Zwei junge Frauen in einer Werkstatt
Emily Gödicke, Holzspielzeugmacher-Azubi im 2. Lehrjahr in Seiffen (vorn) und Luise Anna Renner haben in Carmel in den USA ihr Handwerk auf dem Christkindlmarkt vorgestellt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Seiffen Lime Tree und mehr: Azubis zeigen in USA auf "Christkindlmarkt" ihr Können

12. Dezember 2024, 05:00 Uhr

Emely Gödicke und Luisa Anna Renner sind Lehrlinge aus Seiffen. Emely kommt aus Leipzig und Luisa Anna aus Pirna. Im Advent 2024 sind die angehenden Spielzeugmacherinnen als erste ihrer Zunft nach Carmel in den USA gereist. Die Partnerstadt von Seiffen nördlich von Indianapolis hat mit dem "Christkindlmarkt" einen echten deutschen Weihnachtsmarkt. Dort haben die Azubis den Amerikanern gezeigt, was ein Spanbaum oder ein Reifentier ist. Mit vielen Erlebnissen kehrten sie ins Erzgebirge zurück.

Seiffen zu Besuch in Carmel - zwei angehende Holzspielzeugmacherinnen haben die Tradition von Nussknacker und Co. in den USA bekannter gemacht. Luise Anna Renner und Emily Gödicke lernen den Beruf der Holzspielzeugmacherin in Seiffen. Während einer Woche in Carmel haben sie in einer Schauwerkstatt auf dem dortigen Weihnachtrsmarkt ihr Können gezeigt.

Und was wurde da beispielsweise vorgeführt? Die ruhige Hand für die berühmten Spanbäume, erklärte Azubi Luise Anna Renner. "Man muss das Werkzeug immer im gleichen Winkel halten, damit die Späne gleich dick werden. Sie müssen die richtige Länge bekommen, damit der Baum eine schöne Form hat." Abrutschen dürfe man sowieso nicht, damit die Locken nicht abbrächen.

Besuch in Highschool "wie im Film"

Fünf Tage lang sind sie auf dem Markt in Carmel gewesen. Auch für ihre Ausbildung, die es so in Amerika nicht gibt, haben sie die Werbetrommel gerührt. "Es gibt in Amerika keine duale Ausbildung, bei der man in die Schule geht und auch im Betrieb arbeitet", hat Luise Anna erfahren. Man müsse dort eher für die Schule bezahlen. "Viele waren überrascht darüber, dass wir Geld kriegen und trotzdem in die Schule gehen."

Viele waren überrascht darüber, dass wir Geld kriegen und trotzdem in die Schule gehen.

Luisa Anna Renner Holzspielzeugmacher-Azubi im 2. Lehrjahr in Seiffen

Das größte Highlight neben den offiziellen Terminen war für die beiden Mädchen der Besuch der Highschool in Carmel. Emily zeigte sich von der Einrichtung mit den Spinden beeindruckt. "Man hat sich wie in einem Film gefühlt. Das war cool."

Zwei junge Frauen stehen in einer Werkstatt in Seiffen an maschinellen Drechselbänken.
Von der Seiffener Werkstatt reiszrn die beiden Holzspielzeugmacherinnen-Azubis Luise Anna Renner und Emily Gödicke (v.l.n.r.) in die USA. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wo liegt Carmel? Carmel ist eine Stadt im US-Bundesstaat Indiana mit etwa 100.000 Einwohnern. Eine Städtepartnerschaft verbindet die Stadt mit dem erzgebirgischen Seiffen.
Den "Carmel Christkindlmarkt" gibt es seit 2017. Rund eine halbe Million Besucher kommen jedes Jahr dorthin.

Emily Gödicke, Holzspielzeugmacher-Azubi im 2. Lehrjahr in Seiffen.
Emily Gödicke hat ihr Können auf dem amerikanischen "Christkindlmarkt" gezeigt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Deutsche Weihnachtsfreude in Indiana

Den Carmel Christkindlmarkt im Bundesstaat Indiana gibt es seit 2017. Hier kann nach eigener Aussage authentische deutsche Tradition erlebt werden. In den 60 Hütten verkaufen die US-Amerikaner all das, was sie mit Weihnachten in Deutschland verbinden.

Ein beleuchteter Torbogen mit der Aufschrift "Carmel Christkindlmarkt".
Der "Carmel Christkindlmarkt" setzt seit 2017 auf deutsche Weihnachtstradition. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ideenreichtum für die Flugreise

Die beiden Auszubildenden hatten sich sehr auf den Ausflug über den großen Teich gefreut und hatten extra zusätzliche Englischvokabeln gelernt für die Fachbegriffe und das Material.

Eine junge Frau sitzt an einem sogenanntem Stechbock, an dem Spanbäumchen hergestellt werden.
Luise Anna Renner braucht viel Fingerspitzengefühl für die Herstellung von Spanbäumchen am sogenannten Stechbock. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

"Wir haben Spanbaumstechen oder schnitzen übersetzt mit 'chip tree carving'. Und Linde heißt: lime tree. Ich bin sehr aufgeregt", sagte Luise Anna vor ihrem ersten Flug.

In einem Koffer verschwinden numerierte Holzteile, die zu einem sogenannten Stechbock gehören.
Man muss sich nur zu helfen wissen: Mit dem "Reise-Stechbock" kann die Spanbäumchenherstellung in aller Welt gezeigt werden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Tradition reist per Post in die neue Welt

Viele Dekoartikel, die in den Lehrwerkstätten der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule Seiffen entstanden sind, waren bereits per Post nach Amerika geschickt worden. Die für Seiffen typischen Reifentiere reisten als Rohmaterial ganz frisch mit nach Amerika, sagte Frederic Günther vom Verband der erzgebirgischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller.

Christkindlmarkt in Carmel, Indiana, USA
Dieser Christkindlmarkt steht rund 7.000 Kilometer entfernt von Deutschland im US-amerikanischen Carmel. Bildrechte: MDR

"Das sind Fichtenreifen. Wir wollen sie von den Gästen per Hand abschlagen lassen." Sie könnten dann erfahren, wie einzigartig das Reifendrehen ist. "Es ist immer ein Erlebnis, wenn man sich selbst sein Tier abstechen kann."

Luisa Anna Renner, Holzspielzeugmacher-Azubi im 2. Lehrjahr in Seiffen.
Luise Anna Renner hat erzgebirgische Fachbegriffe wie das "Spanbaumstechen" extra ins Englische übersetzt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Echt Erzgebirge als eingetragenes Markenzeichen wird übrigens nicht in Fremdsprachen übersetzt. Nördlich von Indianapolis auf dem Carmel Christkindlmarkt hieß es in der vergangenen Woche also: Erzgebirge first!

Frederic Günther (Verband der erzgebigischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller).
Verbandschef Frederic Günther will die amerikanischen Weihnachtsmarktbesucher mit den Reifentieren verblüffen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (tfr/dbö/mur/wim)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 17. Dezember 2024 | 19:00 Uhr

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