Millionenprojekt Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen eröffnet

02. August 2024, 16:35 Uhr

Nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnet am Wochenende in Meiningen die Dampflok-Erlebniswelt. Das erklärte Motto: Gäste sollen nicht nur gucken dürfen, sondern Technik wirklich erleben können.

Porträt Regionalkorrespondentin Marlene Drexler
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Auch die Beteiligten wirken fast etwas überrascht, dass es mit diesem Termin wirklich geklappt hat. Wegen Bauverzögerungen war die Eröffnung der Dampflok-Erlebniswelt, ein Millionenprojekt, mehrmals verschoben worden. Am Ende ist es eine Punktladung: Minuten bevor Pressevertreter am Donnerstag vorab einen Blick in die Ausstellung werfen können, werden noch Teppiche ausgerollt. Der Andrang ist groß, auch überregionale Journalistinnen und Journalisten und Fachpresse sind angereist.

Ehemals Werkskantine, jetzt Ausstellungsraum

Der erste Eindruck, macht Eindruck: Das ehemals baufällige Gebäude, dessen Fenster und Türen verbarrikadiert waren, empfängt nun mit schickem Antlitz. Es steht auf dem Gelände des einzigen noch betriebenen Instandhaltungswerks für Dampflokomotiven in Europa. Gegründet 1863, werden dort bis heute Privat- und Museumsbahnen aus der ganzen Welt repariert. Wo sich früher die Werkskantine befand, führen nun ein paar Treppen hinauf in den Ausstellungsbereich.

Außenansicht der Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen
Die Erlebniswelt ist in einem historischen Gebäude auf dem Gelände des Instandsetzungswerkes für Dampfloks in Meiningen untergebracht. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Begehbare "Preußische T13"

Der Raum, weitläufig mit hohen Decken, erinnert an eine Bahnhofshalle mit mehreren Gleisen. An einem steht das Herzstück der Ausstellung: eine historische Lok, der Länge nach aufgeschnitten und begehbar. Gäste sollen das Innere der Lokomotive erkunden und so die Dampfmaschinentechnik verstehen können. Für Fans: Es handelt sich um eine Preußische T13, Baujahr 1914. Die knapp 40 Tonnen schwere Lok wurde vor über 100 Jahren für den Transport von Gütern eingesetzt. In das Ausstellungsgebäude wurde das Schwergewicht per Kran durch eine erst im Nachhinein zugemauerte Wand hineingehoben. Das erklärte Motto von Stadt und Planern war, dass Besucherinnen und Besucher hier nicht nur gucken dürfen, sondern Technik wirklich erleben können.

Ein Mann fotografiert eine Dampflok in der Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen.
Eine ganze Dampflok und eine halbe: Wie es im Inneren einer Dampflok aussieht, soll die aufgeschnittene T13 (rechts) veranschaulichen. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Anfassen ausdrücklich erlaubt

Die Ausstellung ist nicht riesig, aber dafür sehr abwechslungsreich und interaktiv gestaltet. Verschiedene Stationen laden dazu ein, sich in die Materie zu vertiefen. Informationen sind an selbstbedienbaren Touch-Screens aufbereitet, begleitet von Audiobeiträgen. Im Themenbereich "Werkstatt" können verschiedene Baustoffe kennengelernt und auch angefasst werden. Apropos anfassen. Trotz des kostbarem Haupt-Exponats findet sich in der neuen Dampflok-Erlebniswelt kein einziges "Bitte nicht berühren"-Schild. Im Gegenteil. Erinnerungsfotos, an die Lok angelehnt, sind ausdrücklich erlaubt.

Blick in den Fahrstand einer Dampflok
Anfassen erwünscht: Besucher können sich jedes Detail einer Dampflok genau anschauen. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Weitgefasste Zielgruppe

Das Aufwendige an dem Projekt war laut dem Stuttgarter Kurator Thomas Hundt, dass - abseits der Lok - die Ausstellungsstücke überhaupt erst aufgetan werden mussten. Dafür haben sich er und seine Kollegen in die Meininger Dampflokgeschichte vertieft, mit ehemaligen und gegenwärtigen Mitarbeitern des Instandhaltungswerks gesprochen. So wird die begehbare T13 und der gesamte Technikbereich ergänzt durch persönliche Geschichten über das Werk.

