Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) und Aleksandar Vucic, Präsident Serbiens
Nachdem sich Bundeskanzler Scholz Ende August bereits in Freiberg über das geplante Lithium-Abbau-Vorhaben bei Altenberg im Erzgebirge informiert hat, kommt er nun in Begleitung des serbischen Präsidenten in die sächsische Bergstadt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Sebastian Kahnert

Staatsbesuch Mit serbischem Präsidenten in Freiberg: Scholz betont Bedeutung von Lithium-Abbau

10. Dezember 2024, 19:46 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz und der serbische Präsident Aleksandar Vučić haben sich in Freiberg getroffen. Dabei ging es um den Lithiumabbau in Serbien und Sachsen. Im Fokus stand dabei der Aspekt der Umweltverträglichkeit.

Kanzler Olaf Scholz hat sich am Dienstag in Freiberg mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić getroffen. Scholz und Vučić besuchten das sächsische Oberbergamt, um sich über umweltverträglichen Lithium-Abbau zu informieren. Lithium ist zum Bau von Batterien für Elektroautos nötig. Vorkommen gibt es sowohl in Sachsen als auch in Westserbien. Der Abbau geht jedoch häufig mit massiven Umweltschäden einher. Entsprechend groß ist der Widerstand in der Bevölkerung.

Lithium für E-Mobilität

Bundeskanzler Scholz betonte am Dienstag die Bedeutung eines Lithium-Abbaus auch in Deutschland. "Wenn der Umstieg auf die E-Mobilität gelingen soll, muss es auch ausreichend Lithium für unsere Industrie geben", sagte der SPD-Politiker. "Wir brauchen diesen und andere kritische Rohstoffe - einmal durch zuverlässige und diversifizierte Lieferketten und andererseits auch dadurch, dass sie den heimischen Bergbau fördern."

Wenn der Umstieg auf die E-Mobilität gelingen soll, muss es auch ausreichend Lithium für unsere Industrie geben

Olaf Scholz Bundeskanzler

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, M) und Aleksandar Vucic (l), Präsident Serbien, begutachten während einer Kurzeinordnung von Gesteinsproben gemeinsam mit Marko Uhlig (r), Geschäftsführer Zinnwald Lithium, im Stadt- und Bergbaumuseum ein Stück lithiumreiches Gestein.
Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte) und Aleksandar Vučić (Links) gemeinsam mit Marko Uhlig, Geschäftsführer Zinnwald Lithium in Freiberg. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Sebastian Kahnert

Hohe Nachfrage

Die Nachfrage nach diesem Rohstoff werde enorm sein, so Scholz. Deshalb sei es wichtig, möglichst viele Projekte in Europa zu verwirklichen. Es brauche eine große Akzeptanz für Bergbau vor Ort. "Denn Bürgerinnen und Bürger blicken oft mit einer gewissen Sorge darauf, ob sich solche Projekte negativ auf die Umwelt auswirken." Deshalb seien hohe Standards beim Umweltschutz und bei der Nachhaltigkeit wichtig.

Lithium-Abbau: Serbien will von Sachsen lernen

Die Bergakademie Freiberg will ihre Expertise in ein deutsch-serbisches Projekt zum Lithium-Abbau einbringen. "Denn das, was wir auch in Zinnwald machen würden, könnten wir auch in Serbien umsetzen", sagte der Institutsdirektor für Technische Chemie, Martin Bertau dem MDR. An der Bergakademie habe man das zukunftsweisende COOL-Verfahren entwickelt. Zum aktuellen Stand erklärte er MDR SACHSEN: "Das Verfahren geht derzeit in die Umsetzung. Es wurde im 200 Liter-Maßstab erfolgreich geprüft, und nun plant eine spanische Firma eine Pilotanlage."

Dabei werde bei der Lithium-Gewinnung kein klimaschädliches CO2 freigesetzt, sondern verbraucht. Anschließend werde nach einigen weiteren Arbeitsschritten das Rohprodukt gewonnen, das sogenannte Lithiumkarbonat. Dieses sei von der Qualität her so, dass es direkt für die Herstellung von Batterien eingesetzt werden kann, ohne extra "aufgereinigt" zu werden. Zudem funktioniere das Verfahren nur mit erneuerbaren Energien, ohne fossile Rohstoffe und CO2-Emissionen.

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Das Besondere: "Wir schauen uns nicht nur die chemische Lithiumaufbereitung bzw. -gewinnung an, sondern auch die Reststoffverwertung - ein ganz zentrales Problem, das wir heute haben. Denn normalerweise werfen wir etwas weg, was mal Geld gekostet hat. Und dann zahlen wir auch noch Geld, um es wegzuschmeißen. Doch die Zeiten, wo wir uns solche Sachen leisten konnten, sind vorbei", so Martin Bertau.

Die TU Freiberg habe nachgewiesen, dass das Verfahren funktioniert. "Also gehen wir's an!", sagte Bertau. Gerne möchte die Erkenntnisse der TU Freiberg auf den Lithium-Abbau in Serbien einbringen - "umweltfreundlich, ohne ein Naturschutzgebiet, eine Tourismusregion zu gefährden."

Lithiumgewinnung in Deutschland mit Hindernissen Lithium wird zurzeit vor allem aus Salzlagerstätten und Solen in Südamerika gewonnen.

Eine bislang eher untergeordnete Rolle spielt die Rohstoffgewinnung aus sogenannten lithiumhaltigen Erzen, aus Sekundärrohstoffen wie verbrauchten Akkus und lithiumhaltigen Lösungen (Tiefenwässer, etc.). weil die Verfahren dazu ziemlich komplex sind.

Laut Einschätzung der TU Freiberg wird eine Gewinnung von Lithium in Form von Lithiumcarbonat aus den genannten Rohstoffen künftig aus wirtschaftlichen und geo­politischen Gründen dringend erforderlich sein. TU Freiberg

Lithium für eine Million E-Auto-Batterien im Jahr

Ende August hatte sich Scholz bereits im sächsischen Oberbergamt über das geplante Lithium-Abbau-Vorhaben bei Altenberg im Erzgebirge informiert. Durch das Projekt soll der Bedarf an batteriefähigem Lithiumhydroxid von jährlich einer Million Batterien für E-Autos durchschnittlicher Größe gedeckt werden. Mit Serbien hatte die EU im Juli einen Lithium-Deal vereinbart. Scholz hatte gemeinsam mit EU-Kommissionsvize Maroš Šefčovič in Belgrad eine Absichtserklärung unterschrieben, die eine umweltverträgliche Förderung des Leichtmetalls im Jadar-Tal ermöglichen soll. Dort befindet sich Europas größtes Lithium-Vorkommen.

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MDR (kav/ben)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 10. Dezember 2024 | 05:30 Uhr

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