Präventionsprojekt So will Freiberg illegale Graffiti in der Stadt verhindern

11. Juni 2023, 13:03 Uhr

Ähnlich wie in anderen Städten gibt es auch in Freiberg Probleme mit illegalen Graffiti. Damit diese schnell verschwinden, greift die Stadt Hauseigentümern bereits seit Mai finanziell unter die Arme. Jetzt ist ein weiteres Projekt an den Start gegangen, das Schmierereien in Zukunft verhindern soll. Kinder und Jugendliche spielen dabei eine zentrale Rolle.

In Freiberg dürfen jetzt ganz legal Wände mit Graffiti besprüht werden. Das Ordnungsamt lädt die Sprayer sogar dazu ein. Allerdings nicht überall, sondern ganz gezielt an einem Ort - dem 160 Meter langen Bahnhofstunnel Richtung Friedrich-Olbricht-Straße. "Wir wollen den Eisenbahntunnel, der hier die kürzeste Verbindung in die hintere Stadt darstellt, wieder schön machen und haben deswegen Kinder gefunden, die mit uns gemeinsam den Tunnel mit bergwerklichen Motiven, aber auch mit eigenen Kreationen verschönern", sagt Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger (parteilos). Es solle wieder Spaß machen, durch den Tunnel zu gehen, erklärt das Stadtoberhaupt.

Projekt will Kinder und Jugendliche sensibilisieren

Neben dem Spaß gibt es aber auch noch einen ernsten Hintergrund. Bei dem über die Allianz Sichere Sächsische Kommunen (ASSKomm) zu 90 Prozent vom Freistaat geförderten Projekt geht es auch darum, illegale Graffiti zu verhindern. "Die präventive Wirkung steht im Vordergrund. Kinder und Jugendliche, die an den Workshops teilnehmen, sprühen Bilder an die Wand und wollen natürlich nicht, dass die übersprüht werden. Somit haben sie im Kopf, dass sie auch selbst nicht an andere Bilder etwas ransprühen", sagt der Graffiti-Künstler Nico Roth aus dem Vogtland, der die Workshops leitet.

Zudem würden bestimmte Flächen freigelassen für den sogenannten Graffiti-Tourismus. "Wenn es solche legalen Flächen gibt, kommen Leute aus anderen Städten angereist und können dann in Ruhe ein Bild sprühen und es der Welt zeigen", erläutert Roth den Ansatz.

Ein Mann mit Glatze und Vollbart schaut freundlich in die Kamera.
Nico Roth ist seit 20 Jahren freischaffender Künstler. Für das Graffiti-Projekt wurde er von der Stadt Freiberg engagiert. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Es gibt ja auch diesen Graffiti-Tourismus, wenn solche legalen Flächen existieren. Da kommen dann Leute aus anderen Städten angereist und können in Ruhe ein Bild sprühen und es der Welt zeigen.

Nico Roth Graffiti-Künstler

Workshops als Teil der Graffiti-Strategie in Freiberg

Für Oberbürgermeister Sven Krüger ist das Projekt Teil einer umfassenden Strategie gegen illegale Graffiti. Bereits Anfang Mai hatte die Stadt ein eigenes Förderprogramm aufgelegt, bei dem Hauseigentümer zwischen 150 und 2.000 Euro erhalten können, wenn sie Graffiti schnell entfernen und neuen Schmierereien vorbeugen, beispielsweise indem sie die Fassade begrünen. "Das ist alles in einem Kontext zu sehen." Graffiti könne schön sein, könne auch Kunst sein. Daher habe man neben dem Förderprogramm auch das Präventionsprojekt ins Leben gerufen, so das Stadtoberhaupt.

Senioren wollen nach der Sommerpause mitsprühen

Rund 50 Teilnehmer haben nach Angaben der Stadtverwaltung bereits zugesagt, sich an der Gestaltungsaktion zu beteiligen. Sprayen werden im Juni zunächst Kameradinnen und Kameraden der Jugendfeuerwehr Freiberg sowie Schülerinnen und Schüler der Oberschule "Clemens Winkler", des Förderzentrums "Käthe Kollwitz", des Geschwister-Scholl-Gymnasiums und der Freien Gemeinschaftlichen Schule "Maria Montessori". Im September, wenn das Projekt nach den Sommerferien weitergeführt wird, haben sich außerdem Senioren angekündigt, die mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen und selbst einmal zur Spraydose greifen wollen.

Das ist das allererste Mal, dass ich bei so einem Projekt mitmache. Ich war ziemlich aufgeregt, als die gesagt haben, dass wir hier mit Sprühfarben sprühen dürfen.

Emma Teilnehmerin des Graffiti-Workshops in Freiberg

Kinder begeistert über das Malen an großen Wänden

Dass die Stadt mit dem Projekt vor allem bei Kindern einen Nerv getroffen hat, zeigt sich unter anderem an der 12 Jahre alten Emma von der Jugendfeuerwehr Freiberg. "Das ist das allererste Mal, dass ich bei so einem Projekt mitmache. Ich war ziemlich aufgeregt, als die gesagt haben, dass wir hier mit Sprühfarben sprühen dürfen", sagt das Mädchen und fügt an: "Mir macht es Spaß, weil es mit Malen ist. Ich zeichne allgemein sehr gerne in der Freizeit."

Sie habe im Vorfeld zunächst verschiedene Skizzen gezeichnet, unter anderem eine Flamme, die bei der Feuerwehr auf dem Helm drauf ist, sowie einen Feuerwehrschlauch und wegen der Stadt Freiberg auch noch Hammer und Schlegel. "Ich habe außerdem noch ein Feuerwehrauto gezeichnet, was durch ein Feuer fährt und dann Wasser spritzt", berichtet Emma von ihren Entwürfen, die jetzt in dem Tunnel umgesetzt werden.

Sicherheitsgefühl der Bürger soll gesteigert werden

Dass der Tunnel bald wieder vorzeigbar sein wird, liegt der Stadt neben den ästhetischen Aspekten noch aus einem anderen Grund am Herzen. So hatte eine Befragung des Ordnungsamtes im Juli 2022 ergeben, dass der Tunnel zwar gern von Bürgern als Abkürzung in die Innenstadt genutzt wird, sie aber sehr unzufrieden mit den Schmierereien und dem abgelagerten Müll sind.

Studien der Polizei bestätigten einen klaren Zusammenhang zwischen einem sauberen Umfeld und dem Wohlbefinden der Bürger, sagt Freibergs Ordnungsamtsleiterin Jana Lützner. Um dieses gute Gefühl noch zu steigern, sollen zusätzlich zur Unterführung auch etwa 80 Stromverteilerkästen der Stadt sowie der Stadtwerke mit Graffiti bunt gestaltet werden.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 09. Juni 2023 | 11:30 Uhr

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