Infrastruktur Stahl statt Spannbeton? Plauener Brückenfirma hofft auf Aufträge
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09. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Seit dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden und der Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau sind Brücken aus Spannbeton in den Fokus der Öffentlichkeit geraten und werden vielerorts kritisch betrachtet. Der Stahlbrückenspezialist Plauen Stahl Technologie hofft deshalb, dass seine stählernen Brücken künftig häufiger nachgefragt werden.
- An Stahlbrücken kann man Rost und Risse gut erkennen.
- Der Chef des Dresdner Straßen- und Tiefbauamtes sieht in Spannbetonbrücken auch Vorteile.
- Die Plauener Firma wäre starktlar für den Neubau der Carolabrücke.
In Werkhallen, die so groß sind wie Fußballfelder, entstehen bei der Firma Plauen Stahl Technologie im Vogtland gewaltige Brücken. Zusammengebaut sind die oft hunderte Meter lang, weshalb dafür selbst die riesigen Hallen zu klein und die Kräne zu schwach wären. Aus diesem Grund werden sie für die Baustelle in bis zu 80 Tonnen schweren Einzelteilen vorgefertigt.
Brückenteile entstehen wie am Fließband
"Man baut sie tatsächlich einfach nur nebeneinander beziehungsweise hintereinander weg, kann sie schweißen und hat keine Einrichtarbeiten. Das ist wie ein kleines Fließband", sagt die Leiterin der Arbeitsvorbereitung bei Plauen Stahl Technologie, Frances Rölle.
Stahlbrücken können von innen inspiziert werden
Die Vorfertigung im Werk verkürzt die Bauzeit vor Ort. Außerdem sind Stahlbrücken auch von innen gut zu inspizieren, sodass hier Rost oder Risse frühzeitig entdeckt werden können. In Plauen hofft man nach den Problemen mit den maroden Spannbetonbrücken auf einen Auftragsschub.
Es ist vielleicht ein klassisches Vorurteil, dass der Stahl immer kostenintensiver sei als eine Massivbrücke.
"Es ist vielleicht ein klassisches Vorurteil, dass der Stahl immer kostenintensiver sei als eine Massivbrücke. Das kann man aus meiner Sicht nicht pauschal sagen, denn die Herstellungskosten hängen von den konstruktiven Ausführungsdetails aus. Darüber kann man die Herstellungskosten natürlich steuern", sagt der Geschäftsführer der Plauener Firma, Gerald Eckersberg.
Experte: Sowohl Stahl als auch Spannbeton haben Vorteile
Stahlbrücke oder Spannbetonbrücke? Beide haben ihre Vorteile, sagt Professor Reinhard Koettnitz, langjähriger Chef des Dresdner Straßen- und Tiefbauamtes: "Ich bin schon der Auffassung, Stahl hat seine Vorteile. Er hat eine lange Lebensdauer, ist sehr flexibel und hat ein gutes Verhältnis in Hinblick auf Gewicht und Festigkeit. Keine Frage. Aber auch der Stahlbeton beziehungsweise die Spannbetontechnologie hat wesentliche Fortschritte erreicht in den letzten 20 Jahren und das wird deswegen nicht vom Tisch sein."
Der Stahlbeton beziehungsweise die Spannbetontechnologie hat wesentliche Fortschritte erreicht in den letzten 20 Jahren und das wird deswegen nicht vom Tisch sein.
Plauener Firma wäre starktlar für Neubau der Carolabrücke
Die Plauener sind auf komplizierte Brückenbauprojekte spezialisiert, verarbeiten jährlich 30.000 Tonnen Stahl. Auch den Neubau der eingestürzten Dresdner Carolabrücke trauen sich die Vogtländer zu. "Auf jeden Fall würden wir wir die vorhandenen Dimensionen hinbekommen. Wir können die Brücke auch schlanker herstellen." Man sei auf jeden Fall startklar und könne das Bauwerk in einer relativ kurzen Zeit als Neubau in einer ähnlichen Silhouette wieder errichten, sagt Eckersberg.
Für die Plauener ist der Stahl naturgemäß der König der Baustoffe. Mit ihm sind sie vertraut. 280 Mitarbeiter planen, schweißen und montieren Brücken im Dreischichtrhythmus. Derzeit bauen sie eine Riesenbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal.
MDR (sth)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 06. Dezember 2024 | 19:00 Uhr