Polizeibeamte der Spurensicherung stehen an einem Tatort auf der Straße.
Kriminaltechniker haben am Montag den Tatort in Tirpersdorf im Vogtland untersucht, wo ein Mann seine Familie umgebracht haben soll. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Tirpersdorf Getötete Familie im Vogtland: Haftbefehl erlassen

04. Juni 2024, 10:49 Uhr

Einen Tag, nachdem ein junger Mann die Polizei rief, weil er seine Mutter und seine Großeltern im Vogtland getötet habe, hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen. Nach der Tat steht die Gemeinde unter Schock, im Ort herrscht Sprachlosigkeit. Gestern Abend gab es spontan eine Andacht in der kleinen Kirche des Ortes.

Nach einem Gewaltverbrechen am Montag im sächsischen Tirpersdorf hat die Staatsanwaltschaft gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl wegen Mordes in drei Fällen erlassen. Der Beschuldigte wurde heute Nachmittag der zuständigen Ermittlungsrichterin vorgeführt. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, gehe das Gericht vom Mordmerkmal der Heimtücke aus. Das bedeute, dass der mutmaßliche Täter die Wehrlosigkeit der Opfer ausgenutzt habe.

Tatwaffe war eine Axt

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft habe der Beschuldigte seine Großeltern sowie seine Mutter im Schlaf überrascht und mit Axtschlägen gegen den Kopf getötet. Die Kriminaltechnik hatte die Tatwaffe im Rahmen der Spurensicherung am Montag sichergestellt. Der 28-Jährige sei bislang nicht vorbestraft, so die Staatsanwaltschaft. Zum Tatmotiv habe sich der Beschuldigte nicht geäußert. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft in der Jusitzvollzugsanstalt Zwickau.

Der Mann aus Tirpersdorf im Vogtland hatte am Montagmorgen um 4:45 Uhr den Notruf der Polizei gewählt. Er sagte, dass er seine Familie getötet habe. Die daraufhin eingesetzten Beamten fanden in dem betreffenden Einfamilienhaus an der Birkenstraße drei leblose Personen.

Bürgermeister spricht von Tragödie

"Es ist eine Tragödie", äußerte sich Ralph Six, Bürgermeister des Ortes zum Geschehen. Dieses "schreckliche Ereignis" habe niemand vorhergesehen, so etwas habe es hier in den vergangenen Jahrzehnten noch nie gegeben. 

Ein Kriminaltechniker mit Schutzanzug und Fotoapparat sichert in einem Vorgarten Spuren.
Kriminaltechniker sicherten im Lauf des Tages Spuren im Haus und auf dem Grundstück. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

"Das war eine anerkannte Familie", betonte der Bürgermeister. Der Großvater sei viele Jahre Vorsitzender vom Fußballverein gewesen. Die Großeltern, die Tochter und der Enkel hätten zusammen in dem Haus gelebt, seines Wissens habe es keinerlei Anzeichen für Probleme gegeben.

Nachbarn sind fassungslos

Ein Anwohner sagte am Montagvormittag einem MDR-Reporter vor Ort, dass er so schockiert sei, dass er sich heute nicht hinters Lenkrad seines Autos setzen wolle. Er kenne sowohl die Opfer als auch den mutmaßlichen Täter. Ihn beschrieb er als Eigenbrötler, der sich neben Haus und Hof auch viel um seine pflegebedürftigen Großeltern gekümmert habe. Streit oder Unstimmigkeiten seien ihm nicht aufgefallen.

Ein Streifenwagen und ein Fahrzeug der Kriminaltechnik stehen vor einem Eigenheim in einer Nebenstraße.
Das Haus, in dem die drei Toten gefunden wurden, liegt in einer ruhigen Nebenstraße. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

Mit dem Tod des 85-Jährigen hat der Sportverein von Tirpersdorf einen seiner früheren Aktiven und Förderer verloren. "Wir sind alle sehr betroffen", sagte einer der Vorstände am Montag. Er habe den Mann seit seiner Jugend persönlich gekannt, der den Spiel- und Sportverein (SSV) Tirpersdorf nach 1990 mit anderen wiedergegründet, zwei Fußballmannschaften aufgebaut und einige Jahre geleitet hat - und sich danach weiter dafür interessiert hat. "Wenn er Zeit hatte, kam er vorbei."

Andacht in Kirche

Am Montagabend haben viele Tirpersdorfer an einer Andacht in der Kirche teilgenommen. Gemeinsam seien Lieder gesungen und ein Psalm gelesen worden, um Unverständnis, Trauer und Fassungslosigkeit zur Sprache zu bringen, sagte Pfarrer Tilo Kirchhoff. Die rund 100 Menschen seien dankbar für das spontane Angebot in ihrer kleinen Kirche gewesen.

Pfarrer Tilo Kirchhoff (l) begrüßt Teilnehmer der Andacht vor der evangelischen Kirche Tirpersdorf.
Viele Tirpersdorfer haben am Montag in der Kirche der Opfer gedacht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Mike Müller

MDR (ama)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 03. Juni 2024 | 10:30 Uhr

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