Fehleranalyse Getötete Valeriia: Sächsische Schulbehörde räumt Versäumnis ein

27. Juni 2024, 15:51 Uhr

Die Schulbehörde in Sachsen hat Versäumnisse im Fall der getöteten Valeriia aus Döbeln eingeräumt. Demnach wurde die vorgeschriebene Meldekette am Morgen ihres mutmaßlichen Todes nicht eingehalten. Die verantwortliche Betreuungsperson wird demzufolge auch im neuen Schuljahr an der Schule arbeiten.

Das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) will aus dem Fall der in Döbeln getöteten Valeriia Konsequenzen ziehen. Wie Behördensprecherin Petra Nikolov MDR SACHSEN sagte, müssten die Schulen in Zukunft noch genauer hinschauen. Man werde alle "scharf auf die Einhaltung der Meldekette einstimmen". Im Fall der Lehrkraft des Mädchens sieht demnach die Staatsanwaltschaft Chemnitz kein strafbares Verhalten. Die Schülbehörde räumt indes nach ihrer dienstrechtlichen Prüfung ein Versäumnis ein.

Blumen und Kerzen und ein Foto der getöteten Valeriia aus Döbeln sind vor einem einem Gottesdienst auf dem Obermarkt zu sehen.
Die bei Döbeln getötete neun Jahre alte Valeriia ist in der Ukraine beigesetzt worden. Sie hatte mit ihrer Mutter in Deutschland Schutz gesucht vor dem russischen Angriffskrieg auf ihre Heimat. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Fehlstunde nur im Klassenbuch vermerkt

Nikolov zufolge besteht an Valeriias Schule bei Fehlen von Schülern zum Unterrichtsbeginn ein etabliertes Verfahren zur Meldepflicht und den Meldewegen. Das sei allen Verantwortlichen bekannt. Die Betreuungsperson habe das Fehlen von Valeriia im Klassenbuch vermerkt. Doch habe sie es versäumt, es an das Schulsekretariat weiter zu melden. Die Behörde geht aber nicht von Absicht aus, vielmehr vom hektischen Schulalltag als Ursache. "'Im konkreten Fall lagen Umstände vor, die, wenn überhaupt, auf eine geringe Schuld hindeuten."

Aufgrund engmaschig durchzuführender Aufsichtspflichten hat diese Person es jedoch versäumt, das Fehlen der Schülerin Valeriia an das Schulsekretariat weiter zu melden, so dass bedauerlicherweise keine Information an die Mutter erfolgte.

Petra Nikolov Lasub-Sprecherin
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Lehrperson arbeitet weiter an Grundschule

Mit der Person sei ein Personalgespräch geführt worden, hieß es. Sie werde im neuen Schuljahr weiter an der Grundschule in Döbeln arbeiten, jedoch nicht mehr Valeriias Klasse unterrichten, sagte Nikolov auf Anfrage von MDR SACHSEN. Über dienstrechtliche Konsequenzen für die Beteiligten machte die Schulbehörde aus Datenschutzgründen keine Angaben.

Trauernde Mutter dankt Schule

Valeriias Mutter und Großmutter haben indes der Grundschule ihrer Tochter und Enkelin gedankt. Sie sei dort glücklich gewesen, sagte Mutter Nadia, die noch eine jüngere Tochter hat, im Gespräch mit der Döbelner Allgemeinen Zeitung. Beide wollen demnach keine Vorwürfe gegen die Schule erheben. Die Einrichtung habe keinen Hass verdient, der gerade von vielen Menschen über sie komme.

Valeriia ist hier jeden Tag sehr gern hingegangen. Sie war glücklich an dieser Schule.

Mutter der getöteten Valeriia im Interview mit der Döbelner Allgemeinen Zeitung

MDR (ben/mwa/wim)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 27. Juni 2024 | 13:30 Uhr

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