Kulturhauptstadt 2025 Künstler gestalten besondere Fastentücher für die Passionszeit
Hauptinhalt
06. März 2025, 15:45 Uhr
Im Rahmen des Kulturhauptstadt-Programms werden unter anderem in Chemnitz und Zwickau die Altäre ausgewählter Kirchen verhüllt. Dafür haben Künstlerinnen und Künstler zeitgenössische Fastentücher gestaltet. Sie greifen dabei die alte Tradition der Verhüllung der Altäre in der 40-tägigen Passionszeit ab Aschermittwoch bis zum Ostersonntag auf. Anstelle schwarzer Fastentücher wird moderne Kunst gezeigt. Das Projekt findet im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 statt.
- Programm zur Kulturhauptstadt: Moderne Fastentücher u.a. in Chemnitz, Zwickau und Freiberg.
- Mit der künstlerischen Reihe sollen Menschen und Kirche in den Dialog gebracht werden.
- Der Brauch der Altarverhüllungen hat eine lange Tradition im christlichen Glauben.
In Chemnitz und Umgebung werden insgesamt neun Altäre mit zeitgenössisch gestalteten Fastentüchern verhüllt. Wie die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen mitteilte, sind die meisten dieser künstlerischen Fastentücher erstmals zu sehen.
Neben Chemnitz sind diese sogenannten Interventionen unter anderem im Dom St. Marien in Zwickau mit einem Werk von Michael Endlicher, mit Isabelle Borges in der Stadtkirche Zöblitz, mit Jessica Buhlmann in der Kirche Langenstriegis (Titelbild) oder mit Michael Morgner im Dom zu Freiberg zu sehen.
Kunst trifft Spiritualität: Verbindung zwischen Gesellschaft und Kirche
Die künstlerische Reihe der Interventionen ermögliche eine Verbindung zwischen Stadtgesellschaft oder Dorfgemeinschaft und ihren Kirchen, sagt der evangelische Kulturhauptstadtpfarrer Holger Bartsch.
Daher soll die Reihe auch fortgesetzt werden. "Kirche ist nach wie vor ein geschützter Raum für Kunst", so Bartsch.
Und durch derartige Projekte, in denen alte, christliche Traditionen ins Heute übertragen werden, kommen Kirche und Menschen wieder miteinander ins Gespräch, betont der Pfarrer.
Altarverhüllungen in der Fastenzeit haben lange Tradition
Die Verhüllung des Altars in der Passionszeit hat eine lange Tradition. Die Fasten- oder Hungertücher wollen den Blick hinter das Sichtbare auf das Verborgene lenken und laden zur inneren Umkehr ein.
Diese Tradition ist bereits seit 2023 im Rahmen der Vorbereitung auf das Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz in die Gegenwart geholt worden. So präsentierte etwa die Künstlerin Sabine Herrmann in der Propsteikirche auf dem Kaßberg das Fastentuch "Zeuginnen ohne Text".
Teil des Programms zur Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz
Die Altarverhüllungen sind Teil des Programms zur Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz. In der Kirche St. Joseph in Chemnitz werden in diesem Zuge auch die originalgetreuen Kopien der beiden weltbekannten "Zittauer Fastentücher" gezeigt. Hierbei wird die lange Tradition der Fastentücher deutlich.
Das große Fastentuch von Zittau zeigt in 90 Bildern biblische Szenen, sagt Benno Schäffel, katholischer Pfarrer in Chemnitz. Es sei 1472 entstanden und gleiche einer Bilderbibel. Die Malerei aus dem Mittelalter zeige auch viel Humor. "Wer sich die Zeit nimmt und auch ein bisschen sucht, der wird darauf schöne Entdeckungen machen", sagt Schäffel.
Wer sich die Zeit nimmt und auch ein bisschen sucht, der wird schöne Entdeckungen machen.
Im Begleitprogramm zu sehen: Die Künstlerin Sabine Herrmann
Die Künstlerin Sabine Herrmann, deren Fastentuch-Kunst bereits in den Vorjahren in Chemnitz zu sehen war, bringt auch 2025 begleitend zur Schau der Fastentücher in der Propsteikirche Chemnitz ihr Werk "Zeuginnen ohne Text" ein.
Auf dem Tuch sind Wortfetzen notiert, bei denen es sich um Aussagen von Frauen in den Leidensgeschichten der vier Evangelien handelt. Allerdings wurde in der Bibel nur über sie geschrieben, es gibt keine wörtliche Rede, sagt Pfarrer Schäffel. Das Fastentuch "Zeuginnen ohne Text" möchte diesen Frauen eine Stimme verleihen. Insbesondere dieses Werk korrespondiert mit dem Motto der Kulturhauptstadt "C the Unseen", indem es das Verborgene thematisiert.
Weitere Informationen zu den Kunst-Interventionen:
- Zwickau (Dom St. Marien) / Michael Endlicher
- Marienberg (Stadtkirche Zöblitz) / Isabell Borges
- Schneeberg (Hospitalkirche) / Giesela Polster
- Mittweida (Stadtkirche) / Brigitte Schwacke
- Stollberg (St. Marienkirche) / Katja Lang
- Frankenberg (Kirche Langenstriegis) / Jessica Buhlmann
- Freiberg (Dom) / Michael Morgner
- Chemnitz (St. Jakobikirche) / Young-Jae Lee (ab 9.3. / 11 Uhr)
Alle Projekte sind zu finden unter kulturkirche2025.de.
Quelle: MDR KULTUR (Elvira Speer), Redaktionelle Bearbeitung: nvm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. März 2025 | 15:08 Uhr