Chemnitz als Europas Kulturhauptstadt 2025 Künstler beeindruckt von Fundstücken aus DDR-Garagen
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29. April 2024, 08:11 Uhr
#3000Garagen heißt eins der großen Kunstprojekte zur Europäischen Kulturhaupstadt Chemnitz 2025. Zur Vorbereitung besuchte der Künstler Martin Maleschka am Samstag den Garagenhof in der Stollberger Straße. Hunderte Leihgaben von der Zylinderkopfdichtung bis zum Schwalbe-Tank konnte er einsammeln bei dieser ersten "Garagensprechstunde" – für seine Installation "Ersatzteillager", die er im Museum für Sächsische Fahrzeuge kreieren wird. Was er dort vorfand, hat ihn berührt.
- Für eine Kunst-Installation im Rahmen des Kulturhauptstadt-Projekts #3000 Garagen hat der Künstler Martin Maleschka bei einer "Garagensprechstunde" nach vergessenen Schätzen in DDR-Garagen gesucht.
- Nicht nur historische Bauteile, sondern auch die Geschichten hinter den Garagentüren sollen ins Kunstwerk einfließen.
- Maleschka bekam 30 Leihgaben und ist begeistert von der großen Unterstützung. Zwei "Garagensprechstunden" sollen folgen.
Sonnabendvormittag in Chemnitz. Garagenhof Stollberger Straße. 244 graue Stahltore. Angeordnet in fünf langen, schnurgeraden Reihen. Am Eingang – ein großes Plakat. Darauf steht: "Garagensprechstunde 10 bis 15 Uhr". Martin Maleschka hat sich angekündigt – und wird bereits erwartet.
#3000Garagen: Kunst-Installation im Kulturhauptstadt-Jahr
Rainer Loch will eine riesige Plastiktüte loswerden, die nach Motoröl riecht. "Alles gesammelte Werke. Trabi-Ersatzteile", sagt der Rentner. Zum Vorschein kommen Ersatzspiegel, Zylinderkopfdichtungen, eine Pappkiste mit Trabifedern, Rücklichter. Alles Dinge, für die Rainer Loch schon lange keine Verwendung mehr hat. Maleschka hingegen kann sein Glück kaum fassen. "Mega. Supergenial!", freut er sich.
Die Teile findet er ideal für seine Installation, die im Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz entstehen soll. Im Herbst wird sie als eines der ersten Projekte zum Kulturhauptstadtjahr 2025 eingeweiht. Auch wenn Martin Maleschka bislang nur eine vage Vorstellung davon hat: "Aber das macht's ja auch so spannend." Alles hänge davon ab, was er so finde. "Und dann lassen wir uns überraschen, was im Endeffekt daraus entsteht", so Maleschka.
Mikrokosmos Garagenhof in der DDR
Der Künstler aus Eisenhüttenstadt sammelt aber nicht nur Gegenstände, sondern auch Geschichten. Sie sollen in eine Broschüre einfließen, die die Ausstellung ergänzt. Es sind Geschichten vom Urlaub in Ungarn mit dem Wartburg 353, von gemeinsamen Weihnachtsfeiern im Garagenhof, dem großen Zusammenhalt, den gemeinsamen Grillfesten im Sommer.
Die Aufgeschlossenheit der Menschen haut mich um.
All das sei nach der Wende irgendwie eingeschlafen. Und alle, die ihm hier in der Garagensprechstunde davon erzählen, finden das schade. Martin Maleschka hört zu, fragt nach und staunt über die große Offenheit der Menschen: "Die Aufgeschlossenheit der Menschen haut mich um."
Hunderte Leihgaben
Am Ende blickt der Künstler auf einen riesigen Haufen mit Leihgaben aus insgesamt 30 Garagen. Danny hat einen defekten Schwalbe-Tank und die Hinterradabdeckung eines Motorrades beigesteuert. Er wohnt am anderen Ende von Chemnitz und ist früh aufgestanden, um seine Schätze zu übergeben, weil er "ein Teil des Ganzen sein will". Diese Aufgeschlossenheit für sein Projekt sei großartig, sagt Martin Maleschka ein wenig gerührt. Um seine Installation sei ihm bei so viel Unterstützung nicht bang, freut er sich.
Zum Abschluss der "Garagensprechstunde" versammeln sich dann Garagen-Eigentümer und Künstler am Grill. Quatschen, lachen, schwelgen in Erinnerungen. Und es ist fast ein bisschen wieder wie früher.
Zwei weitere "Garagensprechstunden" soll es noch geben, im Juni und im September 2024.
Quelle: MDR KULTUR (Jacqueline Hene), Redaktionelle Bearbeitung: ks, hro
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 17. April 2024 | 16:30 Uhr