"Lonig und Havendel" Märchenhafter Film über Annaberg-Buchholz beim Max-Ophüls-Filmfestival
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23. Januar 2025, 11:47 Uhr
Beim Max-Ophüls-Filmfestival 2025 in Saarbrücken ist auch der Film "Lonig & Havendel" in der Premiere gelaufen. Gedreht hat ihn die Chemnitzer Filmemacherin Claudia Tuyết Scheffel. Sie erzählt eine märchenhafte und auch autobiografisch geprägte Geschichte, die im Erzgebirge spielt. Hauptdarstellerin ist eine junge Vietnamesin, die dort hingezogen ist, um Schnee zu sehen und Deutsch zu lernen.
- Der Film "Lonig & Havendel" wurde in Annaberg-Buchholz, der Kindheitsstadt von Regisseurin Claudia Tuyết Scheffel gedreht.
- Es ist eine Art Heimatfilm, geprägt von autobiografischen Erlebnissen.
- Die Handlung rutscht irgendwann ins Märchenhafte, schwebt zwischen zwei Welten und wird meditativ erzählt.
Im Wettbewerb beim 46. Filmfestival Max Ophüls Preis läuft auch der Film "Lonig & Havendel". Gedreht wurde er in Annaberg-Buchholz. Regisseurin Claudia Tuyết Scheffel wurde 1995 in Chemnitz geboren und ist in Annaberg-Buchholz aufgewachsen. Sie hat Bildende Kunst mit Schwerpunkt Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg studiert. Sie lebt in Chemnitz und Hamburg. "Lonig und Havendel" ist ihr Abschlussfilm.
Wichtiges Festival für den Film
Am Samstag werden beim Filmfestival die Preise vergeben. Dort laufen auch die Filme "Rote Sterne überm Feld" mit den Darstellern Hermann Beyer aus Altenburg und Andreas Döhler aus Wermsdorf sowie "Ninja Motherf*cking Destruction" mit Emma Suthe, die an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig studiert hat.
Das Filmfestival Max Ophüls gilt als eines der wichtigsten Foren für Nachwuchsfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit 1980 findet es jährlich in Saarbrücken in Erinnerung an den jüdischen Regisseur Max Ophüls (1902-1957) statt.
Zwischen Heimat und Fremdheit
"Lonig & Havendel" ist eine Art Heimatfilm, weil er viele Elemente dieses Genres aufgreift. Diese werden aber auch ins Märchenhafte gedreht, um darüber hinaus auch vom Gefühl der Fremdheit zu erzählen.
Der Film von Regisseurin Scheffel ist autobiografisch motiviert. Als Tochter einer vietnamesischen Vertragsarbeiterin und eines ostdeutschen Vaters erzählt sie aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, als junge migrantisch gelesene Person im Erzgebirge zu leben, von Alltagsrassismus und Fremdheitserfahrung.
Paralleluniversum in Annaberg-Buchholz
Scheffel präsentiert zwei gespiegelte Geschichten, die beide in Annaberg-Buchholz spielen – jedoch mit einer Art Paralleluniversum. Auf der einen Seite wird von dem jungen Mann Duc (gespielt von Tri An Bui) erzählt. Er ist Sohn der Betreiber eines stadtbekannten Asia-Imbisses, im Ort aufgewachsen und versucht sich von seinen Eltern zu emanzipieren.
Auf der anderen Seite gibt es die Geschichte der jungen Frau Trúc Lâm (dargestellt von Nano Nguyen), die als Austauschstudentin aus Vietnam kam, im Wohnheim nur andere vietnamesische Mädchen kennt, aber ein Faible für erzgebirgische Landschaften und Folklore entwickelt. Beispielsweise beschreibt sie in einer poetischen Szene ihrer Mutter am Telefon ausführlich, wie die Berge im Erzgebirge riechen.
Plötzlich im Märchen
Dann macht Trúc Lâm eine Führung im Bergwerk, geht dabei aber verloren – und kommt an einer anderen Stelle wieder heraus. Zwar findet sie in den Ort zurück, aber die Menschen sind wie ausgetauscht, so auch der junge Mann aus dem Asia-Imbiss.
Hier kommt ein märchenhaftes Motiv in den Film. Die Protagonistin ist im Berg einem Dämon begegnet, der ihr anbietet, sie nach Hause zu bringen, wenn sie in fünf Tagen eine Person findet, die er mit ins Totenreich nehmen kann. Ansonsten würde er Trúc Lâm in einen Baum verwandeln.
Meditative Filmsprache
Das alles könnte ein altes erzgebirgisches Märchen sein – aber ebenso gut auch ein vietnamesisches. Es ist eine Schnittstelle zwischen den Welten.
Der Film erzählt alles in ruhigen und präzisen Bildern, fast meditativ. Scheffler hat für ihr Thema eine eigene Ästhetik entwickelt. Die migrantischen Erfahrungen, von denen sie erzählt, das Ausgeschlossenwerden, auch Alltagsrassismen, das macht sie nebenbei und ohne Anklage.
So sind die Leute im Ort teilweise zwar etwas knorrig, aber nicht böswillig – und auch sehr authentisch mit einheimischen Laiendarstellern besetzt. Und auch andere Themen, die zum Gesamtbild gehören, werden miterzählt: So geht es um die jungen Leute in der Provinz, ihre Freundschaften und die Frage, ob man bleiben oder gehen soll.
Der Film
"Lonig & Havendel"
Regie und Drehbuch: Claudia Tuyết Scheffel
Musik: Florian Illing
Besetzung:
Tri An Bui: Duc
Nano Nguyen: Trúc Lâm
Marc Schwan: Tourguide 1
Volker Scheffel: Tourguide 2
Simone Tilk: Sportlehrerin
Denise Weinert: Carmen
Niklas Wetzel: Steve
Quelle: MDR KULTUR (Lars Meyer), Filmfestival Max Ophüls Preis
Redaktionelle Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. Januar 2025 | 07:30 Uhr