Aufarbeitung Warum ein alter Reichsbahn-Waggon von Schwarzenberg nach Budweis muss
Hauptinhalt
01. Januar 2025, 09:00 Uhr
Er ist der Allerletzte seiner Art: der Reisezugwaggon von Typ Lowa E5. In den Museumszügen der Schwarzenberger Eisenbahnvereins durfte der Wagen nicht fehlen. Nun allerdings nagt der Zahn der Zeit an dem dunkelgrünen Vierachser. Deshalb geht es demnächst auf große Reise ins tschechische Budweis. Dort wird er aufgemöbelt und soll bis Ende 2025 in das Erzgebirge zurückkehren.
Der Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde in Schwarzenberg hat für 2025 ein besonderes Vorhaben: Der historische Reisezugwagen von Typ Lowa E5 soll für die nächsten Jahre fit gemacht werden, um weiterhin in Museumszügen eingesetzt werden zu können. An der Außenhülle des Waggons mit seinen markanten Schiebetüren nagt der Zahn der Zeit. Der Geschäftsführer des Vereins, Axel Schlenkrich, zeigt Rostspuren. Allerdings wollen die Eisenbahnfreunde aus Schwarzenberg den Waggon nicht selbst ausbessern, sondern Profis ranlassen
Wir haben gesagt, wenn wir jetzt dranrumklecksen oder bissel was ausbessern, das hat keinen Zweck. Hier müssen mal Profis ran.
Waggon wird in Tschechien restauriert
Eine geeignete Werkstatt haben die Eisenbahnfreunde im tschechischen České Budějovice (Budweis) gefunden. Dorthin soll der Waggon in den nächsten Wochen geschafft werden - spätestens im Februar, wie Vereinsvorsitzender Thomas Strömsdörfer auf Nachfrage von MDR SACHSEN sagte. Ob das auf kurzem Weg über Johanngeorgenstadt oder mit Umweg über Zwickau passieren wird, stehe noch nicht fest. Sicher ist: "Wir bringen den Wagen bis zur Grenze, dort wird er abgeholt", erklärt Strömsdörfer.
Spendensammlung für Aufarbeitung
Der Verein hofft, dass der Waggon zu den Adventsfahrten 2025 in frischem Glanz wieder zurück im Museumzug ist. "Bis dahin fehlen uns 72 Sitzplätze im Museumzug." Die Aufarbeitung werde mindestens 150.000 bis 200.000 Euro kosten, hieß es. Dafür sammelt der Verein spenden. Eisenbahnfans hätten schon bei den Sonderfahrten in der zurückliegenden Weihnachtszeit mehr als 1.000 Euro für den Lowa E5 gespendet."Wir sind ein bisschen überrascht, das ist echt toll", freut sich Axel Schlenkrich.
Letztes Exemplar in Schwarzenberg gesichert.
Die Deutsche Reichsbahn der DDR hatte in den 1950er-Jahren genau 200 Lowa E5-Waggons bei der Vereinigung Volkseigener Betriebe des Lokomotiv- und Waggonbaus im Werk Bautzen beschafft. Sie liefen zunächst in Schnellzügen, später bei den S-Bahnen in Leipzig und Magdeburg. Bekannt waren die Fahrzeuge mit den dunkelgrünen Kunstleder-Sitzbänken auch aus Personenzügen auf Hauptstrecken, in Sachsen bis nach der Wiedervereinigung beispielsweise zwischen Plauen und Dresden.
Ihre letzten Einsätze absolvierten die Waggons auf der inzwischen stillgelegten Verbindung zwischen Aue und Blauenthal, quasi gleich vor der Haustür der Schwarzenberger Eisenbahnenthusiasten. Sie haben dann das letzte noch existierende Exemplar gesichert und in mühevoller Handarbeit liebevoll wieder hergerichtet.
MDR (lam/jsc)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. Dezember 2024 | 19:00 Uhr