Landgericht Chemnitz Mordprozess im Fall eines getöteten Arztes zum Auftakt unterbrochen
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08. Januar 2025, 16:04 Uhr
Im März 2024 wird ein 69 Jahre alter Arzt in seinem Haus tot aufgefunden. Schnell kamen seine Ehefrau und zwei Bekannte der 60-Jährigen ins Visier der Ermittler. Sie sollen den Mann aus Habgier getötet haben. Zum Prozessauftakt will die Verteidigung die Verhandlung aussetzen lassen.
Vor dem Landgericht Chemnitz hat am Mittwoch der Prozess um den gewaltsamen Tod eines angesehenen Herzspezialisten begonnen. Die 60-jährige Witwe des Mannes, eine Tierärztin, ist zusammen mit ihrer Sprechstundenhilfe und deren Partner wegen gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Vor Beginn kam es zu einer Schlange vor dem Gerichtssaal, die etwa 100 Besucherplätze waren restlos belegt.
Angeklagte schweigen zu Prozessbeginn
Die Verhandlung wurde nach der Verlesung der Anklage unterbrochen und soll erst zum nächsten Verhandlungstermin fortgesetzt werden. Wie eine MDR SACHSEN Reporterin berichtet, stellte die Verteidigung Anträge, den Prozess auszusetzen, beziehungsweise neu anzusetzen. Die Anwälte hätten keine vollständige Akteneinsicht gehabt. Zudem seien die Angeklagten nicht rechtskonform belehrt worden. Die angeklagte Witwe hüllte sich zum Prozessauftakt in Schweigen. Auch die anderen beiden Angeklagten äußerten sich zum Auftakt am Landgericht Chemnitz nicht.
Staatsanwaltschaft: Mord aus Habgier und mit Heimtücke
Die Tatverdächtigen sollen den 69-Jährigen Kardiologen durch mehrere Stiche und stumpfe Gewalt gegen den Kopf getötet haben. Den Angeklagten wird Heimtücke und Habgier vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft wurde der vermögende Arzt umgebracht, weil es die Täter auf sein Geld abgesehen hatten. Die Frau, die der Arzt erst im Jahr vor seinem Tod geheiratet hatte, soll demnach in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt haben. Zugleich habe sie sich gesorgt, dass er sich von ihr trennen oder sein Vermögen einer Stiftung überlassen könnte.
Ehefrau, Sprechstundenhilfe und ihr Freund sind angeklagt
Laut Presseberichten soll die Ehefrau des Opfers den Abend mit ihrem Mann verbracht haben. Noch vor Mitternacht habe sie die Wohnung verlassen und gesagt, sie fahre in ihre eigene Wohnung nach Zwickau. Stattdessen soll sie sich auf einem nahegelegenen Parkplatz mit den zwei mutmaßlichen Komplizen, ihrer Sprechstundenhilfe und deren Freund, getroffen haben.
Den beiden habe sie den Schlüssel zur Wohnung ihres Mannes gegeben. Gegen 3 Uhr sollen die beiden in die Wohnung des Arztes eingedrungen seien und diesen mit Messerstichen und einem Bolzenschussgerät getötet haben. Zuvor sollen sie sich schon einmal an Münzen, Gold und Devisen im Wert von 200.000 Euro aus seinem Tresor bedient haben.
Umfangreiche Beweisaufnahme
Laut Anklage haben sich die Beschuldigten nicht zu den Vorwürfen geäußert bzw. sie bestreiten die Tat. Deswegen ist eine aufwendige Beweisaufnahme nötig. Die Staatsanwaltschaft stützt sich bei ihrer Anklage, neben weiteren Beweismitteln, auf die am Tatort gesicherten Spuren, auf bei den Angeschuldigten sichergestellte Gegenstände sowie die Ergebnisse der Auswertung verschiedener Mobiltelefone und Laptops.
Bislang sind für den Prozess 18 Verhandlungstage angesetzt. Dabei sollen nach aktuellem Stand 28 Menschen als Zeugen aussagen und drei Sachverständige vor Gericht angehört werden. Der Sohn und der Bruder des Getöteten sind Nebenkläger in dem Verfahren. Ein Urteil wird Ende April erwartet.
MDR (mwa/kbe)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 08. Januar 2025 | 06:30 Uhr