:30 Uhr

Die Geschichte der Textilindustrie in Plauen hat ein neues Museum. Die sogenannte "Fabrik der Fäden" im historischen Weisbachschen Haus erzählt unter anderem davon, wie die Plauener Spitze weltberühmt wurde. Der Museumsbau im neu sanierten Manufakturgebäude ist auch architektonisch ein Glanzlicht. Das Plauener Spitzenmuseum und das Vogtlandmuseum finden darin einen neuen gemeinsamen Ausstellungsort.

Plauen und die Textilindustrie sind bis auf den heutigen Tag eng miteinander verwoben. Weltbekannt ist vor allem die Plauener Spitze. Das Weisbachsche Haus in der Elsteraue, unweit der historischen Altstadt, steht exemplarisch dafür. 1776 wurde es als Kattundruckerei errichtet, später um eine mechanische Baumwollspinnerei und Zwirnerei erweitert.

Jetzt beherbergt der schlossähnliche Barockbau das Deutsche Forum für Textil und Spitze, die "Fabrik der Fäden". Auf drei Ebenen wird die Geschichte der vogtländischen Textilindustrie erzählt. Dafür wurden die Sammlungen aus dem Plauener Spitzenmuseum sowie dem Vogtlandmuseum zusammengeführt.

Bereits im Erdgeschoss wird man auf die Textilindustrie eingestimmt mit einer Sammlung aus verschiedenen Stick- und Nähmaschinen. In der Ausstellung begegnet man auch einer Lochkarten-gesteuerten Stickmaschine. Damit wird auf den Maschinenbau Bezug genommen, der sich parallel zur Textilindustrie in und um Plauen entwickelte.

Im Museum spielen auch die sozialen Aspekte eine Rolle, wie zum Beispiel Kinderarbeit und zum Abschluss geht der Blick in die Gegenwart und die Zukunft mit modernen Textilien, die aktuell in der Entwicklung sind.

Plauener Spitze ist Weltspitze

Was in der Ausstellung keinesfalls fehlen darf: die Plauener Spitze, die der Stadt und der Region zu weltweitem Ruhm verholfen hat. Das textile Markenzeichen der Stadt wird in der "Fabrik der Fäden" in einem eigenen Raum präsentiert. Verschiedene Modelle, angefangen bei den duftigen Kleidern und Accessoires aus der Zeit der Jahrhundertwende bis hin zum Hochzeitsmini aus den 1970ern setzen die Plauener Spitzen effektvoll in Szene.

Die Blütezeit der Plauener Spitze begann mit zwei bahnbrechenden Erfindungen: 1880 gelang ein technisches Verfahren für das maschinelle Besticken von Tüll. Hinzu zu dieser Tüllspitze kam dann ab 1883 die Ätzspitze, bei der der bestickte Untergrund durch ein chemisches Verfahren entfernt werden konnte und einzig die Stickarbeit übrig blieb.

Preisgekrönte Mode aus Plauen

Damit war Plauen auf dem Pariser Modemarkt tonangebend. Die Auszeichnung für ein extravagantes Spitzenkleid auf der Weltausstellung läutete 1900 schließlich das Goldene Zeitalter für die Plauener Stickerei- und Spitzenproduktion ein.

Von dem damals prämierten Kleid existieren heute nur noch unscharfe Fotografien. Dennoch ist es den Gestaltern des estnischen Büros Koko gelungen, es als Hologramm in der Ausstellung wieder auferstehen zu lassen.

Historisches Gebäude trifft auf moderne Architektur

Die "Fabrik der Fäden" ist als Gebäude selbst ein architektonischer Blickfang. Der barocke Fabrikbau wurde innerhalb von drei Jahren aufwendig saniert. Gleichzeitig wurde der ehemalige Fabrikhof mit Glas überdacht und mit einer Glasfassade versehen.

Ein Haus mit moderner Glasfassade steht neben einem historischen Gebäude neben sommerlichen Bäumen.
Die Architektur des neuen Museums verbindet historische und moderne Elemente. Bildrechte: Chris Gonz

Bei der Gebäudegestaltung wurde der textile Charakter berücksichtigt. So erinnern Metalllamellen an der Fassade an eine weich fallende Gardine und an den Wänden ziehen sich die filigranen Muster der Plauener Spitze als Gestaltungselement durch alle Räume. Etwa 12 Millionen Euro hat dieser Umbau gekostet, hinzu kommen noch rund 2,5 Millionen Euro für die Innenausstattung.

Ein Gebäude mit einer gewellten Fassade, die an einen Vorhang erinnert
Die Metalllamellen an der Fassade des Museums erinnern an eine weich fallende Gardine. Bildrechte: Chris Gonz

Zukunft der Textilindustrie

Bei der Präsentation hat man Wert auf die Inszenierung von Exponaten gelegt. Das Gewinnerkleid der Pariser Weltausstellung von 1900 als Hologramm ist ein Beispiel dafür. Ein weiteres ist eine Installation aus gleichmäßig, nahezu rhythmisch gespannten Fäden, in denen Textilien, auch regionaler Hersteller, eingewebt sind, die sich aktuell noch in der Erforschung befinden. Insofern schafft die "Fabrik der Fäden" mit der neuen Ausstellung eine Verknüpfung von Geschichte, von Tradition und von der Zukunft der Textilindustrie.

Informationen zum Museum

Fabrik der Fäden
Weisbachsches Haus Plauen
Deutsches Forum für Textil und Spitze

Bleichstraße 1
08527 Plauen

Ab 12. November 2023
Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 18 Uhr

Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause)
Redaktionelle Bearbeitung: hro

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. November 2023 | 06:15 Uhr

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