Für die Leiterin der Dampflokwelt, Johanna Weißler, sind es nicht zuletzt auch der authentische Ort und die authentischen Berichte, die die Erlebniswelt zu einem Erlebnis machen. Samstags werden übrigens regelmäßig auch Führungen durch das Werk angeboten, die sich als Ergänzung empfehlen. Außerdem gibt es im Untergeschoss Platz für wechselnde Sonderschauen, zum Start gibt es eine Fotoausstellung zu sehen. "Unser Ziel war es, einen Ort zu schaffen, der für eine breitgefächerte Zielgruppe interessant ist - von eingefleischten Dampflok-Fans bis zu neugierigen Kindern", so Kurator Thomas Hundt. Ergänzend gibt es eine kleine Cafeteria im Mitropa-Erinnerungsstücken.

Kritik an Aufschneiden der Lok

Für Eisenbahn-Fans ist jede historische Lok ein kleines Heiligtum. Da wundert es nicht, dass einige das Aufschneiden der T13 im Vorfeld kritisiert haben. Laut Erlebniswelt-Leiterin Johanna Weißler stand die Lok allerdings bisher vollkommen verrostet draußen herum. Für Meiningen sei sie jetzt immerhin komplett restauriert worden: "Gerade, weil es nur noch etwa drei von diesem Typ gibt, ist es doch umso wichtiger, sie in einem würdigen Zustand der Öffentlichkeit zu präsentieren", findet Weißler.

Tatsächlich ist aus dem Rosthaufen, der die Lok bei ihrer Ankunft im Meininger Werk war, ein funkelndes und glänzendes Schmuckstück geworden. Und, das ist Weißler ganz wichtig zu betonen: "Wir haben jedes einzelne Teil erhalten."

Finanziell ein Mammutprojekt

Die Erlebniswelt zu bauen, war ein finanzieller Kraftakt. Die Kosten lagen am Ende laut Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder (SPD) bei 18 Millionen Euro. Zwei Drittel wurden vom Land gefördert. Ursprünglich war mit zehn Millionen Euro geplant worden. Vor allem durch die Coronakrise hat sich der Bau verteuert. Angestellt sind sieben Mitarbeiter, inklusive der Museumsleiterin Johanna Weißler. Die 31-Jährige kommt aus Berlin und war zuvor am Deutschen Technikmuseum für den Sammlungsbereich Landverkehr, Schwerpunkt Schienenfahrzeuge, zuständig.

Hoffnung: Aufwertung der gesamten Region

Die Dampflok-Erlebniswelt ist für Meiningen zweifellos ein Gewinn. Bürgermeister Fabian Giesder hofft, dass durch sie neue Menschen auf die Stadt aufmerksam werden und sich die Verweildauer von Touristen verlängert. Er sieht aber auch Potenzial für die gesamte Region: "Vielleicht gibt es dann auch Gäste, die von Meiningen weiter nach Sonneberg fahren. Denn dort kann das Spielzeugmuseum ja mit den Modelleisenbahnen an das Thema anknüpfen."

Menschen in einer großen Halle.
Soll ein Touristenmagnet in Meiningen werden: die Dampflok-Erlebniswelt. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Insgesamt kalkuliert Meiningen mit 40.000 Gästen pro Jahr. Mit Museen macht man in der Regel kein Geld – zumindest nicht in erster Instanz. Bürgermeister Giesder nennt als Ziel, eine schwarze Null zu erwirtschaften. Die Stadt hat zudem den Anspruch, die Dampflokwelt regelmäßig weiter zu entwickeln, damit es sich für Menschen auch lohnt, mehr als einmal zu kommen.

Zweitägiges Einweihungsfest

Die Ausstellung wird in deutscher und englischer Sprache präsentiert. Nach der offiziellen Einweihung am Freitag ist die Dampflok-Erlebniswelt ab Samstag um 10 Uhr für den normalen Publikumsverkehr geöffnet. Die Museumsleitung lädt zu einem Eröffnungswochenende mit Führungen, Live-Musik und zahlreichen Angeboten für Kinder ein.

MDR (med/dr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 02. August 2024 | 19:00 Uhr

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