Bürgerbeteiligung Gamer, Rentner, Künstler: Kulturhauptstadt Chemnitz will Menschen zusammenbringen
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28. Oktober 2022, 13:08 Uhr
Vor zwei Jahren ist Chemnitz zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 ausgerufen worden. Gewonnen hat die Stadt mit einer Bewerbung, deren Fokus auf einer regen Bürgerbeteiligung lag. Am Donnerstag haben die Programmmacher über einen Aufruf informiert, der den Menschen in Chemnitz und dem Umland erneut die Möglichkeit geben soll, selbst mit aktiv zu werden.
- Damit sich Menschen mit ihren Ideen an der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 beteiligen können, soll es sechs Ausschreibungen geben.
- Ein Ausbildungsangebot soll es Menschen aus der Region ermöglichen, ins europäische Ausland zu reisen, um sich zu vernetzen.
- Ein weiterer Fokus liegt auf Ideen für generationsübergreifende Projekte, um die verschiedenen Altersgruppen besser mit einzubeziehen.
Die Programmmacher der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 haben Menschen aus Chemnitz und der Region aufgerufen, sich mit neuen Ideen an der Programmgestaltung zu beteiligen. Das Kapitel "Europäische Werkstatt für Kultur und Demokratie" aus dem Bewerbungsbuch war bislang nicht mit konkreten Projekten unterlegt. Das soll sich nun ändern.
Neben der weiteren Förderung von sogenannten Mikroprojekten sind für das kommende Jahr fünf Ausschreibungen geplant. Die Macher hoffen auf vielfältige Ideen. Ein paar Vorgaben gibt es allerdings. "Also wer die Bewerbung kennt, weiß, dass wir ein ganz klares Konzept haben. Dieses müssen wir auch verfolgen", erklärt Stefan Schmidtke, Geschäftsführer der Kulturhauptstadt GmbH.
"Wir haben auf unserer Webseite nochmal unsere fünf großen Themenschwerpunkte in kurzen Sätzen aufgeschrieben, damit jeder weiß, dass er sich daran orientieren kann, soll und muss. Denn wir müssen der EU ein kohärentes Programm abliefern, wo alles zu allem passt, sich ergänzt und ineinander greift." Die EU stelle hohe Ansprüche an ein europäisches Programm und dem müsse jedes einzelne Projekt auch entsprechen.
Mikroprojekte gehen in die elfte Runde
Bereits in der Bewerbungsphase entstanden die sogenannten Mikroprojekte. Am 15. November startet nun die elfte Runde, bei der kleine Projekte mit bis zu 2.500 Euro gefördert werden. Bei Projekten mit einer europäischen Dimension kann die Förderung auch bis zu 3.000 Euro betragen. So wurden in den letzten Jahren zum Beispiel bereits ein Basketball-Jugend-Camp, das beliebte Stadtteilfest "Einhundert Meter Sommer" und Tanzprojekte gefördert.
Förderung von europaweiten Festival- und Kongressbesuchen
Gleich zwei Ausschreibungen sind außerdem für das Ausbildungsprogramm "Soft Skills Akademie" vorgesehen. Dabei sollen im ersten Schritt Menschen der Region, die eine gute Idee beisteuern wollen, die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um sich europaweit zu vernetzen. Dazu können zum Beispiel Festivals oder Kongresse im europäischen Ausland besucht werden. Die Ideen sollen sich an der Schnittstelle zwischen Kunst, Kultur und Demokratiearbeit bewegen. Im zweiten Schritt des Programms soll dann die konkrete Umsetzung von Projekten gefördert werden.
Grenzüberschreitende Projekte mit Polen und Tschechien
Hinter dem Titel "CZ-PL-D" verbirgt sich die Förderung von grenzüberschreitenden Projektideen, bei denen Menschen aus Tschechien, Polen und Deutschland zusammenarbeiten. Dabei können die deutschen Macher sich Partner aus Polen und Tschechien oder nur einem der beiden Länder suchen. Die Ausschreibung soll den Menschen Gelegenheit geben, "Europa vor der eigenen Haustür zu entdecken", sagt die Projektverantwortliche Agnieszka Kubicka-Dzieduszycka. Sie wundert sich, dass es trotz der Nähe zur Grenze noch nicht viele Partnerschaften der Kulturschaffenden gibt. Die Nachbarländer sollen 2025 eine wichtige Rolle im Programm der Kulturhauptstadt spielen.
Generationsübergreifende Projekte im Fokus
Unter dem Namen "Generationen feiern" werden Projekte gesucht, die jüngere und ältere Zielgruppen in den Blick nehmen und diese auch beteiligen. "Wir hoffen auf Projekte, die zum Beispiel die Zielgruppen sichtbarer machen, ihre Themen in den Blick nehmen und ihnen eine Bühne geben", sagt Julia Palarz, die Projektverantwortliche für "Generationen feiern". "Aber auch sie einlädt, ihre Lebenswelt mitzugestalten und auch Teil dieser Stadtgesellschaft zu sein." Der Fokus liege dabei auf dem generationsübergreifenden Ansatz und auf Projekten, die aus den einzelnen Generationen heraus entwickelt werden.
Projekte von Älteren für Ältere und von Jugendlichen für Jugendliche seien willkommen. "Aber trotzdem haben wir diesen generationsübergreifenden Fokus, weil wir einfach glauben, dass das die größte Chance ist, die Chemnitz hat", sagt Palarz. "Wie können wir es zum Beispiel schaffen, dass das Wissen von den vielen älteren Menschen, die hier in der Stadt leben, an die Jugendlichen weitergegeben wird."
Urbane Populärkultur sichtbar machen
Die Ausschreibung "Urbane Populärkultur" soll eine Lücke zwischen dem Kunst- und Kulturprogramm und der wenig sichtbaren Populärkultur in Chemnitz schließen. Damit sind zum Beispiel Film, Literatur und Musik gemeint. "Wir versuchen aber auch Themenfelder abzudecken, die nicht gleich als erstes in den Sinn kommen", sagt der Projektverantwortliche Steffen Biernath. "Da spielt auch sowas wie Gaming mit rein oder auch Tattoos." Besonders Augenmerk liegt auch auf den Themenfeldern Mode, Bar- und Kneipenkultur, Kochkultur und Gartenkultur.
Treffen für Interessierte am 3. November
2023 soll ein Jahr der Ideen, der Vernetzung und Partnersuche werden und dafür stehen insgesamt 750.000 Euro zur Verfügung. Wer das Geld bekommt, entscheidet allerdings nicht die Kulturhauptstadt GmbH, sondern es soll für jede Ausschreibung einen extra berufenen europäischen Fachbeirat geben. Für alle Interessierten soll am 3. November ein Informationsabend im Büro der Kulturhauptstadt GmbH stattfinden.
MDR (ali/igr)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 27. Oktober 2022 | 16:30 Uhr